# taz.de -- Zwei Euro mehr Kindergeld: Später, irgendwann, vielleicht | |
> Die Bundesregierung will das Kindergeld nicht wie geplant in diesem Jahr | |
> erhöhen, sondern erst 2016. Schuld ist der Ehrgeiz, keine neuen Schulden | |
> zu machen. | |
Bild: Zwei Euro mehr gibt's frühstens ab 2016 | |
BERLIN taz | Aus den zwei Euro mehr Kindergeld wird vorerst nichts. | |
Zumindest will die schwarz-rote Koalition das Kindergeld, eine von über 160 | |
familienpolitischen Leistungen, nicht wie geplant in diesem Jahr erhöhen, | |
sondern erst 2016. | |
Die Idee geht [1][nach Information der Süddeutschen Zeitung] auf Wolfgang | |
Schäuble (CDU) zurück. Der Finanzminister hat den Ehrgeiz, keine neue | |
Schulden zu machen. Die zwei Euro mehr vom Staat pro Monat für jedes Kind | |
würden jedes Jahr rund 425 Millionen Euro verschlingen. | |
Das sei zu viel Geld für zu wenig Wirkung, heißt es aus Regierungskreisen. | |
Da gebe es doch sicher andere Lösungen „Es geht nicht darum, ob es eine | |
Kindergeld-Erhöhung gibt. Die wird es selbstverständlich geben“, sagte | |
SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Christine Lambrecht. „Unsere Fachpolitiker | |
arbeiten im Moment an einem Gesamtkonzept, das Wirkung zeigt.“ | |
Die schwarz-rote Koalition ist verfassungsrechtlich nicht gezwungen, jetzt | |
das Kindergeld zu erhöhen. Derzeit beträgt es – gestaffelt nach der Anzahl | |
der Kinder – zwischen 184 und 215 Euro. Dafür gibt der Staat jedes Jahr 33 | |
Milliarden Euro aus. | |
## Besserverdienende bevorzugt | |
Politisch ist die Bundesregierung allerdings zur Anhebung angehalten. | |
Andernfalls muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, Besserverdienende | |
mit Kindern finanziell besser zu stellen als Familien mit geringen | |
Einkommen. Denn das Kindergeld ist ideologisch und damit indirekt an den | |
steuerlichen Kinderfreibetrag gekoppelt. Der Kinderfreibetrag ergibt sich | |
aus dem Bericht der Bundesregierung zum Existenzminimum. Danach muss der | |
Freibetrag in diesem Jahr um 72 Euro auf insgesamt 4.440 Euro angehoben | |
werden. | |
Besserverdienende mit hoher Steuerschuld nehmen den steuerlichen | |
Kinderfreibeitrag in Anspruch, Geringverdiener hingegen beziehen das direkt | |
ausgezahlte Kindergeld. Um diese Gerechtigkeitslücke nicht zu groß werden | |
zu lassen, müsste das Kindergeld in diesem Jahr um zwei Euro steigen. | |
Vor der Bundestagswahl hat die Union damit geworben, im Falle eines | |
Wahlsiegs das Kindergeld um monatlich 35 Euro anzuheben. Die SPD hatte | |
sogar eine komplette Reform des Kindergeldes angekündigt. Von beiden | |
Vorschlägen ist nun nichts mehr zu hören. Stattdessen spricht | |
Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) davon, statt des Kindergeldes den | |
Kinderzuschlag für Familien mit einem geringen Einkommen erhöhen zu wollen. | |
Dieser Zuschlag liegt der derzeit bei 140 Euro, er könnte laut Schwesig auf | |
160 Euro steigen. Den Zuschlag erhalten aber nur Familien mit einem | |
Hartz-IV-nahen Arbeitseinkommen. | |
## Wahlkampfgetöse vorbei“ | |
Die Opposition sieht in den Vorschlägen „nichts als bloße Ankündigungen“, | |
wie es Diana Golze, kinderpolitische Sprecherin der Linkspartei, | |
formuliert. „Das Wahlkampfgetöse ist vorbei, nun wird die versprochene | |
Kindergelderhöhung durch die Bundesregierung auf den Sankt Nimmerleinstag | |
verschoben.“ Das sei „Sparpolitik zu Lasten der ärmeren Familien“. | |
Barbara König vom Zukunfsforum Familie „traut dem Ganzen“ nicht. „Wir si… | |
irritiert, dass der Finanzminister jetzt die Erhöhung von Kindergeld und | |
Kinderzuschlag aussetzt und erst 2016 debattieren will. Das hätte er | |
während der Koalitionsverhandlungen tun können.“ Der Lobbyverband plädiert | |
für eine Kindergrundsicherung in Höhe von 536 Euro. | |
11 Mar 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.sueddeutsche.de/politik/vorschlag-des-bundesfinanzministeriums-s… | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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