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# taz.de -- Kolumne Darum: Replik auf die Replikreplikreplik
> Vier lange Texte hat uns die „FAZ“ mit ins neue Jahr 2014 gegeben, die
> alle um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kreisen. Wahnsinn.
Bild: Wahnsinn, dieses Kinderkriegen. Und erst die Debatte darum
Zwei Jobs, zwei Kinder: Ich bin einer der „bewundernswerten Zombies“, von
denen neulich [1][Antonia Baum in der FAZ] schrieb. Ich trage auch die
„Gelassenheit und das Glück vieler junger Eltern“ in mir, von dem
[2][Stefan Schulz in seiner Replik auf Baum] in der gleichen Zeitung
schrieb – obwohl ich nicht mehr jung bin.
Ich begreife mich als Teil des Satzes „Wir sind in der Mehrheit“, den
Florentine Fritzen und Tobias Rösmann [3][wütend als Replikreplik gegen
Frau Baum schleudern]. Und selbst Melanie Mühl spricht [4][in ihrer
Replikreplikreplik] gleich doppelt von mir und meiner Familie, wenn sie
meine Kinder „Monster“ nennt und mich einen „unbelehrbaren Hedonisten“ …
trotzdem Kinder hat).
In vier langen Texten wirft man sich gegenseitig Standesdünkel,
Selbstoptimierung und Ahnungslosigkeit vor – mal vehement, mal verspielt,
immer aber in voller Überzeugung.
Zwei Wochen Zeit hat es mich gekostet, diese Texte zu lesen. Ich habe sie
zu Hause gelesen, und immer kam etwas dazwischen: erst ein Kind, dann das
andere, dann beide Kinder, dann die Frau, schließlich alle zusammen.
Allein die Lektüre von Baums Text dauerte drei Tage. Solche Texte dürfen
einfach nicht an Tagen erscheinen, an denen der Sohn Gitarre übt, die
Tochter vor einer Erdkunde-Klassenarbeit steht und ich selbst zwei Artikel
zu Ende schreiben muss.
## Auch Wahnsinn: Alter Calvados aus Kindergläsern
„Man muss wahnsinnig sein, heute ein Kind zu kriegen“, lautet die
Überschrift des Artikels von Frau Baum, und damit hat sie recht. Man muss
aber auch wahnsinnig sein, wenn man für die FAZ arbeitet oder für die taz
und ganz ohne Wahnsinn kommen auch die Bundesligatabelle, die
Sitzverteilung im Deutschen Bundestag und die Tatsache nicht aus, dass ich
einen wunderbaren alten Calvados manchmal unachtsam aus bunten
Kindergläsern trinke.
Diese ganze FAZ-Debatte ist der helle Wahnsinn. Da stehen Sätze wie „Ich
verstehe dieses Selbstausbeutungskonzept nicht“, „Das Leben mit Kindern ist
anstrengender“, „Wer Kinder hat, wird spätestens jetzt nicken“, und „N…
jeder will so leben, als hätte man ihn in einen Ikea-Katalog gebeamt“. Also
Binsenweisheiten, Ikea-Katalog-Sprüche und Sätze, die aus einem
Eltern-Kind-Abendbrot-Gespräch stammen könnten. Damit trifft der
FAZ-Wahnsinn die Realität von Eltern und Kindern gut. So reden wir ständig.
Kinderlos glücklich, Sohn und Tochter sind in der Schule, lese ich endlich
den Artikel „Kinderlos glücklich“ zu Ende. Später streiten sich Frau und
Tochter über ein nicht aufgeräumtes Zimmer, während ich mich in „Ruhe, ihr
Jammer-Frauen!“ vertiefe. Zwei Absätze am Stück schaffe ich und denke
gerade darüber nach, warum zwei der vier FAZ-Beiträge Ausrufezeichen in der
Überschrift haben, da werde ich zum Spielen abkommandiert: „Komm jetzt
endlich!“
Liebe FAZ, danke für diese erhellenden Artikel. Nur: Dass Deutschland jedem
die gleiche Chance biete, die „Gelassenheit und das Glück junger Eltern“ zu
erfahren, [5][das meint ihr doch nicht ernst]. Oder? Das wissen ja meine
Kinder schon besser.
20 Jan 2014
## LINKS
[1] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/beruf-und-familie-man-muss-w…
[2] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/beruf-und-familie-ihr-wollt-…
[3] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/argumente-gegen-kinder-ruhe-ihr-j…
[4] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/lebensentwuerfe-kinderlos-gluecklich-…
[5] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/beruf-und-familie-ihr-wollt-…
## AUTOREN
Maik Söhler
## TAGS
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