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# taz.de -- Hilfe für bartlose Hipster: Gesichtshaartransplantation, please!
> Ohne Vollbart biste kein Hipster, is' klar. Um Wangen und Kinn
> aufzuforsten, fliegen junge Männer aus der ganzen Welt bei New Yorker
> Schönheitschirurgen ein.
Bild: Hornbrille und Bart - wichtige Hipster-Insignien. Notfalls mit Fenstergla…
NEW YORK afp | Vorbei sind die Zeiten, da Vollbärte allenfalls die
Gesichter alternder Studienräte und bärbeißiger Seeleute zierten. Eine
üppige Gesichtsbehaarung gehört heute zu den Erkennungszeichen der
Hipster-Szene, jener urbanen Subkultur, in der sich junge Menschen im
beginnenden 21. Jahrhundert mit leicht ranziger Retro-Kleidung als Gegenpol
zum Mainstream feiern. Doch nicht bei jedem männlichen Hipster wollen die
Stoppeln bis zur gewünschten Form sprießen. In New York, der
Hipster-Hauptstadt der Welt, eröffnet sich dadurch ein ganz neuer Markt für
die Schönheitschirurgie.
Die Praxis von Dr. Jeffrey Epstein liegt in Manhattan, er gilt als Experte
für Haartransplantationen. Seine Hauptkundschaft sind eigentlich gesetztere
Herren, die dem fortschreitenden Rückzug ihres Haupthaares den Kampf
ansagen wollen. Neuerdings aber hat er ungewohnten Zulauf. „30 bis 35
Prozent sind diese Jungs im Alter von 26 bis 40 Jahren, die in die
Kategorie des Hipsters passen“, sagt Epstein. Statt drohender Glatze plagt
diese Patienten ihr dünner Flaum im Gesicht.
Rund 8000 Dollar hat Danny Higuera für seinen Traum vom Vollbart
ausgegeben. Der 26-jährige New Yorker, der sein eigenes Bauunternehmen
führt, legte sich bei Dr. Epstein unters Messer. „Einige Leute mögen lange
Haare, andere mögen kurze Haare, ich wollte einfach nur einen schönen
Bart“, sagt er. „Ich mag diesen rauen Look.“ Außerdem sei der Vollbart
derzeit einfach angesagt.
Über Jahrhunderte galt Gesichtsbehaarung in vielen Kulturen auf der ganzen
Welt als Zeichen der Männlichkeit. Mit der Zeit kam der Vollbart aber aus
der Mode, das Idealbild des metrosexuellen Mannes beinhaltete vor einigen
Jahren sogar die Ganzkörperenthaarung. Mittlerweile hat sich der Trend
gedreht.
## Hippe New Yorker mit einem Auge für das ästhetische Detail
Einige Männer aber haben genetisch bedingt nur wenig oder gar kein
Bartwachstum. Andere Patienten bei Epstein ließen sich unter dem
metrosexuellen Modediktat das Gesichtshaar weglasern - und bereuen diesen
Entschluss nun.
Die Kunden der New Yorker Schönheitschirurgen kommen dabei nicht nur aus
der Ostküstenmetropole oder den USA. Auch aus Großbritannien oder sogar
Australien fliegen sie ein, um Wangen und Kinn aufzuforsten.
„Diese Jungs strömen nur so herein. Sie beklagen sich, dass sie entweder so
gut wie keinen Bart oder bartfreie Stellen haben“, sagt Dr. Yael Halaas,
deren Praxis direkt an der edlen Park Avenue liegt. „Viele von ihnen sind
zwischen 20 und 40 Jahre alt, sie sind eher hippe New Yorker mit einem Auge
für das ästhetische Detail.“ Vier bis fünf Patienten für eine
Gesichtshaartransplantation sieht Halaas pro Woche. „Vor einem Jahrzehnt
waren es vielleicht zehn pro Jahr“, sagt die Ärztin.
Nur wenige Schönheitschirurgen haben eine Ausbildung für
Gesichtshaartransplantationen. Bei dem Eingriff werden Haarwurzeln vom Kopf
oder auch von der Brust ins Gesicht verlegt. Angesichts der Nachfrage
profitieren auch Schönheitschirurgen in anderen Bundesstaaten. Dr. Glenn
Charles hat etwa seine Praxis in Florida, viele seiner Patienten reisen
aber aus New York an. „Das Gesichtshaar kommt zurück“, sagt Charles.
„Dieser ranzige Look ist gerade einfach angesagt, und viele Jungs sind
daran interessiert.“
19 Mar 2014
## AUTOREN
Jennie Matthew
## TAGS
Hipster
Bart
New York
Schönheitschirurgie
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