| # taz.de -- Verbot sexistischer Werbung in Berlin: Models müssen sich warm anz… | |
| > Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg duldet nicht mehr viel | |
| > nackte Haut auf seinen Werbeflächen. Werbung für Prostitution bleibt | |
| > erlaubt. | |
| Bild: Attackiertes Werbeplakat in Berlin. | |
| BERLIN taz | Das Bezirksparlament von Friedrichshain-Kreuzberg hat | |
| beschlossen, dass „die Präsentation von diskriminierender, | |
| frauenfeindlicher und sexistischer Außenwerbung auf bezirkseigenen Flächen | |
| nicht mehr zulässig ist“. Bei Verstößen „ist die jeweilige Werbung durch | |
| die Vertragspartner*innen abzuhängen“, entschied das Bezirksparlament am | |
| Mittwoch. Das Verbot sexistischer Werbung gilt für die vier bezirkseigenen | |
| Werbeflächen, aber nicht für private oder dem Land Berlin gehörende. | |
| Sexistische Werbung liegt laut dem [1][Beschluss] zum Beispiel vor, wenn | |
| „die Gleichwertigkeit der Geschlechter in Frage gestellt wird“ oder wenn | |
| „die Person in rein sexualisierter Funktion als Blickfang dargestellt wird, | |
| insbesondere dürfen keine bildlichen Darstellungen von nackten weiblichen | |
| oder männlichen Körpern ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang zum | |
| beworbenen Produkt verwendet werden“. Nicht mehr erlaubt ist Werbung auch, | |
| wenn „eine entwürdigende Darstellung von Sexualität vorliegt oder die | |
| Person auf ihre Sexualität reduziert wird“. | |
| Werbung für Prostitution bleibt erlaubt, sie darf aber „die Würde von | |
| Menschen, insbesondere von SexdienstleisterInnen, KonsumentInnen oder | |
| PassantInnen, nicht verletzen. Körper und insbesondere weibliche oder | |
| männliche Sexualität dürfen nicht unangemessen dargestellt werden“, heißt | |
| es in den Kriterien, die sich an den [2][Regeln des Österreichischen | |
| Werberats] orientieren. | |
| Nicht zulässig ist es, wenn „Personen abgewertet werden, die nicht den | |
| vorherrschenden Vorstellungen über Zugehörigkeit zu einem Geschlecht | |
| entsprechen (z.B. intersexuelle, transgender Menschen)“. | |
| ## Bürger können sich beschweren | |
| Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird nun ein Beschwerdeverfahren | |
| einrichten, das Bürger nutzen können, wenn ihnen Verstöße auffallen. Dann | |
| prüft der Bezirk, ob die Werbung zulässig ist. | |
| Auf Landesebene fordert die Grünen-Fraktion in Berlin die Gründung einer | |
| Werbewatchgroup. Sie soll auf Beschwerden von Bürgern reagieren und | |
| Unternehmen beraten, ob ihre Werbung als diskriminierend empfunden werde | |
| könnte. | |
| „Sexistische, diskriminierende und frauenfeindliche Werbung hat negative | |
| Auswirkungen für die gesamte Gesellschaft und ist in Deutschland verboten“, | |
| heißt es in der [3][Drucksache 17/1470] (PDF), die am 6. März im | |
| Landesparlament beraten werden soll. Deshalb benötige man in Berlin eine | |
| Institution, die diese unterbinde. | |
| „Wichtig ist, dass in diesem Gremium Experten sitzen, die sich mit dem | |
| Thema sexistische Diskriminierung auskennen“, sagt die Grünen-Abgeordnete | |
| und frauen- und lesbenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion im | |
| Abgeordnetenhaus, Anja Kofbinger. Die Experten könnten „etwa aus einer der | |
| Berliner Universitäten oder den Fachhochschulen“ kommen, schlägt Kofbinger | |
| vor. | |
| ## Mangelhafte Unabhängigkeit | |
| Finanziert werden solle die Werbewatchgroup aus öffentlichen Mitteln nach | |
| dem Vorbild der [4][Werbewatchgroup in Wien]. Dort gibt es die von der | |
| Stadt finanzierte Initiative bereits seit zwei Jahren - und genau ein | |
| solches Instrument fehle in Deutschland, so Kofbinger. | |
| Der [5][Deutsche Werberat] hält nichts davon, dass ein zusätzlicher | |
| Werberat gegründet wird, der ihm Konkurrenz macht. „Seit 42 Jahren arbeiten | |
| wir erfolgreich. Deshalb ist ein derartiger Berliner Werberat überflüssig“, | |
| sagt Julia Busse, Sprecherin des Deutschen Werberates. Dem Deutschen | |
| Werberat wird ungenügende Unabhängigkeit vorgeworfen. [6][Eigentümer der | |
| Einrichtung sind] Verbände von Unternehmen, die Werbung schalten, und | |
| Medien, die die Schaltung entgegennehmen. | |
| Die Kontrolle über die Werbung wird hier also denen überlassen, die ihr | |
| Geld mit Werbung ihr Geld verdienen. „Ich traue denen nicht gerade ein | |
| objektives Urteil zu“, meint Petra Koch-Knöbel, Frauen- und | |
| Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks Friedrichhain-Kreuzberg. | |
| 28 Feb 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/bvv-online/vo020.asp?VOLFD… | |
| [2] http://www.werberat.at/show_4274.aspx | |
| [3] http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/DruckSachen/d17-… | |
| [4] http://www.werbewatchgroup-wien.at/ | |
| [5] http://www.werberat.de/ | |
| [6] http://www.werberat.de/traeger | |
| ## AUTOREN | |
| Sebastian Heiser | |
| Anna Bordel | |
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