| # taz.de -- Skandal im Finanzsektor: Die Willkür des Kapitals | |
| > Aufsichtsbehörden in Asien, den USA und Europa ermitteln gegen | |
| > Wechselkursbetrug. Banken sollen weltweit Devisenkurse manipuliert haben. | |
| Bild: Wenn das Kapital global hinkt, ist ein grundlegender Wechsel fällig. | |
| BERLIN taz | Die weltweite Finanzindustrie steht kurz davor, dass ein neuer | |
| Betrugsskandal offenbart wird. Ermittler in Asien, den USA und Europa | |
| untersuchen, ob Händler von Großbanken Devisenkurse zu ihren Gunsten | |
| manipuliert haben. | |
| Der Devisenmarkt ist mit Transaktionen von rund 5,3 Billionen Dollar am Tag | |
| das weltweit größte Finanzmarktsegment. Damit dürfte jeder Marktteilnehmer | |
| geschädigt worden sein, der Währungen tauscht – von Großkonzernen über | |
| Fondsgesellschaften bis hin zum Urlauber. | |
| Bekannt war bisher, dass Banken die Zinssätze Libor und Euribor beeinflusst | |
| haben. Unter Manipulationsverdacht stehen auch der für Großinvestoren | |
| wichtige Referenzzins-Indikator Isdafix sowie die Preisfindung auf den | |
| Goldmärkten. | |
| Sollten auch die Devisenkurse manipuliert worden sein, stünde damit der | |
| größte Teil der globalen Finanzmärkte in Betrugsverdacht. Die aktuellen | |
| Ermittlungen drehen sich konkret um das Londoner Währungsfixing, bei dem | |
| täglich zwischen 15:59:30 Uhr bis 16:00:30 Uhr innerhalb nur einer Minute | |
| weltweit beachtete Referenzkurse für Währungspaare, wie das | |
| Euro-zu-Dollar-Verhältnis, festgelegt werden. | |
| Durch illegales Ausnutzen von Insiderinformationen und manipulative | |
| Eigengeschäfte sollen Devisenhändler Kurse zu ihren Gunsten in die Höhe | |
| getrieben oder gesenkt haben, vermuten Ermittler. | |
| ## Manipulation nur ein schlechter Witz | |
| Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bestätigte | |
| gegenüber der taz erste Ermittlungen. „Wir schauen uns auch diesen Markt | |
| an“, so Sprecher Ben Fischer. Allerdings habe die Aufsichtsbehörde „bislang | |
| keine Informationen, nach denen Händler einer deutschen Bank in | |
| Manipulationen involviert waren“, wiegelt Bafin-Chef Raimund Röseler ab. | |
| Entlastet wird damit in erster Linie die Deutsche Bank. Das Institut ist | |
| neben der UBS aus der Schweiz, der britischen Barclays und der | |
| amerikanischen Citigroup ein Major Player auf den Devisenmärkten und | |
| wickelt 15 Prozent sämtlicher Währungsgeschäfte weltweit ab. Mindestens | |
| einer seiner Händler steht im Visier des FBI: In Chatrooms soll der Mann | |
| behauptet haben, er könne die Währungsmärkte beeinflussen. | |
| Zwar kontert die Deutsche Bank, es handle sich um einen misslungenen Witz, | |
| trotzdem teilt sie mit, sie habe ihren Händlern den Austausch | |
| elektronischer Nachrichten mit Mitarbeitern anderer Banken bereits im | |
| Frühjahr untersagt. Dies gelte „weltweit“, so ein Sprecher. | |
| Die Bundesregierung nimmt die Vorwürfe ernst. Sollten sich die | |
| Manipulationen der Devisenmärkte „bestätigen, könnte Anlass zu Anpassungen | |
| der Abläufe in diesem Marktsegment bestehen“, teilt das | |
| Bundesfinanzministerium mit. Allerdings stößt die Aufsichtsbehörde Bafin an | |
| ihre Grenzen: Noch haben die Beamten mit Sitz in Bonn keine offizielle | |
| Sonderprüfung eingeleitet. | |
| Lediglich „Unterlagen“ seien bisher per „Auskunftsverlangen“ angefordert | |
| worden. Und die internationale Kooperation der Bankenkontrolleure könnte | |
| offenbar auch besser sein. „Wir sprechen mit Aufsichtsbehörden in der | |
| ganzen Welt“, so Bafin-Sprecher Fischer; allerdings gebe es „kein | |
| konzertiertes Vorgehen“. | |
| 4 Dec 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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