# taz.de -- Gesetz gegen Abgeordnetenbestechung: Für Firmen entstehen keine Ko… | |
> Die Regierung will die Bestechung von Parlamentariern endlich verbieten. | |
> Das ist überfällig. Der Gesetzesentwurf enthält aber einen fragwürdigen | |
> Passus. | |
Bild: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. | |
BERLIN taz | Erst ein feines Abendessen, dann eine gute Beziehung und nach | |
der politischen Karriere vielleicht ein lukrativer Job im Unternehmen? | |
Abgeordnete in Deutschland müssen den Umgang mit allzu deutlichen Offerten | |
künftig etwas besser abwägen – und nicht nur mit ihrem Gewissen, sondern | |
auch mit einem neuen Gesetz in Einklang bringen. Die Große Koalition will | |
die Bestechung und Bestechlichkeit von Abgeordneten künftig unter Strafe | |
stellen. | |
Geht es nach einem am Dienstag bekannt gewordenen Gesetzentwurf, so sollen | |
MandatsträgerInnen in Zukunft bis zu fünf Jahre Haft drohen, wenn sie | |
„ungerechtfertigte Vorteile“ oder „Gegenleistungen“ annehmen und dafür | |
„eine Handlung im Auftrag oder auf Weisung vornehmen oder unterlassen“. Das | |
Gesetz gilt für Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie für Tausende | |
Kommunalpolitiker. | |
Nach geltender Rechtslage macht sich bislang lediglich strafbar, wer bei | |
Mandatsträgern direkt eine Stimme kauft oder diese als Abgeordneter | |
verkauft. Nicht strafbar ist hingegen die weitaus gängigere Methode der | |
Korruption: Abgeordnete mit materiellen oder ideellen Vorteilen so | |
einzuhegen, dass sie mit den eigenen politischen Zielen konform gehen. | |
Deutschland gehört neben Ländern wie Nordkorea, Syrien und dem Sudan zu den | |
wenigen Staaten, die noch immer nicht die UN-Konvention zur | |
Korruptionsbekämpfung ratifiziert haben. Nichtregierungsorganisationen | |
fordern seit Jahren eine Gesetzesverschärfung. Diese war jedoch immer | |
wieder im Bundestag gescheitert. | |
Organisationen wie Lobbycontrol und Transparency Deutschland begrüßten | |
daher am Dienstag die Einführung eines Straftatbestands, wiesen jedoch auch | |
auf mögliche Einfallstore hin. So könnte Gerichten künftig die Aufgabe | |
zufallen zu definieren, welche Handlungen als „ungerechtfertigte Vorteile“ | |
zu gelten haben – und welche dagegen als „parlamentarische Gepflogenheiten�… | |
straffrei bleiben. | |
## Sehr großes Schlupfloch | |
Der Sprecher der Organisation Abgeordnetenwatch, Gregor Hackmack, sagte der | |
taz: „Die Formulierung des Gesetzentwurfs enthält ein sehr großes | |
Schlupfloch. Mir fällt kein Fall ein, in dem rechtssicher nachweisbar wäre, | |
dass ein Mandatsträger ’im Auftrag oder auf Weisung‘ gehandelt hat.“ | |
Der lobbykritische SPD-Politiker Marco Bülow kündigte an, für den | |
Gesetzentwurf zu stimmen. Er forderte aber, nicht nur die | |
Abgeordnetenbestechung und -diäten neu zu regeln. Beide Themen hatte die | |
Koalition als „Paket“ neu geregelt. Der taz sagte Bülow: „Als Nächstes | |
müssen wir die Höhe der Zuverdienstmöglichkeiten bei Nebentätigkeiten | |
begrenzen und dafür sorgen, dass Geldgeber nicht über Parteispenden | |
Einfluss auf Politik ausüben können.“ | |
Einen lustigen Satz aus dem Gesetzentwurf wollte leider niemand | |
kommentieren. Da steht: „Für die Wirtschaft, insbesondere für | |
mittelständische Unternehmen, entstehen durch dieses Gesetz keine Kosten.“ | |
Über entfallende Kosten steht dort allerdings nichts. | |
11 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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