| # taz.de -- Boykott israelischer Unternehmen: Made in settlements | |
| > Immer mehr Firmen brechen ihre Handelsbeziehungen mit israelischen | |
| > Unternehmen ab. Auch aus deutschen Supermärkten könnten die Waren | |
| > verschwinden. | |
| Bild: Wein aus israelischen Siedlungen? Kaiser´s handelt nicht mehr mit Siedle… | |
| JERUSALEM taz | Immer mehr europäische Unternehmen strafen Israel für seine | |
| Siedlungspolitik ab. Israelische Unternehmenschefs sorgen sich darum, dass | |
| der Boykott immer größere Ausmaße annehmen könnte. | |
| Sie drängen die Regierung in Jerusalem, US-Außenminister John Kerry ernst | |
| zu nehmen, wenn er vor den wirtschaftlichen Folgen für Israel warnt, | |
| sollten die Friedensverhandlungen mit den Palästinensern scheitern. Schon | |
| rechnet Finanzminister Jair Lapid die Zahl „tausender Arbeitsplätze“ hoch, | |
| die Israel einbüßen würde. | |
| Im Februar zog das niederländische Unternehmen Boskalis und die | |
| italienische Condote de Agua die Bewerbung um einen Auftrag beim geplanten | |
| Bau zweier Häfen in Israel zurück. Bereits Anfang letzten Jahres stellte | |
| die holländische Firma Vitens ihre Zusammenarbeit mit dem israelischen | |
| Trinkwasserunternehmen Mekorot mit der Begründung ein, Israel würde die | |
| Wasserquellen im Westjordanland ausbeuten. Norwegen schrieb zwei | |
| israelische Unternehmen auf eine schwarze Liste, weil sie Siedlerwohnungen | |
| in Ostjerusalem bauen. | |
| Die dänische Danske Bank verweigert die Zusammenarbeit mit der Bank | |
| Hapoalim, die den Bau von Wohnungen in den Siedlungen mitfinanziert. | |
| Skandinaviens größte Bank, Sweden Nordea, will mit gleicher Begründung | |
| gleich fünf israelische Banken boykottieren. Im Januar zog der PGGM, | |
| größter Pensionsfond der Niederlande, aufgrund „der illegalen Siedlungen“ | |
| Investitionen bei mehreren israelischen Banken zurück. | |
| Auch die Deutsche Bank soll vorübergehend die Zusammenarbeit mit der Bank | |
| Hapoalim in Zweifel gezogen haben. Trotzdem reagieren die Israelis | |
| gelassen. „Die Deutsche Bank hat diese Absicht widerrufen und investiert | |
| unverändert“, erklärt Ofra Preuss, Sprecherin der Bank Hapoalim. Alle | |
| anderen Boykottandrohungen seien „Absichtserklärung“, vorläufig seien sie | |
| bedeutungslos. So hätten „die Dänen nie in die Bank Hapoalim investiert“. | |
| ## Erinnerung an „Judenboykott“ | |
| Die meisten europäischen Unternehmen achten darauf, den Boykott auf Firmen | |
| zu beschränken, die in Siedlungen und im israelisch besetzten | |
| Westjordanland aktiv sind. Die EU, Israels größter Handelspartner, schließt | |
| bereits seit Jahren die Importware aus den Siedlungen von den | |
| Zollvergünstigungen aus, die Israel im Rahmen des Assoziationsvertrags | |
| genießt. | |
| Die Einführung einer einheitlichen Kennzeichnungspflicht für Produkte aus | |
| den Siedlungen liegt für die Zeit der aktuellen Friedensverhandlungen auf | |
| Eis. Ziel ist es, dem Endverbraucher die Wahl für oder wider einen | |
| individuellen Boykott zu überlassen. | |
| Vorläufig bleibt es den einzelnen EU-Staaten selbst überlassen, ob sie die | |
| Ware aus Israel und aus dem Westjordanland unterschiedlich markieren. | |
| Dänemark hat sich dafür entschieden, der Handelsverband und die | |
| Lebensmittelketten in Großbritannien lassen die Siedlerware durchgängig | |
| kennzeichnen. Schweden, Finnland und die Beneluxstaaten wollen folgen. Die | |
| Bundesregierung hält vorläufig von einer solchen Regelung Abstand, sie | |
| fürchtet Assoziationen mit dem „Judenboykott“ in Nazideutschland. | |
| Lebensmittelketten können die Produkte auch von sich aus kennzeichnen. Bei | |
| Rewe gibt es offenbar Überlegungen, die Siedlerware komplett aus den | |
| Regalen zu verbannen. Laut Recherchen der ARD-„Tagesschau“ handelt die | |
| Supermarktkette Kaiser’s bereits seit zwei Jahren nicht mehr mit Produkten | |
| „made in Israeli settlements“. | |
| 17 Mar 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Knaul | |
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