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# taz.de -- Verschlüsselung im Alltag: „Der Mehrgewinn ist vielen nicht klar…
> Verschlüsselung ist oft von „Geeks für Geeks“ konzipiert und für Laien
> schwer zu verstehen. Dabei wären auch einfache Lösungen möglich.
Bild: Physischer Schutz ist viel einfacher
BERLIN taz | Wie kann man es Schnüfflern möglichst schwer machen,
Nutzerdaten systematisch abzufangen? Wie kann Verschlüsselung unter große
Teile der Bevölkerung gebracht werden? Bei einer Diskussion mit Edward
Snowden auf dem SXSW-Festival ging es genau darum. Verschlüsselte
Kommunikation sei noch viel zu wenig verbreitet, so die Meinung der drei
Diskutanten. Und ihre Erklärung: Viel zu häufig sei die entsprechende
Software „von Geeks für Geeks“.
Als eines der sichersten Systeme, Kommunikation zu verschlüsseln, gilt die
Ende-zu-Ende-Methode. Bei dieser Methode können nur die Nutzer auf ihren
Geräten die Daten einsehen – auf dem Übertragungsweg bleiben sie codiert.
Bisher bieten aber nur wenige Unternehmen eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
an. In der Regel wird nur der Weg vom Nutzer zum Server gesichert.
Einserseits, weil die Technik aufwändig ist, andererseits, weil der Dienst
so an Nutzerfreundlichkeit einbüßt. Manche Anbieter haben aber auch ein
wirtschaftliches Interesse an der Einsehbarkeit der Daten – beispielsweise,
um personalisierte Werbung zu zeigen.
Wer dennoch sicher kommunizieren möchte, der muss sich entschlossen mit
Technik auseinandersetzen. Manch ein Nutzer verzweifelt daran, [1][sich ein
PGP-Schlüsselpaar („Pretty Good Privacy“) zu erstellen,] um verschlüsselte
Mails auszutauschen. Diese Prozedur ist für viele zu komplex und schreckt
sie ab.
„Den meisten Laien ist der Mehrgewinn von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
nicht klar“, meint Melanie Volkamer von der TU Darmstadt. Sie forscht zur
Benutzbarkeit von IT-Sicherheitslösungen. [2][Selbst Nutzer, die sehr
ambitioniert seien, hätten Schwierigkeiten, die Technik nachzuvollziehen.]
Das Problem sei, so sagt die Forscherin, dass Informatiker bisher
versuchten, Sicherheitslücken zu schließen, ohne die Endbenutzer zu
berücksichtigen.
## Sicherheit im Hintergrund
Jörn Müller-Quade, Professor für Kryptographie vom Karlsruher Institut für
Technologie, ist zuversichtlich, dass schon bald sichere, aber auch
benutzerfreundliche Systeme entwickelt werden könnten: „Technisch wäre es
kein Problem, all die komplizierten Dinge im Hintergrund ablaufen zu
lassen.“ So könnten Verschlüsselungstools auf den Geräten vorinstalliert
sein. Sie könnten verwendet werden, wenn der kontaktierte Nutzer diese
ebenfalls hat.
„Das Problem ist also kein technisches, sondern ein Problem des Marktes,
der Standardisierung und der Regelungen“, sagt Müller-Quade. Trotzdem
würden die Produkte aber auch in Zukunft Hintertürchen enthalten, glaubt
er. „Diese Möglichkeit der Überwachung ist viel zu wertvoll.“ Ob sich
Sicherheit allgemein durchsetze, hängt seiner Meinung nach aber auch damit
zusammen, ob man bereit sei, dafür Geld auszugeben. Außerdem müsse man sich
wohl in seinem Komfort einschränken. „Eine einfachere Handhabung bedeutet
normalerweise weniger Einstellmöglichkeiten.“
Auch Christian Grothoff von der TU München ist überzeugt, dass technisch
schon jetzt viel mehr möglich ist. Er ist der Leiter einer Nachwuchsgruppe
„Sichere dezentrale Netzwerke“. Allerdings stelle sich die Frage, wer ein
Interesse daran habe, diesen technischen Stand auch in die Realität
umzusetzen. „Es gibt verschiedene Gruppierungen, die es dem Nutzer
schwermachen wollen, geheim zu kommunizieren. Dazu gehören auch Regierungen
und Industrie.“
In seinem Projekt entwickelt Grothoff ein Programm, das dem Nutzer nach der
Installation einen QR-Code ausgibt. Diesen kann er mit Freunden oder
Kollegen teilen. Er weist ihn als spezifische Person aus. Der
Kommunikationspartner kann den Code dann beispielsweise via Webcam
einscannen und so verschlüsselt kommunizieren.
## Einfach mal verbieten
Dass es auch heute schon möglich ist, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit
zu kombinieren – und zusätzlich noch ein eigenes Image damit zu kreieren –
zeigen Nachrichten-Apps wie Threema oder Textsecure. Sie verschlüsseln die
Nachrichten ihrer Nutzer mit der Ende-zu-Ende-Methode. Der Wechsel großer
Userzahlen zu solchen Produkten könnte die Anbieter ähnlicher Dienste unter
Druck setzen, auch ihre Sicherheitsstrategie zu überdenken.
Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass auch erhöhte Investitionen in die
Forschung notwendig seien, um übergreifende IT-Sicherheitslösungen zu
entwickeln. Grothoff kritisiert, es sei erstaunlich schwer, für die
Forschung zu sicherer Kommunikation Geld zu bekommen. „Ich muss davon
ausgehen, dass dieses Problem gar nicht als so dringlich angesehen wird,
wie man es aufgrund der öffentlichen Diskussion möglicherweise erwarten
würde“, sagt er.
Eine vieldiskutierte Frage ist auch, wer jetzt Verantwortung übernehmen
muss, damit es vorangeht – ob sich der Einzelne mehr schützen muss,
sozusagen in Eigenregie, oder ob es Aufgabe des Staates ist, seine Bürger
zu schützen. Müller-Quade sieht das Parlament in einer entscheidenden
Rolle: „Der Staat kann Gesetze erlassen, die Hintertürchen in
Softwareprodukten ähnlich bestraft, wie Fahrlässigkeit im Fahrzeugbau.“
20 Mar 2014
## LINKS
[1] http://www.pgpi.org/
[2] /E-Book...selung/!127716/
## AUTOREN
Frank Seibert
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