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# taz.de -- Insolvente Flughäfen in Spanien: Betreiber verzweifelt gesucht
> 2008 wurde der Airport im zentralspanischen La Mancha eingeweiht. Doch
> mit der Krise bleiben die Fluggäste aus.
Bild: In Castellón wurde der Betrieb gar nicht erst aufgenommen.
MADRID taz | „In einem Ort der Mancha, auf dessen Namen ich mich nicht
besinnen kann …“ Der erste Satz in Spaniens bekanntesten Roman – „Don
Quijote“ von Miguel de Cervantes – bekommt derzeit eine neue Aktualität.
Mitten in der zentralspanischen Region, in Ciudad Real, 200 Kilometer
südlich von Madrid gelegen, spielt sich eines der tragisch-komischen
Kapitel des Baubooms ab.
Ein 28.000 Quadratmeter großer Flughafen wird versteigert und keiner will
ihn kaufen. Der Landeplatz mit einer Piste für die größten
Passagiermaschinen, die derzeit um den Globus jetten, wurde 2008
eingeweiht. Er sollte eine ganze Region entwickeln. Industriegebiete,
Urlaubsparadiese, Siedlungen, Golfplätze waren geplant.
Doch statt der 5 Millionen Passagiere jährlich landeten gerade einmal
100.000. Im Jahr 2011 wurde der Betrieb eingestellt. Jetzt wird das Bauwerk
zu einem Startpreis von 100 Millionen Euro versteigert. Sogar über eine
Veräußerung für einen symbolischen Preis wird bereits nachgedacht.
Der Zentralflughafen Ciudad Real war der erste private Großflughafen
Spaniens. Die Landesregierung von Castilla-La Mancha – damals in Händen der
Sozialisten – räumte alle Hindernisse bei der Genehmigung aus dem Weg.
Steuerabgaben an die betroffenen Gemeinden wurden erlassen. Der Flughafen
sollte Madrid Barajas Konkurrenz machen.
Doch ein Anschluss an den Hochgeschwindigkeitszug, der die Hauptstadt auf
eine Stunde Fahrzeit heranrücken sollte, wurde nie gebaut. Und der einst
überfüllte Flughafen Barajas leidet heute selbst unter der Krise. Ein
Drittel weniger Gäste verzeichnet der hauptstädtische Flughafen seit dem
Ende des Booms.
## Korruption und Bankrott
Verdient haben vor allem die Betreiber selbst. Denn sie fungierten über ein
breites Geflecht an Tochterfirmen als Bauunternehmen und Dienstleister.
Während der Flughafen selbst in den Bankrott ging, strichen sie so
Millionen ein. Leidtragende war etwa die regionale Sparkasse. Sie ging
ebenfalls pleite und musste mit Geldern aus der Bankenrettung – Spanien
erhielt von der EU über 40 Milliarden Euro – saniert und zu einer Bank
umgewandelt werden.
Der Fall La Mancha wird so zum Symbol für den Untergang einer Baukultur, an
der sich so manches Unternehmen gesundstieß, sich Banken verspekulierten
und letztendlich – ähnlich wie beim deutschen Bankrott-Flughafen
Kassel-Calden – der Steuerzahler die Rechnung begleichen muss.
Es ist nicht der einzige Geisterflughafen in Spanien. Im südostspanischen
Murcia wurde 2008 ebenfalls mit dem Bau eines internationalen
Regionalflughafens begonnen. Vergangene Woche musste die Regierung erneut
200 Millionen Euro zuschießen, um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern.
## Kurven sind zu eng für Jets
Doch die bekannteste Airportruine steht an der Mittelmeerküste, in
Castellón. 2011, mitten im Wahlkampf eingeweiht, hat der Flughafen bis
heute keine einzige Maschine gesehen. Der damalige Provinzfürst, der
Konservative Carlos Fabra, ließ gar für 300.000 Euro ein Denkmal seiner
selbst am Eingang des Gebäudes errichten. Mittlerweile wurde Fabras wegen
Korruption zu vier Jahren Haft verurteil, weitere Verfahren stehen aus.
Käufer für den Flughafen, der bis heute keine Betriebsgenehmigung hat,
finden sich ebenfalls keine. Denn um den Betrieb erneut aufzunehmen, sind –
so eine Berechnung der Tageszeitung El País – mindestens 3 Millionen Euro
nötig.
Unter anderem müssen die Aus- und Einfahrten zu den Start- und Landebahnen
umgebaut werden. Die Kurven sind zu eng für die Jets. Dutzende von
Millionen Euro flossen bisher aus öffentlichen Geldern, um die Bauruine zu
bewerben. Allein 2014 sollen weitere 8,6 Millionen Euro aus Steuergeldern
investiert werden.
30 Dec 2013
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
Wirtschaftskrise
Flughafen
Schwerpunkt Korruption
Protest
Schwerpunkt Korruption
Spanien
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Bußgeld
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