# taz.de -- Kommentar Geberkonferenz für Syrien: Assad steht für Terror | |
> Geld für die Hungernden zu sammeln ist bitter nötig. Trotzdem bleibt | |
> Skepsis angebracht. Denn bislang hat das Regime fast alle Hilfsgüter | |
> einkassiert. | |
Bild: Grenze nach Jordanien: über 9 Millionen Syrer sind momentan auf der Fluc… | |
Wir haben es gemächlich angehen lassen. Gestorben und geflohen wird ja weit | |
weg im finsteren Syrien, und das nun schon seit mehr als drei Jahren. Die | |
Schreckensbilder gehören also längst zum Alltag der Medienkonsumenten, aber | |
bislang störten und verstörten sie kaum. Denn die innere Abwehr stand und | |
steht: Es ist alles so unübersichtlich bei den Arabern, was lässt sich da | |
schon machen? | |
Doch allmählich gerät auch die träge und nur kurzzeitig von den | |
Giftgasanschlägen aufgeschreckte internationale Gemeinschaft unter Druck, | |
und auch die Golfstaaten werden unruhig. Zwar haben die UN letzte Woche | |
praktischerweise damit aufgehört, die Toten in Syrien zu zählen, doch die | |
Zahl der Vertriebenen gab sie an: Etwa 9 Millionen SyrerInnen sind auf der | |
Flucht, davon 6,5 Millionen im Land selbst. Syrien hatte im Jahr 2010 22,4 | |
Millionen EinwohnerInnen. Unter Beobachtung der westlichen Medien ereignet | |
sich eine unfassbare humanitäre Katastrophe. | |
Weswegen es jetzt einen zweiten Anlauf gab, Geld für die Hungernden zu | |
sammeln. Es kam deutlich weniger zusammen, als erhofft: 2,4 Milliarden | |
US-Dollar statt der von der UN erbetenen 6,5 Milliarden. Die Müdigkeit der | |
Geberländer ist also nicht überwunden. Trotzdem sind mehr als 2 Milliarden | |
ja nicht nichts. | |
Das noch größere Problem aber ist: Wie kann man sicherstellen, dass die | |
trotzdem zu finanzierenden Hilfsgüter nicht allein an Assad-Anhänger | |
verteilt werden? Bislang hat Regime alles daran gesetzt, ihm unliebsame | |
Stadtteile und Regionen abzuriegeln und auszuhungern. Zum Beispiel Goutha, | |
die Vororte von Damaskus, die mit Giftgas attackiert wurden. | |
## Terror durch Hunger | |
Nachdem er den Kampf militärisch noch immer nicht für sich entscheiden | |
konnte, trotz unausgesetztem Flächenbombardements und der Hilfe durch | |
extrem gewalttätigen Islamisten, die ebenfalls die demokratische Opposition | |
bekämpfen, ist Terror für Assad das Gebot der Stunde. Terror durch Hunger | |
und durch Islamisten. Das alles ist längst bekannt. | |
Trotzdem hält der Westen stur daran fest, der Diktator sei der einzig | |
verbleibende Garant für Stabilität und noch immer Bollwerk gegen den | |
Islamismus. Entsprechend hört man nichts davon, dass Ban_Ki-Moon Assad im | |
Vorfeld der für den 22. Januar angesetzten Konferenz Genf II eine | |
Waffenruhe abzuringen versuche oder zumindest das Zugeständnis, die Arbeit | |
internationaler Hilfsorganisationen nicht länger zu behindern. | |
Wenn das Regime aber weiter die Hilfsgüter beschlagnahmt, dann läuft man | |
Gefahr, mit den gesammelten Spenden vor allem Assads Krieg gegen die | |
Zivilbevölkerung zu finanzieren. Der hat bereits um die 140.000 Tote | |
gekostet. Wie viele Syrer müssen noch sterben, bevor der Westen Assad | |
endlich fallen lässt? | |
16 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Ines Kappert | |
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