# taz.de -- Teurer Bischofssitz in Limburg: 40 Millionen statt Ave Marias | |
> Für den kostspieligen Umbau seines Bischofssitzes soll Tebartz-van Elst | |
> sogar Geld aus einer Stiftung für arme Familien genommen haben. | |
Bild: Können diese Augen lügen? | |
BERLIN taz | Waren es 31 Millionen Euro? Oder eher 40 Millionen Euro? Wie | |
viel Geld genau der Bau des Limburger Bischofssitzes tatsächlich kostet, | |
dürfte am Mittwoch bekannt werden. An diesem Tag soll der | |
Untersuchungsbericht zum sogenannten Protzbau auf dem Limburger Domberg | |
Papst Franziskus und der Deutschen Bischofskonferenz übergeben werden. | |
Auszüge aus der Kostenaufstellung indes drangen schon vorher an die | |
Öffentlichkeit. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll der wegen | |
der Kostenexplosion beurlaubte Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van | |
Elst für den Umbau sogar eine Stiftung angezapft haben, die armen | |
kinderreichen Familien helfen soll. Dafür spendeten Katholiken Teile ihrer | |
Löhne. | |
Bereits 2011 soll weiteren Medienberichten zufolge klar gewesen sein, dass | |
der Bau die ursprünglich geplanten Kosten von 5 bis 6 Millionen um ein | |
Vielfaches übersteigen wird. Das zumindest wirft Jochen Riebel, Mitglied im | |
Vermögensverwaltungsrat am Bistum Limburg, dem früheren Bischof vor. Über | |
zwei Jahre sei der Vermögensverwaltungsrat im Dunkeln gelassen worden, | |
beklagte Riebel. Darüber hinaus seien weiter „regelwidrig Aufträge vergeben | |
und Kredite aufgenommen“ worden. | |
Allerdings soll Tebartz-van Elst nicht allein für die Vertuschung | |
verantwortlich sein. Franz Josef Kaspar, früherer Generalvikar des | |
katholischen Limburger Bistums, soll mit dafür gesorgt haben, dass immer | |
wieder neues Geld akquiriert und Akten darüber in einer Geheimregistratur | |
aufbewahrt wurden. | |
## Kaviar und Champagner | |
Kaspar ist kein Unbekannter in der „Affäre Tebartz-van Elst“. Und offenbar | |
niemand, der auf weltliche Annehmlichkeiten verzichten will. Im Januar 2012 | |
waren er und Tebartz-van Elst zu Sozialprojekten nach Indien geflogen – | |
First Class, in der gewöhnlich Kaviar und Champagner gereicht werden. Auch | |
mit dem Gebot, die Wahrheit zu sagen, hat Kaspar offenbar Probleme. So soll | |
er jahrelange Missbrauchsfälle vertuscht haben. | |
Ob Tebartz-van Elst, der zurzeit in einem Kloster lebt, jemals wieder nach | |
Limburg zurückkehren kann, ist offen. Der Abschlussbericht sagt dazu | |
nichts. Papst Franziskus will Informationen aus dem Vatikan zufolge aber | |
rasch entscheiden. | |
Wenn es ums Geld geht, sind der Vatikan und seine Bank keine Vorbilder. Das | |
Istituto per le Opere di Religione ist bekannt für zwielichtige | |
Finanztransaktionen, die sogar zu Mord und Selbstmord führten. Darüber | |
hinaus haben Mittelsmänner für die Bank Geschäfte mit der Mafia und mit | |
Drogenkartellen gemacht. Außerdem hat die Bank in Rüstungskonzerne | |
investiert sowie in ein Unternehmen, das die Pille herstellte. | |
Bischof Marcinkus – von 1971 bis 1989 Direktor der Vatikanbank – soll das | |
so begründet haben: „Kann man in dieser Welt leben, ohne sich Gedanken um | |
Geld zu machen? Man kann die Kirche nicht mit Ave Marias führen.“ | |
17 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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