| # taz.de -- Korruption bei der türkischen Polizei: Ankara feuert Polizisten un… | |
| > Mit Massenversetzungen reagiert die türkische Regierung auf die | |
| > Korruptionsermittlungen. Betroffen sind fast 500 Polizisten und | |
| > Mitarbeiter der Justiz. | |
| Bild: Dezember 2013: Proteste gegen Ministerpräsident Erdogan in Istanbul. | |
| ISTANBUL afp/rtr | Die türkische Regierung geht weiter gegen mutmaßliche | |
| Gegner in Polizei und Justiz vor. In der Hauptstadt Ankara wurden am | |
| Mittwoch rund 470 Polizisten zwangsversetzt, wie türkische Medien | |
| berichteten. Zuvor waren 96 Richter und Staatsanwälte ihrer Posten enthoben | |
| worden. Die Massenversetzungen sind Teil der Reaktion von Ministerpräsident | |
| Recep Tayyip Erdogan auf Korruptionsermittlungen gegen seine Regierung. | |
| Istanbuler Staatsanwälte hatten Mitte Dezember die Korruptionsvorwürfe | |
| publik gemacht. Erdogan sieht in den Vorwürfen den Versuch von Anhängern | |
| des islamischen Predigers Fethullah Gülen, seine Regierung zu stürzen. | |
| Der Ministerpräsident hat in den vergangenen Wochen mehrere tausend | |
| Polizisten und Juristen versetzen lassen. Dabei soll es sich um | |
| mutmaßlichen Anhänger Gülens handeln. Kritiker befürchten jedoch, dass mit | |
| den Massenversetzungen die Korruptionsermittlungen gestoppt werden sollen. | |
| Schon vergangene Woche waren rund 20 Staatsanwälte versetzt worden, | |
| darunter jene, die an den Istanbuler Ermittlungen beteiligt waren. Auch in | |
| der Finanzverwaltung und beim Staatssender TRT gab es Versetzungen. | |
| Die jüngsten Versetzungen von Juristen wurden vom Hohen Rat der Richter und | |
| Staatsanwälte (HSYK) angeordnet, in dem die Regierung durch Neubesetzungen | |
| in der vergangenen Woche ihren Einfluss ausgebaut hatte. Unter anderem traf | |
| es einen leitenden Staatsanwalt im westtürkischen Izmir, der dem | |
| Justizministerium vorgeworfen hatte, ihn zur Einstellung von | |
| Korruptionsermittlungen dort aufgefordert zu haben. Die Regierung wies die | |
| Vorwürfe zurück. Auch Polizeibeamte, die an der Aufdeckung des mutmaßlichen | |
| Korruptionsfalles in Izmir mitgearbeitet hatten, wurden versetzt. | |
| ## Unabhängigkeit der Justiz | |
| Das türkische Parlament debattiert derzeit in Ankara über einen | |
| Gesetzentwurf der Regierung, der nach Meinung von Kritikern den HSYK noch | |
| stärker den Weisungen des Justizministeriums unterwerfen würde. | |
| Nationalistenchef Devlet Bahceli kritisierte, in der Türkei stehe die | |
| Justiz inzwischen unter der Kontrolle der Regierung. Dagegen hatte Erdogan | |
| am Dienstag der EU bei einem Besuch in Brüssel versichert, er respektiere | |
| die Unabhängigkeit der Justiz. | |
| Erdogan hat nach dem Treffen mit Spitzenvertretern der EU das Vorgehen | |
| seiner Regierung im Korruptionsskandal verteidigt: „Wenn wir die Justiz als | |
| eigenständige Gewalt betrachten, hätten wir ein Land, in dem die Justiz | |
| herrscht und nicht die Demokratie.“ Es sei Aufgabe des Gesetzgebers, bei | |
| derartigen Problemen einzugreifen. | |
| Der türkische Ministerpräsident monierte auch die öffentliche Kritik von | |
| EU-Politikern an seiner Regierung. „Statt diese Kommunikation über die | |
| Medien zu führen, sollten wir dies in bilateralen Gesprächen der | |
| zuständigen Minister klären.“ | |
| 22 Jan 2014 | |
| ## TAGS | |
| Polizei | |
| Schwerpunkt Korruption | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Justiz | |
| Ankara | |
| Fethullah Gülen | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Schwerpunkt Korruption | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Gülen | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Justizfarce in der Türkei: Vier Staatsanwälte entlassen | |
| Ihre Korruptionsermittlungen führten 2013 zur Festnahme von 60 | |
| regierungsnahen Personen. Die Entlassungen sprechen rechtsstaatlichen | |
| Prinzipien Hohn. | |
| Abhöraktion in der Türkei: Erdogan mit langer Leitung | |
| Anhänger der Gülen-Bewegung sollen Ministerpräsident Erdogan abgehört | |
| haben, um einen Sturz der Regierung zu vorzubereiten. Gülen weist die | |
| Vorwürfe zurück. | |
| Korruptionsaffäre in der Türkei: Regierung bremst Ermittler aus | |
| Die türkischen Behörden haben erneut zahlreiche Staatsanwälte versetzt. | |
| Einige davon waren an den Korruptionsermittlungen gegen die Regierung | |
| beteiligt. | |
| Abstieg der Türkei: Das Ende des Wirtschaftswunders | |
| Der Niedergang begann mit Gezi-Park: Seitdem wittert Präsident Erdogan | |
| Verschwörer, die den ökonomischen Erfolg seines Landes untergraben wollen. | |
| AKP reagiert auf Korruptionsermittlungen: Justiz soll Befugnisse verlieren | |
| Die Erdogan-Partei plant, ein Justiz-Kontrollorgan zugunsten der Regierung | |
| zu entmachten. Damit reagiert sie auf Korruptionsermittlungen in ihren | |
| eigenen Reihen. | |
| Korruption in der Türkei: Die Polizei als Sündenbock | |
| Premierminister Erdogan lässt Tausende Beamte versetzen oder suspendieren. | |
| So sollen die Ermittlungen gegen seine Günstlinge rasch ein Ende finden. | |
| Korruptionsskandal in der Türkei: AKP sucht Ausgleich mit Gülen | |
| Während Regierungschef Erdogan hart bleibt und Drohreden gegen seine Gegner | |
| hält, schlägt Außenminister Davutoglu versöhnlichere Töne an. | |
| Machtkampf in der Türkei: Verschwörung unter Brüdern | |
| Der jüngste Korruptionsskandal erschüttert die konservativ-islamische | |
| Regierung des Tayyip Erdogan. Die islamische Gülen-Bewegung attackiert | |
| fleißig mit. |