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# taz.de -- Oranienplatz und 1. Mai: Der Zaun wird fallen
> Kreuzbergs Bürgermeisterin Monika Herrmann will die frisch begrünte
> Fläche des Ex-Flüchtlingscamps anlässlich der 1.-Mai-Demo nicht
> absperren.
Bild: Auf dem Oranienplatz, kurz vor der Rollrasenverlegung.
Die derzeit teilweise abgesperrte Südhälfte des Kreuzberger Oranienplatzes,
bis vor zwei Wochen noch von Flüchtlingen besetzt, soll beim traditionellen
Demonstrationszug nächste Woche offen sein. „Der Zaun kommt zum 1. Mai
weg“, sagte Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) der taz.
Wachschutz für eine Grünfläche sei zu diesem Tag „überhaupt nicht im Sinne
des Bezirksamts“. Neue Zelte und Hütten bleiben aber verboten. Laut Polizei
gibt es täglich mehrere vergebliche Versuche, auf der nicht abgesperrten
Nordseite des Platzes Zelte zu errichten.
Am gestrigen Mittwoch ist der Platz noch wie in den vergangenen Tagen
zweigeteilt: Nördlich der Oranienstraße sitzen Dutzende Menschen auf Bänken
um ein Lager von Hungerstreikenden und einen Tisch mit Getränken, andere
liegen auf Schlafsäcken. Auf der Mittelinsel der Straße stehen drei
Polizeifahrzeuge mit rund einem Dutzend Uniformierter, während auf der
Südseite rund 400 Meter Metallzaun einen Großteil der Fläche wie zwei große
Kuchenviertel absperren.
Dahinter sprießt tiefgrüner Rasen. Rollrasen hat das Bezirksamt hier
vergangene Woche verlegen lassen, nachdem die Flüchtlinge am 8. April ihre
Zelte und Hütten weitgehend freiwillig abgebaut hatten. Bürgermeisterin
Herrmann hatte bereits im März klargemacht, keine neuen Besetzungen zu
dulden. Der Hungerstreik gilt als Demonstration, nicht als Besetzung.
## Die Provokation entfällt
„Kein Zaun, keine Gewalt“, fasst Herrmanns Sprecher Sascha Langenbach die
Strategie für den 1. Mai zusammen. Beobachter hatten es für möglich
gehalten, dass es aus der Demonstration heraus Versuche geben könnte, den
als Provokation empfundenen Zaun zu stürmen und den Platz zu besetzen.
Auch der Kreuzberger CDU-Landesparlamentarier Kurt Wansner, ansonsten ein
scharfer Kritiker des grün-geführten Bezirksamts, begrüßte Herrmanns
Ankündigung, den Zaun auf dem Platz zum 1. Mai abbauen zu lassen. „Das
hätte ich aus Sicherheitsgründen auch so machen lassen“, sagte er.
Die Polizei wird weiterhin vor Ort sein. Für das sogenannte
Amtshilfeersuchen, mit dem die Bürgermeisterin vor der Räumung
Unterstützung anforderte, gebe es keine zeitliche Begrenzung, sagte
Polizeisprecher Stefan Redlich der taz.
Fraglich ist, ob der neu verlegte Rollrasen nach der Demonstration noch so
gut aussieht wie derzeit. Gartenexperten zufolge braucht Rollrasen etwa
zwei bis drei Wochen, um anzuwachsen. „Hoffen wir mal, dass die Leute am 1.
Mai pfleglich damit umgehen“, sagte Herrmanns Sprecher Langenbach. Die
Kosten halten sich andernfalls angesichts eines reduzierten
Konfliktpotenzials in Grenzen: Rollrasen ist für unter 2 Euro pro
Quadratmeter zu haben, womit man bei der Fläche am Oranienplatz auf rund
5.000 Euro käme.
Ob der Info-Point genannte Container vor dem Zaun zum 1. Mai ebenfalls
geöffnet oder durch andere Informationsangebote ersetzt oder ergänzt sein
wird, war am Mittwoch noch offen.
23 Apr 2014
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Kreuzberg
Tag der Arbeit, Tag der Proteste
Flüchtlingscamp Oranienplatz
Monika Herrmann
Oranienplatz
Hungerstreik
Oranienplatz
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