| # taz.de -- Drogenhandel in Zentralamerika: Wie Schnee, der Zypressen fällt | |
| > Der Straßenbau für den Kokaintransport beschleunigt die Abholzung der | |
| > Tropenwälder. Doch manche Ureinwohner leisten erfolgreich Widerstand. | |
| Bild: Auch der Nasenaffe hat nichts zu lachen, wenn das Koks im Urwald landet. | |
| BERLIN taz | Der Drogenschmuggel trägt dazu bei, dass der Regenwald in | |
| Mittelamerika abgeholzt wird. Es gebe zunehmend Belege dafür, dass „der | |
| Handel mit Drogen (hauptsächlich Kokain) ein entscheidender – und | |
| übersehener – Beschleuniger des Waldverlustes“ geworden sei, schreiben | |
| Wissenschaftler um die US-Geografin Kendra McSweeney in der Fachzeitschrift | |
| Science. | |
| Doch es gibt Hoffnung: Mehrere Ureinwohner-Gemeinschaften haben sich | |
| erfolgreich gewehrt, wie eine am Montag veröffentlichte Studie der | |
| salvadorianischen Stiftung Prisma zeigt. | |
| Der mesoamerikanische Biokorridor von Mexiko bis Panama ist eines der | |
| artenreichsten Gebiete weltweit. Seine tropischen Regenwälder sind | |
| Lebensraum zahlreicher vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenspezies. | |
| Doch seit 2000 gehören die Entwaldungsraten in Honduras, Guatemala und | |
| Nicaragua zu den höchsten überhaupt – und nach 2005 sind sie sogar | |
| gestiegen. | |
| Just in dieser Zeit habe auch der Drogenhandel in der Region | |
| explosionsartig zugenommen, stellen die Science-Autoren fest. Denn damals | |
| weiteten mexikanische Kartelle ihre Schmuggelaktionen nach Süden aus. | |
| In Honduras etwa sei die gerodete Fläche genauso schnell gewachsen wie die | |
| Zahl der Kokaintransporte. Auch räumlich gibt es Übereinstimmungen: In | |
| Nicaragua zum Beispiel befänden sich die „Hot Spots der Entwaldung“ oft an | |
| den Knotenpunkten für den Drogenhandel. | |
| ## Geld aus dem Drogenhandel geht auch an Landspekulanten | |
| Ursache Nummer eins ist den Forschern zufolge, dass Drogenhändler Straßen | |
| und Landebahnen in den Dschungel schlagen. Zweitens fließe Geld aus dem | |
| Drogenhandel häufig auch etwa an Viehzüchter, Landspekulanten und | |
| Holzhändler, die dann ebenfalls mehr Wald abholzen. | |
| Schließlich stiegen Drogenhändler selbst etwa in die Viehhaltung oder den | |
| Ölpalmen-Anbau ein, wofür sie Bäume fällen. So würden die Banden das Geld | |
| aus ihren illegalen Geschäften waschen, schreiben die Wissenschaftler. | |
| Polizeiaktionen „drängen die Händler in abgelegene Gebiete“, heißt es | |
| weiter in dem Artikel. Als die Behörden in Honduras 2012 den Druck erhöht | |
| hätten, seien die Händler in den Osten Nicaraguas ausgewichen und würden | |
| nun dort roden. | |
| Die Umweltzerstörung halten die Forscher für eine weitere Folge des von den | |
| USA angeführten Kampfes gegen Drogen, der sich zu stark darauf | |
| konzentriere, deren Angebot zu reduzieren. Umweltschützer sollten wissen: | |
| „Drogenpolitik ist Naturschutzpolitik.“ | |
| ## Ureinwohner vertreiben Drogenhändler mit Gewalt | |
| Aber es gibt auch Positivbeispiele: In Costa Rica, berichtet Andrew Davis | |
| von der Prisma-Stiftung, überwache das Bribri-Volk sein Territorium. Als | |
| Bewaffnete mit einem Hubschrauber eindrangen, hätten die Ureinwohner sofort | |
| nach dem Rechten geschaut, am Landeplatz kanadische Pässe gesichert und die | |
| Behörden informiert. | |
| In Wäldern von Maya-Gebieten in Guatemala seien Drogenhandel und | |
| organisierte Kriminalität bedeutend schwächer als in benachbarten Regionen, | |
| für die sich niemand verantwortlich fühle. In Mexiko vertrieben Ureinwohner | |
| der Studie zufolge Drogenhändler sogar mit Gewalt. | |
| „In Wälder ohne Anbindung an eine gut organisierte Gemeinschaft und wo die | |
| Menschen keine Rechte auf die Wälder haben, können Fremde jederzeit | |
| eindringen“, sagt Davis. In anderen Gebieten dagegen hätten Ureinwohner | |
| offizielle Kontrollposten und würden Eindringlinge melden. | |
| Wichtig für diesen Widerstand sei es, den Gemeinschaften offizielle | |
| Eigentums- und Nutzungsrechte für ihre Wälder zu geben. Denn dann hätten | |
| die Bewohner ein starkes wirtschaftliches und soziales Interesse, dem Druck | |
| der Drogenhändler standzuhalten. | |
| 18 Mar 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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