# taz.de -- Entlassungsplan bei DuMont: Ein Bruch mit der Firmenkultur | |
> Beim Kölner DuMont-Konzern drohen mindestens 84 Kündigungen. In einem | |
> Brief bitten die Mitarbeiter den Verlagspatriarch, darauf zu verzichten. | |
Bild: Der 86-jährige Aufsichtsratsvorsitzende Alfred Neven DuMont: Auf den Bri… | |
KÖLN taz | Es kommt einer Majestätsbeleidigung gleich. Mehr als 100 | |
Beschäftigte des Kölner Medienhauses M. DuMont Schauberg (MDS) haben einen | |
persönlichen Brief an den 86-jährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Alfred | |
Neven DuMont unterschrieben. Sie bitten ihn, dahin zurückzufinden, was sie | |
die „gute alte Vorgehensweise“ nennen. MDS solle auf die geplanten | |
betriebsbedingten Kündigungen verzichten. „Der Verleger hat offiziell nicht | |
geantwortet“, berichtet ein Betriebsrat. „Aber er hat uns wissen lassen, | |
dass er tief verletzt sei.“ | |
Bei einem der größten Zeitungskonzerne Deutschlands (u. a. Kölner | |
Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express, Berliner Zeitung, Hamburger | |
Morgenpost und Mitteldeutsche Zeitung) brechen neue Zeiten an. So | |
neoliberal es ansonsten aus dem Verlagsflaggschiff Kölner Stadt-Anzeiger | |
immer wieder schallt: Im eigenen Haus pflegte Verlagspatriarch Neven DuMont | |
bisher stets einen rheinisch-kapitalistischen, also sozialverträglicheren | |
Umgang mit seinen Mitarbeitern. | |
Doch damit ist es vorbei. Erstmals in der Nachkriegszeit soll zum kommenden | |
Jahr mindestens 84 Beschäftigten des Kölner Stammhauses betriebsbedingt | |
gekündigt werden – ein Bruch mit der bisherigen Firmenkultur. „Jeder zehnte | |
Beschäftigte wäre davon betroffen – und das, obwohl der Verlag in Köln | |
sowohl 2013 als auch 2014 nach eigenen Angaben Gewinne schreiben wird“, | |
empört sich der Betriebsrat. | |
Außerdem sollen nach den Plänen der Geschäftsführung große Abteilungen in | |
Niedriglohnfirmen ausgelagert werden. Davon wären 170 Mitarbeiter in | |
Verwaltung, Verlag und Druckzentrum betroffen. Die Korrektur und die | |
Bildbearbeitung in Köln sollen ganz geschlossen werden. Deren Aufgaben soll | |
der Standort im ostdeutschen Halle übernehmen. Die Beschäftigten dort sind | |
billiger: Sie arbeiten bereits in einer tarifungebundenen | |
Tochtergesellschaft. | |
## Die Redakteure sind noch nicht betroffen | |
Von einer „strukturellen und inhaltlichen Neuausrichtung auf die sich | |
deutlich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ spricht | |
MDS-Geschäftsführung. „Noch sind die Redakteure nicht betroffen, aber | |
früher oder später wird es auch sie treffen“, fürchtet | |
Ver.di-Gewerkschaftssekretär Stephan Otten. | |
Dabei hat MDS im vergangenen Jahrzehnt bereits kräftig Personal reduziert. | |
Mithilfe von Abfindungen, Altersteilzeit und Fluktuation senkte das | |
familiengeführte Verlagshaus im Laufe des vergangenen Jahrzehnts die Zahl | |
der Beschäftigten von 2.000 auf 848. „Wir haben es geschafft, die | |
Belegschaft mit einvernehmlichen Lösungen zu reduzieren“, sagt der | |
Betriebsratsvorsitzende Robert Josephs. „Wir sind davon überzeugt, dass es | |
auch diesmal Möglichkeiten gibt, betriebsbedingte Kündigungen zu | |
verhindern.“ | |
Bisher verliefen jedoch alle Gespräche mit der Verlagsspitze im Sande. | |
Dabei hat der Betriebsrat gemeinsam mit der Gewerkschaft Ver.di in der | |
vergangenen Woche der Geschäftsführung und den MDS-Vorstandsmitgliedern | |
Christian DuMont Schütte und Isabella Neven DuMont „eigene | |
Einsparvorschläge von erheblichem Umfang“ vorgelegt, „die zwar für viele | |
Kolleginnen und Kollegen schmerzhaft sein werden, die aber nach unserer | |
Überzeugung geeignet sind, vorerst alle Arbeitsplätze bei MDS zu erhalten“. | |
Details will Betriebsratschef Josephs zwar nicht nennen, aus Verlagskreisen | |
ist jedoch von einem Einsparvolumen von rund 4 Millionen Euro die Rede. Es | |
heißt, selbst der Verzicht auf Tarifbestandteile sei nicht tabu. | |
Die Vorschläge hat sich die Unternehmensseite angehört. An den eigenen | |
Plänen will sie aber nichts ändern. „Das Gespräch hat in einer sehr | |
kontroversen Atmosphäre stattgefunden“, berichtet Gewerkschaftssekretär | |
Otten. Am 5. Dezember trifft man sich wieder. „Zielsetzung ist es, an | |
diesem Tag zu einer Vereinbarung zur Bearbeitung aller Themen zu kommen“, | |
teilte der Betriebsrat der Belegschaft mit. | |
17 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
Anja Krüger | |
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