# taz.de -- sonntaz-Streit: Sexistische Werbung verbieten? | |
> Keine Brüste, keine Waschbrettbäuche: In Berlin fordern Politiker ein | |
> Verbot sexistischer Werbung. Aber löst das überhaupt das Problem? | |
Bild: Das waren noch Zeiten, als Perrier für sein Mineralwasser mit Brüsten w… | |
Eine großflächige Plakatwand mitten in München. Darauf zu sehen: Der nackte | |
Oberkörper einer jungen Frau, deren Brüste vom Arm eines hinter ihr | |
stehenden Mannes verdeckt werden. Betitelt wird die Werbung mit dem Spruch | |
„Hautnah am Hörer!“ Diese Anzeige eines lokalen Münchner Radiosenders | |
brachte dem Unternehmen etliche Vorwürfe des Sexismus ein. Der Deutsche | |
Werberat hat den Fall geprüft und nicht beanstandet. | |
Eine vermeintlich einfache Lösung gegen Sexismus liegt auf der Hand: Man | |
verbietet diese Formen der Werbung einfach. Im Berliner Bezirk | |
Friedrichshain-Kreuzberg versucht man das gerade. Die Fraktionen von | |
Bündnis 90/Die Grünen, SPD, Die Linke und Piraten haben mit ihrer Mehrheit | |
im Bezirk folgenden Vorschlag eingebracht: Ein Verbot von sexistischer, | |
diskriminierender und frauenfeindlicher Außenwerbung auf bezirkseigenen | |
Flächen. | |
Sexualität im öffentlichen Raum ist heutzutage geradezu omnipräsent. Wohin | |
man schaut, sieht man nackte Körper, liest mehrdeutige Slogans. „Sex | |
sells!“ ist eines der altbekanntesten Credos der Werbebranche. | |
Darauf greifen Werbemacher immer wieder zurück, um Aufmerksamkeit zu | |
erzeugen - und ihr Produkt verkaufen zu können. Dabei kommt es häufig zu | |
abstrusen Verbindungen zwischen Sexualität oder Rollenklischees und den | |
Produkten. Nicht nur Grenzen des guten Geschmacks werden überschritten, | |
mitunter nehmen die Anzeigen ebenso diskriminierende wie verachtende Formen | |
an. Andererseits muss man natürlich – beispielsweise – Dessous zeigen | |
dürfen, wenn man Dessous bewerben will. Es ist ja niemandem geholfen, wenn | |
man in die Prüderie vergangener Epochen zurückfällt. | |
## Acht Kriterien für ein Verbot | |
Die linken Fraktionen in Berlin schlagen nun acht Punkte vor, die Werbung | |
für ein Verbot qualifizieren würden. Die Kriterien reichen von der | |
Infragestellung der Gleichwertigkeit der Geschlechter über die | |
entwürdigende Darstellung der Sexualität von Personen bis hin zur | |
abwertenden Darstellung von Personen, die sich keiner vorherrschenden | |
Vorstellung von Geschlecht zugehörig fühlen. Angelehnt sind diese Punkte an | |
Kriterien des Österreichischen Werberates, der Gesellschaft zur | |
Selbstkontrolle der Werbewirtschaft. | |
Anders als der Deutsche Werberat, der erst nach Beschwerden gegen bereits | |
publizierte Werbung tätig wird, sind die Richtlinien des österreichischen | |
Pendants proaktiv. Allerdings gilt in Österreich eine freiwilligen | |
Selbstkontrolle und kein gesetzlich festgeschriebenes Verbot, wie es in | |
Friedrichshain-Kreuzberg gefordert wird. Diese Selbstkontrolle bietet zwar | |
keine Gewissheit, erzeugt aber eine kritischere Auseinandersetzung mit dem | |
Thema, als es bei einem schlichten Verbot der Fall wäre. | |
Wie sehr können Verbote überhaupt bestehende Probleme lösen? Würde ein | |
Verbot ein Umdenken erzeugen? Wie stark wäre der Effekt in einer von Reizen | |
überfluteten Gesellschaft? Es geht ja nur um bezirkseigene | |
Außenwerbeflächen. Wäre ein Verbot gar ein Eingriff in die künstlerische | |
Freiheit oder das Recht auf freie Meinungsäußerung? Im sonntaz-Streit | |
fragen wir deshalb: Soll man Sexismus in der Werbung verbieten? | |
Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten | |
Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom | |
8./9. Februar 2014. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit | |
dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des | |
Autors versehen sein. Oder schicken Sie bis Mittwoch, 5. Februar, eine Mail | |
an: [1][[email protected]] | |
4 Feb 2014 | |
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[1] /[email protected] | |
## AUTOREN | |
Gerald Mander | |
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