# taz.de -- Transparenz von NGOs: Ins Blaue gespendet | |
> Erschreckendes Studienergebnis: Tier- und Umweltschutzorganisationen | |
> geben Spendengelder längst nicht immer transparent und wirtschaftlich | |
> aus. | |
Bild: Profitieren sie von den Spenden? Oder doch eher das Büro? | |
BERLIN taz | Straßenhunde in Rumänien, Massentierhaltung in Deutschland, | |
Abholzung des Regenwalds in Ecuador – gerade wenn das Jahr sich dem Ende | |
neigt, werben gemeinnützige Organisationen verstärkt um Spenden. Die | |
Stiftung Warentest hat in ihrer aktuellen Ausgabe gemeinsam mit dem | |
Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen 46 NGOs aus dem Umwelt- und | |
Tierschutzbereich unter die Lupe genommen. | |
Das Ergebnis der Untersuchung: Sechs Organisationen arbeiten nach Ansicht | |
der Tester wirtschaftlich, transparent und organisiert. Das sind Atmosfair, | |
der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der Deutsche | |
Tierschutzbund, Greenpeace, Provieh und der WWF. | |
In der Gruppe der Schlusslichter landet unter anderem die | |
Tierrechtsorganisation Peta. 19 Organisationen verweigerten von vorneherein | |
die Mitarbeit. Die wäre aber notwendig gewesen, denn die Organisationen | |
erhielten einen Fragenbogen und sollten darin getroffenen Aussagen auch mit | |
Unterlagen wie dem Jahresbericht belegen. | |
Die Tester untersuchten drei Bereiche: Wirtschaftlichkeit, Transparenz | |
sowie Organisation und Kontrolle. Kritierium für die Wirtschaftlichkeit war | |
der Anteil an Kosten für Verwaltung und Werbung: Höchtens 35 Prozent der | |
Ausgaben sollten für diese Posten draufgehen. Bei Transparenz interessierte | |
die Tester unter anderem, ob der Jahresbericht die Einnahmen und Ausgaben | |
korrekt nennt, die Website aktuell ist und sich etwas über die Struktur und | |
Bandbreite der Mitarbeitervergügungen in Erfahrung bringen lässt. | |
Der Punkt Organisation und Kontrolle widmete sich beispielsweise der Frage, | |
ob Spender die Möglichkeit haben, stimmberechtigtes Mitglied zu werden und | |
ob Mitarbeiter bei Reisen dazu verpflichtet werden, die zweite Klasse oder | |
die Economy Class zu nutzen. | |
## Werbung oder nicht? | |
„Die angelegten Kriterien sind auf eine kampagnenorientierte Organisation | |
wie wir es sind, so nicht anwendbar“, verteidigt sich Edmund Haferbeck von | |
Peta. Das betreffe beispielsweise die Frage von Mitgliedermailings: Sind | |
Emails, in denen die Anhänger zum Schreiben von Protestmails aufgefordert | |
werden, Werbung und die Kosten, wie das Personal, das die Schreiben | |
verfasst, dafür folglich dem Werbebudget anzurechnen oder nicht? | |
Dazu komme die grundsätzliche Struktur. Peta sei eine sehr hierarchisch | |
aufgebaute Organisation. „Hätten wir eine Struktur mit vielen | |
stimmberechtigten Mitgliedern, würden wir sofort von unseren Gegnern | |
übernommen werden“, sagt Haferbeck. Dennoch wolle man aus dem Test | |
Konsequenzen ziehen und werde künftig etwa die drei höchsten Gehälter auf | |
der Website veröffentlichen. | |
Doch auch bei den Spitzenreitern wie dem BUND sehen die Tester noch | |
Nachbesserungsbedarf – vor allem im Bereich Transparenz. Da bekamen selbst | |
die besten sechs Organisationen nur die zweitbeste Note, ein „mittel“. | |
Einer der Kritikpunkte: Der Umgang mit Provisionen. Verbände zahlen | |
Werbern, die neue Fördermitglieder gewinnen, häufig Provisionen – doch dass | |
das der Fall ist und wie hoch so eine Provision ausfällt, erfährt das | |
Neumitglied selten. „Wir werden die Anregung in jedem Fall aufnehmen“, sagt | |
Norbert Franck, Sprecher des BUND. | |
Spenden- und Beitrittswilligen rät die Stiftung Warentest vor allem, sich | |
nicht unter Druck setzen zu lassen. Werde etwa stark auf Mitleid gesetzt, | |
Zeitdruck aufgebaut oder gebe es keine ausführlichen Informationen über die | |
Verwendung von Spenden im Jahresbericht, solle man vorsichtig sein. | |
22 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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