# taz.de -- Jede Menge Probleme beim E.ON-Meiler: AKW Grohnde bröselt weiter | |
> Neun Federbrüche im Reaktorkern, der Ersatzgenerator ist rostig: | |
> AKW-Gegner fordern das endgültige Aus für das Atomkraftwerk. | |
Bild: Protest am Pannenmeiler: Demonstranten vor dem AKW Grohnde am 26. April, … | |
GÖTTINGEN taz | Vor fünf Jahren feierte der Energiekonzern E.on mit Sekt, | |
Musik und launigen Reden das 25-jährige Betriebsjubiläum seines | |
Atomkraftwerks Grohnde. Als Gastredner würdigte Niedersachsens damaliger | |
Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) den „erfolgreichen und | |
störfallfreien“ Betrieb des Meilers. In diesem Sommer fällt die Jubelfeier | |
wohl aus. Denn 30 Jahre nach der Inbetriebnahme gibt es im AKW jede Menge | |
Probleme. | |
Nach einem Ende April entdeckten Totalschaden am Generator ergaben | |
Inspektionen, dass Druckfedern an neun von 132 sogenannten Drosselkörpern | |
im Reaktor gebrochen sind - diese Teile sollen dafür sorgen, dass der | |
Kühlwasserstrom an den Brennelementen gleichmäßig fließt. Wie lange das | |
Ende April heruntergefahrene Kraftwerk abgeschaltet bleibt, ist derzeit | |
nicht abzusehen. | |
Eon bezeichnet die Drosselkörper und deren Federn als „nicht | |
sicherheitsrelevant“. Landesumweltminister Stefan Wenzel (Grüne) sieht das | |
allerdings nicht so entspannt, für Dienstag hatte er Vertreter des | |
Unternehmens nach Hannover einbestellt. Ein Ergebnis des Gesprächs: Neben | |
Ministeriums-Experten und dem TÜV soll ein weiterer externer Gutachter das | |
AKW in Augenschein nehmen. | |
Die Prüfung zum Befund, zu Auswirkungen der Federbrüche, zur | |
Ursachenermittlung und zur Übertragbarkeit auf andere vergleichbare | |
Bauteile werde fortgesetzt, kündigte Wenzel an: „Auf jeden Fall wird das | |
Umweltministerium sicherstellen, dass die Anlage in Grohnde nur dann wieder | |
ans Netz geht, wenn der sicherheitstechnisch unbedenkliche Betrieb | |
nachgewiesen werden kann.“ | |
Ein 400 Tonnen schwerer, offensichtlich gebrauchter Ersatzgenerator ist | |
zwischenzeitlich mit einem Spezialschiff auf der Weser nach Grohnde | |
gebracht worden. Wegen des niedrigen Pegelstandes der Flusses musste für | |
den Transport eigens mehr Wasser aus der Edertalsperre in Hessen abgelassen | |
werden. Atomkraftgegner besichtigten das Schiff während eines nächtlichen | |
Halts in Hameln. „Wir haben unseren Augen nicht getraut, als wir sahen, | |
dass der Generator an etlichen Stellen angerostet war“, sagt ein Aktivist | |
der taz. | |
Unsinn, kontert E.on. Die Mutmaßung, es handele sich um ein Altgerät | |
minderwertiger Güte, entbehre jeder Grundlage. „Der Generatorständer wies | |
bei Anlieferung an der Außenhülle Flugrostspuren in Folge der Lagerung | |
auf“, sagt zwar der Leiter der Elektrotechnik im Kraftwerk, Peter Schwarz. | |
Dies lasse jedoch keinerlei Rückschlüsse auf die Qualität zu. „Der Flugrost | |
wird nach Einbau im Kraftwerk beseitigt und die Hülle neu lackiert.“ | |
„Alter Kack im neuen Lack“, kommentieren das die Atomkraftgegner. Sie | |
fordern die endgültige Abschaltung des AKW Grohnde und bereiten eine | |
Demonstration vor. Auch an der Börse werden die Ereignisse aufmerksam | |
registriert. Analysten der französischen Großbank Société Générale | |
bestätigten unter ausdrücklichem Verweis auf die Probleme in Grohnde eine | |
Verkaufsempfehlung für E.on-Aktien. | |
28 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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