# taz.de -- Von der Leyen in der Türkei: Nicht ganz so gemeint | |
> Truppenaufzug an den Nato-Grenzen? Bei ihrem Türkeibesuch präzisiert die | |
> Verteidigungsministerin, was sie zu Europas Grenzen gesagt haben will. | |
Bild: Lob für den türkischen „Großmut“: Ursula von der Leyen in der Tür… | |
KAHRAMANMARAS taz | Ursula von der Leyen macht gewisse Fortschritte in der | |
Kunst, heikle Sätze nachträglich zu entkräften. Gerade steht sie auf einer | |
Anhöhe in Südanatolien, neben einem Patriot-Raketenwerfer. | |
„Selbstverständlich ist an den Ostgrenzen die Überwachung des Luftraums | |
durch unterschiedliche Nationen gegeben“, sagt die Verteidigungsministerin. | |
Und: „Bei baltischen Staaten ist es so, dass sie darauf angewiesen sind, | |
dass Nato-Partner das übernehmen.“ | |
Eigentlich keine sehr überraschende Äußerung. Doch in Militärfragen kann | |
der Unterschied zwischen dem, was einer Ministerin und was der | |
Öffentlichkeit als selbstverständlich gilt, sehr groß sein. | |
Am Wochenende ließ sich von der Leyen (CDU) im Spiegel mit den Worten | |
zitieren: „Jetzt ist für die Bündnispartner an den Außengrenzen wichtig, | |
dass die Nato Präsenz zeigt.“ Dies wurde weithin als Aufforderung an die | |
Nato zum Truppenaufmarsch an der russischen Grenze verstanden – zumal der | |
Nato-Oberkommandeur Philip Breedlove zeitgleich genau dies andeutete. Am | |
Montagabend war von der Leyen zum Truppenbesuch ins türkische Kahramanmaras | |
geflogen. Einen Tag später interessieren sich die Journalisten nun nicht | |
nur für den dortigen Patriot-Einsatz der Bundeswehr. | |
Von der Leyen will keinesfalls von Truppenverlegungen gesprochen haben, | |
sondern erklärt: Polen, Rumänien und die baltischen Staaten wollten | |
angesichts des Verhaltens Russlands in der Krimkrise nun „spüren, dass die | |
Nato fest an ihrer Seite steht“. Es gehe nicht um zusätzliche Truppen, | |
„sondern um Präsenz und Übungen, die es in der Nato ständig gibt“. Der | |
Luftraum überm Baltikum werde seit Jahren von der Nato, Deutschland | |
inklusive, überwacht. Das gehöre schlicht zur Bündnissolidarität. | |
Diese Solidarität ist das Leitmotiv in von der Leyens Ansprachen an | |
deutsche wie türkische Soldaten und Presse in Kahramamaras. Deutschland | |
wolle „ein wenig davon zurückgeben, was es in der Vergangenheit im Übermaß | |
erfahren hat“. Die syrische Grenze ist von hier knapp 100 Kilometer | |
entfernt. Seit Ende 2012 ist die Bundeswehr in Kahramamaras mit 300 | |
Soldaten und zweimal fünf Raketenabwehreinheiten, um die Stadt gegen | |
syrischen Raketenbeschuss zu schützen – bislang ohne Vorfälle. | |
Von der Leyen lobt die Türkei für ihren „Großmut“ in der Syrienkrise. Das | |
Land hat bis dato etwa 800.000 Flüchtlinge aufgenommen. Dieser „Großmut“ | |
findet in Deutschland bislang mit kaum 4.000 aufgenommenen Syrern wenig | |
Entsprechung. | |
Der deutsche Vizekommandeur Dirk Weber sagt, für die Soldaten sei es eine | |
„psychische Belastung, zu wissen“, wie viele heimatlose Flüchtlinge | |
inzwischen auch in Kahmaranmaras seien. Ein Soldat gibt später zu, die | |
Bilder aus Syrien zu sehen und zu erfahren, dass dort niemand sinnvoll | |
eingreifen könne, sei so nah an der syrischen Grenze „noch merkwürdiger als | |
in Deutschland“. „Damit beschäftigt sich am Anfang jeder, der hier ist. Man | |
muss darauf seine persönliche Antwort finden.“ | |
25 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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