# taz.de -- Erfolgreiches Bremer Theater: Sparsame Bühnenwirtschaft | |
> Das Theater Bremen erwirtschaftete letzte Saison erstmals seit Langem | |
> deutliche Überschüsse – weil überall gekürzt wurde. Doch es kommen auch | |
> mehr Zuschauer. | |
Bild: Mit eisernem Sparkurs in die Gewinnzone: Das Theater Bremen. | |
BREMEN taz | Das Theater Bremen hat die vergangene Spielzeit 2012/13 mit | |
einem Überschuss von mehr als 600.000 Euro abgeschlossen. | |
Das teilten am Freitag Intendant Michael Börgerding und der kaufmännische | |
Geschäftsführer Michael Helmbold mit. Das ist deshalb bemerkenswert, weil | |
das Theater unter seinem letzten Intendanten Hans-Joachim Frey (2007–2010) | |
mehrere Millionen Euro Defizit angehäuft hatte. Die intendantenlose Jahre | |
2011 und 2012 schloss das Theater mit einem kleinen Überschuss ab. Auch für | |
die vergangene Saison hatte das Theater offiziell „eine schwarze Null“ | |
erwartet. | |
Der Überschuss soll nach Angaben der Geschäftsführung ausschließlich dafür | |
genutzt werden, um die Altschulden – 2,8 Millionen Euro – zu tilgen. | |
Zustande kommt die positive Bilanz nach Helmbolds Worten vor allem durch | |
„viele Minderaufwendungen“. In erster Linie sind das Stellenkürzungen – … | |
betriebsbedingte Kündigungen verzichtete das Theater aber. | |
Auch allerlei Rationalisierungen, ein „konsequentes Controlling“ und | |
„strikte Vorgaben“ trügen ihren Teil bei, so Helmbold. Ferner wurden zwei | |
Produktionen in die laufende Spielzeit verschoben. Der Gesamtetat des | |
Theaters beträgt etwa 30 Millionen Euro. Dabei bekomme das Theater absolut | |
gerechnet heute zwar mehr Zuwendungen als vor drei Jahren, so Helmbold, | |
rechne man Tarifsteigerungen und Inflation hinein, seien es aber 400.000 | |
Euro weniger. | |
Betriebsrat Dirk Bauer zufolge hat das Theater bei den Personaleinsparungen | |
sein Plansoll schon jetzt „deutlich übererfüllt“. In der vergangenen | |
Spielzeit fielen etwa zehn der rund 400 Stellen weg, vor allem in der | |
Verwaltung, aber auch im künstlerischen Bereich. Auch Helmbold verzichtet – | |
auf ein eigenes Chefsekretariat. Bis 2017 müssen 18 Stellen gestrichen | |
werden, sagt Bauer, so war es abgemacht, doch am Ende, so der Betriebsrat, | |
könnten es auch 35 bis 40 Stellen sein. Heute beschäftigt das Theater noch | |
etwa 450 Leute. | |
Diese Kürzungen „merken wir auch“, sagt Bauer. „Wir können nicht mehr d… | |
gleiche Qualität auf die Bühne bringen wie noch vor ein paar Jahren.“ Es | |
werde an der Ausstattung gespart, am Bühnenbild und auch das Ensemble sei | |
„dünn besetzt“, etwa in der erfolgreichen Musiktheatersparte. | |
Er habe „extreme Bauchschmerzen“, den gegenwärtigen Sparkurs des Theaters | |
mitzutragen, sagt Bauer – dennoch hat der Betriebsrat ihn mit abgesegnet. | |
Weil die Alternative zu den Stellenstreichungen neuerliche Gehaltskürzungen | |
waren. „Insofern sind wir sehenden Auges ins Verderben gegangen“, so Bauer. | |
Doch um die künstlerischen Möglichkeiten der Zeiten unter Intendant Klaus | |
Pierwoß (1994–2007) zu haben, so Bauer, müsste die Stadt einen höheren | |
Zuschuss zahlen. „Das ist eine politische Frage“, sagt Bauer – und „nic… | |
durchzusetzen“. | |
Schon gar nicht, wenn’s ja auch so ganz gut läuft: In der aktuellen | |
Spielzeit gehen mehr ZuschauerInnen ins Theater als früher. Bis zum | |
Jahresende kamen 73.791 BesucherInnen, das sind über 17.000 Menschen mehr | |
als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch die Einnahmen sind gestiegen: | |
In der aktuellen Spielzeit wurden hier, bis Jahresende, über 940.000 Euro | |
gezählt. Im Vergleichszeitraum des Vorsaison waren es fast 200.000 Euro | |
weniger. „Wir liegen voll im Plan“ so Helmbold, der in der laufenden Saison | |
mit einem „positiven Abschluss“ rechnet. | |
Besonders gut laufen aktuell die Musiktheaterproduktionen „Der fliegende | |
Holländer“, „Orlando Furioso“ und „La Traviata“. Im Schauspiel sind … | |
allem „The Art of Making Money – die Bremer Straßenoper“, der | |
Leonard-Cohen-Liederabend „I’m your Man“ und die „Unschuld“ von Dea L… | |
erfolgreich. Das Stück hatte bundesweit für Furore gesorgt, nachdem die von | |
Börgerding seit Langem geförderte Dramatikerin die weitere Aufführung ihres | |
Werkes nach der Premiere verhinderte. Wegen eines Streits um die | |
Inszenierung, die dann überarbeitet werden musste – und so überregional | |
mediale Beachtung fand | |
Im Tanztheater fällt die Zwischenbilanz der laufenden Spielzeit sehr | |
gemischt aus: Während die Stücke des Hauschoreografen Samir Akika ganz gut | |
laufen, bleiben jene der „Artists in Residence“, Knut Klaßen und Monika | |
Gintersdorfer, hinter den Erwartungen zurück. „Sie werden nicht so | |
angenommen, wie wir uns das gewünscht hätten“, sagt Helmbold. Soll heißen: | |
Das Duo hat in Bremen wohl keine Zukunft. | |
17 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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