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# taz.de -- Plagiatsaffäre um Exbildungsministerin: Keine Garantie für Schavan
> An der Ludwig-Maximilians-Universität München wehren sich
> Sprachwissenschaftler in einem offenen Brief gegen Schavan als neue
> Hochschulrätin.
Bild: „Und Zweitens: Frau Doktor, bitte!“ Ex-Bundesbildungsministerin Annet…
MÜNCHEN taz | Der 20. März 2014 wird für Annette Schavan kein normaler
Donnerstag. Um 10 Uhr vormittags beginnt am Verwaltungsgericht Düsseldorf
der Prozess der ehemaligen Bildungsministerin gegen die Universität
Düsseldorf. Sie möchte den Doktortitel zurückbekommen, den ihr die
Hochschule nach ihrer Plagiatsaffäre vor zehn Monaten aberkannte.
Vom Urteil hängt nicht nur ihr Ansehen unter Wissenschaftlern ab. Bestätigt
das Gericht den Entzug ihres Titels, könnte Schavan auch ihren Posten im
Hochschulrat der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) verlieren.
Innerhalb der Hochschule wurde die Kritik an der Personalie in den letzten
Tagen lauter. Und Universitätspräsident Bernd Huber gibt Schavan keine
Garantie für den Fall, dass sie den Prozess verliert.
Die CDU-Politikern sitzt erst seit vergangenem September in dem Gremium,
das die LMU selbst als eine Art Aufsichtsrat bezeichnet. Der Senat der
Universität winkte Schavans Ernennung durch. Zuvor hatte der damalige
bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) sein Okay gegeben.
Der Deutsche Hochschulverband kritisierte die Entscheidung schon damals.
Ein Sprecher des Verbands sagte: „Die Berufung von Frau Schavan in ein
bedeutendes Leitungsamt einer Exzellenzuniversität widerspricht dem
akademischen Comment und ist ein Affront gegenüber den Kollegen der
Universität Düsseldorf.“
Die beiden Studentenvertreter im Senat rechtfertigten ihre Entscheidung pro
Schavan gegenüber ihren Kommilitonen: In den nächsten Jahren entscheide der
Bundestag über Förderprogramme für Universitäten. Eine gut vernetzte Frau
wie Schavan im Hochschulrat könne da nicht schaden.
## Brief der zugespielt
Innerhalb der Universität blieb es lange Zeit bei nur vereinzelter Kritik.
Bis Anfang Dezember 43 Sprachwissenschaftler einen Protestbrief an Huber
schickten. Der Brief wurde auch der Süddeutschen Zeitung zugespielt. Die
zitierte aus dem Schreiben: „Die geltenden Regeln wissenschaftlicher Praxis
sind für Lehrende und Studierende gleichermaßen verpflichtend.“ Die
Dozenten könnten ihren Studenten schlecht vermitteln, dass Plagiate
verboten sind, „wenn ein schwebendes Plagiatsverfahren keinen
Hinderungsgrund für eine Berufung in den Hochschulrat darstellt“.
Huber selbst hält sich mit öffentlichen Aussagen zum Thema zurück. Als
Reaktion auf den Brief rechtfertigte er Schavans Ernennung am Mittwoch aber
vor dem Fakultätsrat der Sprachwissenschaftler. Die Plagiatsvorwürfe wolle
er nicht bewerten, sagte Huber. Für Schavans Posten spiele das auch gar
keine Rolle: Der Hochschulrat sei schließlich ein strategisches Gremium,
kein akademisches.
Als ein Professor wissen wollte, was passieren würde, falls Schavan ihren
Prozess verliert, wich Huber aus: Damit beschäftige er sich noch nicht.
Zudem könne sich ein solcher Prozess inklusive Revision monatelang
hinziehen.
Anstatt ein klares Bekenntnis pro Schavan abzugeben, spielt Huber also auf
Zeit. Falls die Politikerin ihren Doktortitel endgültig verliert, dürfte
das die Kritik innerhalb der LMU trotzdem neu entfachen. Aus einer weiteren
Fakultät heißt es, das Unbehagen über die Affäre sei auch dort zu spüren.
Die Diskussion darüber wolle man aber erst fortsetzen, wenn die
Entscheidung in Düsseldorf feststeht.
13 Dec 2013
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Annette Schavan
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Doktortitel
Bildung
Prozess
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Plagiat
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