# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Fataler Druck von zwei Seiten | |
> Der Fall Fortuna Düsseldorf zeigt: Die Vereine und der DFB müssen | |
> aufpassen, dass sie den antifaschistischen Fans nicht die Machtbasis | |
> entziehen. | |
Bild: Polizei vor dem Düsseldorfer Fanblock in Frankfurt | |
„Mentalität schlägt Qualität.“ Mit dieser Trainerphrase aus dem | |
Abstiegskampf war auf der Homepage von Fortuna Düsseldorf das Gastspiel | |
beim FSV Frankfurt überschrieben worden. Das eigentliche Thema der Partie | |
war aber ein ganz anderes. | |
Fortuna-Fans schlugen Fortuna-Fans. Das Logo der rechtsextrem | |
unterwanderten Ultra- und Hooligangruppe „Frente Atletico“, die Atletico | |
Madrid unterstützt, war von Mitgliedern der „Bushwhackers Düsseldorf“ | |
aufgehängt worden. Zwischen beiden Gruppierungen bestehen freundschaftliche | |
Beziehungen. Der Versuch von antirassistischen Düsseldorfer Fans, das | |
Transparent zu entfernen, führte zur Eskalation. Es kam zu einer wüsten | |
Schlägerei. | |
Wie in Aachen, Braunschweig und Duisburg versuchen auch in Düsseldorf | |
rechtsextreme Fans seit geraumer Zeit unter Androhung von Gewalt, die Macht | |
in der Kurve zu erlangen. Die Gruppierung „Dissidenti Ultra“ erklärte: | |
„Beleidigungen und Drohungen, die bis zu Mord und Vergewaltigung reichen, | |
gibt es seit Wochen und Monaten in beängstigender Regelmäßigkeit.“ | |
Auch in Düsseldorf scheint die Vereinsführung fatalerweise zu glauben, | |
dieses Problem aussitzen zu können. Auf der Homepage wurde der Vorfall | |
verschwiegen. Die Fans, die sich gegen rassistische Bekundungen in ihrer | |
Kurve zu Wehr setzten, erhielten kein Wort der Unterstützung, kein Zeichen | |
der Solidarität. | |
Eine solche Unterstützung wäre umso wichtiger, weil auch die organisierte | |
Fanszene im Kampf gegen Rechtsextremismus unmissverständliche Klarheit | |
vermissen lässt. Das Bündnis aktiver Fußballfans (BAF) hat sich erst | |
kürzlich an der Organisation des Fankongresses in Berlin nicht beteiligen | |
wollen, weil ihnen die Abgrenzung der anderen überregionalen Fanbündnisse | |
gegenüber rechtsextremen Fangruppierungen zu dürftig ausfällt. | |
Manch einer fürchtet wohl, dass die Aufspaltung der Fanszene die | |
Verhandlungsposition mit den Klub- und DFB-Funktionären schwächen wird. Die | |
jüngste Meldung, dass am 6. April nur Dauerkarteninhaber und | |
Vereinsmitglieder von Hannover 96, also registrierte Anhänger, in den | |
Gästeblock nach Braunschweig dürfen, wird die Angst eher noch befeuern. | |
Viele Fans argwöhnen, dass dieses erstmalige Experiment Schule in der Liga | |
machen wird, und wähnen sich derzeit noch mehr unter Druck, zusammenstehen | |
zu müssen. Genau dieses Dilemma haben sich die Rechtsextremen schon in der | |
jüngsten Vergangenheit zunutze gemacht. Indem sie sich dem breiten | |
Fanprotest gegen Kommerzialisierung, martialische Polizeiauftritte und | |
Überwachungsmaßnahmen anschlossen, konnten sie in den Stadien wieder eine | |
größere Anhängerschaft akquirieren. | |
Die Bundesligaklubs und der DFB sollten sich bewusst werden, dass sie mit | |
restriktiven Maßnahmen wie in Braunschweig gesellschaftlich wichtige Kräfte | |
im Stadion schwächen. | |
23 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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