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# taz.de -- Asylprotest: Der Baum ist leer
> Nach fünf Tagen beendet Aktivistin Napuli Langa ihren Hungerstreik auf
> dem Oranienplatz. Fünf Flüchtlinge harren weiter aus.
Bild: Napuli Langa verlässt den Baum.
Am Ende ist sie doch selbst heruntergekommen: Am späten Samstagabend
kletterte Napuli Langa an einer Leiter von der Platane herab, die sie fünf
Tage lang besetzt gehalten hatte – weitgehend ohne Nahrung und Flüssigkeit.
Die Aktivistin hatte dagegen protestiert, dass bei der Räumung des
Flüchtlingscamps am Dienstag auch das Informations- und Versammlungszelt
abgebaut wurde. Sie beendet eigenen Angaben zufolge ihren Protest
freiwillig, nachdem sie eine schriftliche Zusicherung von
Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) erhalten hatte, dass sowohl ein
Info- als auch einen Versammlungspunkt wieder aufgebaut werden soll.
„Ich bin glücklich, dass wir damit unseren Protest nun fortsetzen können“,
sagte Langa am Sonntag der taz. Als sie bei der Räumung festgestellt habe,
dass auch das Infozelt weggeräumt wurde, habe sie beschlossen, dagegen
etwas zu unternehmen – der Abbau sei ein Verstoß gegen das ursprüngliche
Abkommen zwischen Flüchtlingen und Senat gewesen. Dass bald ein größerer
Info-Container aufgestellt und zugänglich gemacht werden sollte, war jedoch
bereits klar – die Senatsverwaltung hatte dies am Freitag erneut bestätigt.
Mit dem Informationszelt wollen die Flüchtlinge weiterhin öffentlich auf
ihre Situation aufmerksam machen und dafür kämpfen, dass die
Asylgesetzgebung geändert wird. Nach eineinhalb Jahren hatten die
protestierenden Flüchtlinge am Dienstag das Camp auf dem Oranienplatz
freiwillig geräumt und sind in ein ehemaliges Hostel in Friedrichshain
gezogen. Einzelne Flüchtlinge hatten die Einigung mit dem Senat als
falschen Kompromiss und Spaltungsversuch der Bewegung abgelehnt.
Langa wurde zunächst zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Durch das
lange Sitzen sei ihr Bein geschwollen, erklärte sie, sie müsse sich
zunächst ausruhen. Bald wolle sie aber wieder auf dem Oranienplatz sein.
Dort harren weiterhin fünf Hungerstreikende an der Nordseite des Platzes
aus. Sie waren am Donnerstag in Hungerstreik getreten, zunächst in
Solidarität mit Langa, aber auch mit eigenen Forderungen, die über das
Informationszelt hinausgehen: Bleiberecht für alle Flüchtlinge, die an den
Protesten beteiligt waren, den Erhalt der Schule in der Ohlauer Straße als
Flüchtlingszentrum. Sie kündigten am Sonntag an, den Hungerstreitk
fortzusetzen. Von der Politik habe sich bisher niemand bei ihnen gemeldet,
sagt einer der Streikenden gegenüber der taz.
Berlin Postkolonial hat zusammen mit der Initiative schwarzer Menschen in
Deutschland sowie einer Reihe weiterer Initiativen dazu aufgerufen, jeden
Abend ab 18 Uhr für eine Mahnwache zum Oranienplatz zu kommen.
Senatorin Kolat sprach sich derweil am Sonntag für ein Arbeitsrecht für
Flüchtlinge aus. „Angesichts des millionenfachen Bedarfs verbietet es sich
doch, die Flüchtlingsfrage so engstirnig zu sehen“, sagte sie Medien
zufolge. Parallel zum Asylverfahren solle man schauen, ob die Menschen
nicht auch eine berufliche Perspektive hier hätten.
13 Apr 2014
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