| # taz.de -- Justizministerkonferenz in Berlin: Keine Polizeifahndung auf Facebo… | |
| > Die Justizminister wollen die Unterbringung psychisch kranker Straftäter | |
| > reformieren. Abgelehnt wurde ein Vorschlag zur Funkzellenabfrage. | |
| Bild: Sieht fast aus wie ein Fahndungsfoto, ist aber ein Porträt von Mark Zuck… | |
| BERLIN taz | Die Polizei soll künftig verstärkt im Internet fahnden dürfen | |
| – nicht aber bei Facebook oder in anderen sozialen Netzwerken. Das | |
| beschloss an diesem Donnerstag die Justizministerkonferenz in Berlin. | |
| Öffentliche Fahndungsaufrufe sollen nur auf staatlichen Internetseiten | |
| möglich sein. | |
| Öffentliche Fahndungsaufrufe sind bei „Straftaten von erheblicher | |
| Bedeutung“ schon lange gesetzlich erlaubt. Üblich waren bisher Steckbriefe | |
| und Fahndungsaufrufe in Zeitungen sowie in Rundfunk- und Fernsehsendern. | |
| Theoretisch kann auf dieser gesetzlichen Grundlage auch das Internet | |
| genutzt werden, eine Verwaltungsvorschrift besagt jedoch: „Private | |
| Internetanbieter sollen grundsätzlich nicht eingeschaltet werden.“ | |
| Künftig sollen Fahndungsaufrufe zwar verstärkt auf Behördenseiten | |
| verbreitet werden, nicht aber auf Facebook. „Wir müssen sicherstellen, dass | |
| die Fahndung sofort beendet wird, wenn die Person gefunden wurde“, sagte | |
| Uta-Maria Kuder (CDU), die Justizministerin von Mecklenburg-Vorpommern. | |
| Dies wäre bei Facebook nicht gewährleistet. Die restriktive | |
| Verwaltungsvorschrift solle aber immerhin gelockert werden. Ein | |
| Modellversuch in Hessen habe gute Ergebnisse gebracht. | |
| Die Justizminister wollen außerdem auf den Fall Mollath reagieren und die | |
| Unterbringung psychisch kranker Straftäter reformieren. „Es ist bedenklich, | |
| wenn einem schuldunfähigen Täter für die gleiche Tat viel länger die | |
| Freiheit entzogen werden kann als einem schuldfähigen Täter“, sagte die | |
| saarländische Ministerin Anke Rehlinger (SPD). | |
| ## Vier Ansatzpunkte | |
| Diskutiert werden sollen vier Ansatzpunkte: Die Unterbringung in der | |
| Psychiatrie könnte auf schwere Anlasstaten beschränkt und auch zeitlich | |
| befristet werden. Außerdem könnte die Fortdauer der Unterbringung häufiger | |
| und auch von externen Gutachtern überprüft werden. Zuständig für eine | |
| gesetzliche Reform ist der Bund. | |
| Der schleswig-holsteinische Vorstoß zur Neuformulierung des | |
| Mord-Paragraphen im Strafgesetzbuch, wurde von der Justizministerkonferenz | |
| nur „zur Kenntnis“ genommen. Die Kieler Ministerin Anke Spoorendonk (SSW) | |
| will die aus der NS-Zeit stammende Formulierung „Mörder ist, wer …“ durch | |
| eine bloße Beschreibung der Tat ersetzen, weil es „keine geborenen Mörder“ | |
| gebe. | |
| Abgelehnt wurde ein Vorschlag, bei der Funkzellenabfrage die | |
| Benachrichtigung der Betroffenen zu verbessern. Die gegenwärtige Regelung, | |
| die in der Regel keine Benachrichtigung vorsieht, sei „ausreichend“. Ein | |
| Vorschlag aus Sachsen, die polizeiliche Nutzung von Handydaten | |
| einzuschränken, wurde gar nicht diskutiert. | |
| 14 Nov 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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