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# taz.de -- Alternative Geschäftsideen Teil 2: Mit einem Taxi nach Athen
> Wie man mit neuen, kreativen Geschäftsideen der Krise trotzt und dabei
> mitunter kräftig absahnt. Zweiter Teil unserer Serie: ein Taxi-App in
> Griechenland.
Bild: Per App billiger: ein griechisches Taxi.
So mancher Griechenland-Besucher staunt nicht schlecht, wie
geschäftstüchtig eine Athener Taxi-Zentrale sein kann: Da fährt der Kunde
zum Flughafen und will den auf dem Taxameter angezeigten Fahrpreis
bezahlen, muss aber zusätzlich einen Zuschlag von sechs Euro „für die
Vereinbarung des Taxitermins“ hinblättern. Aus „technischen Gründen“
erscheint der Extra-Obolus nicht auf der Quittung.
Dass diese Geschäftspraxis immer mehr in Vergessenheit gerät, verdanken die
Athener nicht zuletzt Alexandros Tziranis. Der Grieche war maßgeblich
beteiligt an der Entwicklung und Vermarktung einer Idee, die Geld und
Nerven spart: Dank der Gratis-App „Taxiplon“ kann ein Fahrgast über PC oder
Smartphone den nächstgelegenen Wagen kostenlos bestellen. Er bekommt eine
Direktverbindung zum Fahrer, die Zentrale bleibt außen vor.
Seit drei Jahren läuft das Geschäft, 2012 wurden Tziranis und Co. auf der
weltgrößten Mobilfunkmesse in Barcelona für einen „Global Mobile Award“
nominiert. Seitdem expandieren sie in Richtung Zypern, Rumänien und USA.
„Eigentlich hat uns die Krise geholfen, auf eigenen Beinen zu stehen“ sagt
der 45-Jährige rückblickend. „Denn inzwischen wird hierzulande jeder Euro
zweimal umgedreht. Wir haben anscheinend zum richtigen Zeitpunkt eine
innovative Idee zu niedrigen Kosten angeboten“.
## Schwieriger Anfang
Tziranis ist Ingenieur aus Leidenschaft. Er stamme aus einfachen
Verhältnissen und habe bereits im Alter von fünfzehn Jahren die
Entscheidung getroffen, am renommierten M.I.T. Maschinenbau zu studieren,
sagt er. Mithilfe von US-Stipendien konnte er sich seinen Traum erfüllen.
In den USA sammelte er erste Berufserfahrungen und kam 1995 nach Athen
zurück, wo er zunächst bei kleinen Software-Firmen arbeitete. Der
Durchbruch kam 2011, mitten in der Krise: Gemeinsam mit dem Informatiker
Sotiris Nossis entwickelte er seine Smartphone-App. Ausgebrütet wurde das
Konzept im Informatikbüro von Nossis, der als Ermöglicher von „Taxiplon“
gilt, inzwischen aber aus dem Geschäft ausgestiegen ist.
„Der Anfang war schwierig“, sagt Tziranis. „Etablierte Taxiunternehmen
haben uns als unliebsame Konkurrenz betrachtet. Es hat lange gedauert, bis
wir das Misstrauen überwunden haben. Und siehe da: Heute sind es die
Taxi-Zentralen, die an unsere Tür klopfen“.
Selbständige Taxifahrer dürfen übrigens auch mitmachen. Zwar sei eine
Monatsgebühr von circa 50 Euro fällig, aber, so Tziranis, die amortisiere
sich schnell, da ein Taxi über Smartphone ständig auf Kundenfang sei.
Beinahe wäre die Innovation allerdings von den Mühlen der Bürokratie
zerrieben worden. Beispiel Steuerrecht: „Alle zwei Jahre wird praktisch ein
neues Steuergesetz verabschiedet, da hat man keinen Durchblick mehr. Das
heißt, ich muss extra jemanden einstellen, der sich um die Steuerfragen
kümmert“, moniert der Ingenieur.
19 May 2014
## AUTOREN
Jannis Papadimitriou
## TAGS
Krise
Griechenland
Taxi
Start-ups
Antonis Samaras
Irland
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