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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Gefühlsduseliges Gequatsche
> Warum nur befürwortet der Deutsche Fußball-Bund den neuen Uefa-Wettbewerb
> Nations League? Ganz einfach: Der könnte sich lohnen.
Bild: Wird ganz genau nachgerechnet haben, bevor er die Hand für die Nations L…
Er hat dafür gestimmt, obwohl er dagegen war. Er wollte nicht allein
dastehen mit seiner Meinung, also hat er sich der Meinung derer
angeschlossen, die anderer Meinung waren als er. Er war sich sicher, dass
er Recht hat, wollte aber auch nicht sagen, dass die anderen nicht Recht
haben. Wolfgang Niersbach, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes hat
im „Sportstudio“ des ZDF erläutert, warum er gegen die neue Nations League
der Uefa ist, und warum er dennoch für deren Einführung gestimmt hat. Kann
das wirklich so gewesen sein? Einem talentierten Opportunisten wie
Niersbach ist durchaus zuzutrauen, dass er so gehandelt hat.
Und doch ist es gewiss nicht die ganze Wahrheit. Ja, der DFB hatte es
wahrscheinlich nicht allzu schwer, attraktive Gegner für
Freundschaftsspiele zu finden. Und diese Spiele zu vermarkten, hat sich
gelohnt. Und die kleinen Nationen in der Uefa haben sich gewiss oft
geärgert, dass sie keine attraktiven Gegner für ein Testspiel gefunden
haben, dass keiner von den Großen gegen sie spielen wollte und dass sich am
Ende kaum einer für ihre Kicks interessiert hat, die großen Vermarkter im
Fußballbusiness schon gar nicht.
Aber glaubt wirklich irgend jemand hier im Fußballland, dass der DFB aus
Solidarität mit San Marino, Andorra, Liechtenstein oder Gibraltar auch nur
auf einen einzigen Cent verzichten würde?
Wolfgang Niersbach wird ganz genau nachgerechnet haben, bevor er die Hand
gehoben hat, um für den neuen Uefa-Wettbewerb zu stimmen. Die Nations
League soll am Ende ähnlich abgerechnet werden wie die Champions League. Da
wird besonders viel Geld in die Länder überwiesen, deren TV-Markt besonders
lukrativ ist. Es wird also jede Menge Kohle in die Kassen des DFB fließen.
Der Verband wird für jedes Spiel weit mehr kassieren als die meisten
anderen Verbände.
Wer so gute Geschäfte erwartet, dem fällt es leicht, von Solidarität mit
den Kleinen zu sprechen. Auch in der Geldmaschine Champions League, deren
Einführung von Anfang an zum Ziel hatte, möglichst viele namhafte Klubs aus
den großen Fußballnationen möglichst lange im Wettbewerb zu halten, wird
immer wieder gerne das Hohelied auf die europäische Fußballsolidarität
gesungen.
So vermeldete die Uefa stolz, dass dem Fußballverband von Andorra für die
Champions-League-Saison 2011/12 satte 600.000 Euro überwiesen werden
konnten. Die drei deutschen Teilnehmer in jener Saison, der FC Bayern,
Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen, haben zusammen über 95 Millionen
Euro kassiert und sind gewiss heilfroh, dass sie ihre edlen
Mannschaftsbusse nicht vor irgendwelchen Ackern auf fußballgottverlassenen
Flecken in der europäischen Fußballprovinz parken mussten.
Kurzum – die Nations League ist eine Geschäftsidee der Uefa. Weil der DFB
an diese Idee glaubt, ist sie für ihn interessant. Es hat also einen guten
Grund, für ihre Einführung zu stimmen. Vergessen wir also dieses
unerträglich gefühlsduselige Fußballfamilengequatsche, das Niersbach im
„Sportstudio“ abgelassen hat, und freuen uns mit dem DFB auf gute Geschäfte
mit der Nations League!
30 Mar 2014
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Wolfgang Niersbach
Uefa
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