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# taz.de -- Spanien scheidet bei WM aus: Ein Stück Fußballgeschichte
> Das frühe Ausscheiden der spanischen Nationalmannschaft ist historisch.
> Das wird Konsequenzen haben. Doch die Spanier werden zurückkommen.
Bild: Frustriert und entsetzt: spanische Fans beim Spiel.
RIO DE JANEIRO taz | Auch ganz besondere Ereignisse lassen sich ganz
schlicht erklären. Das Scheitern des Welt- und Europameisters im zweiten
Vorrundenspiel gegen Chile wird gewiss zu einem Eckdatum in der
WM-Geschichte werden. Das zweite schon, das mit dem Maracanã-Stadion in Rio
de Janeiro verbunden sein wird, nach dem Scheitern der Brasilianer im
WM-Finale von 1950.
Der argentinische Coach der Chilenen, Jorge Sampaoli, aber erklärte das
Versagen der Spanier und damit den 2:0-Triumph seines Teams recht simpel:
„Wir wissen doch, im Fußball ändert sich alles. Spanien hat in der
Vergangenheit sehr gut gespielt, wundervolle Vorstellungen gegeben. Jetzt
konnten sie das nicht fortsetzen. Erfolg hält eben nicht ewig an.“ Auf
spanischer Seite wiederum versuchte sich Fernando Torres an der
Banalisierung des Besonderen. Bei der WM in Südafrika, erinnerte der
Angreifer, habe Spanien auch einige Glücksmomente gehabt – dieses Mal eben
nicht.
Vielleicht hatten an diesem Abend sowohl Gewinner als auch Verlierer so
schnell wieder den Boden unter den Füßen, weil es ein Scheitern mit Ansage
war. Spaniens Trainer Vicente del Bosque sprach von dem „schweren Gepäck“,
das man nach der 1:5-Auftaktniederlage mit sich herumgeschleppt habe. Das
Team sei in der ersten Halbzeit zu schüchtern aufgetreten.
Mit einem ungenauen Pass im Mittelfeld leitete Xabi Alonso die schön
herauskombinierte Führung durch Eduardo Vargas ein und vergrößerte die
sowieso schon vorhandene Verunsicherung. Der zweite Treffer von Charles
Aránguiz war die logische Folge. Ein paar Minuten flackerte zu Beginn der
zweiten Hälfte noch einmal die spanische Kunst des Ballbesitzfußballs auf.
Nur blieb sie dieses Mal unvollendet. Diego Costa und Sergio Busquets
hätten in dieser Phase ihr Team durchaus noch einmal zurück ins Turnier
befördern können. Es fehlte eben die bereits erwähnte Fortune.
Der durch die holländische Demontage ins Taumeln geratene Riese war
letztlich mit den Chilenen, die sich auf das David-Goliath-Spiel
spezialisiert haben, auf den womöglich undankbarsten Gegner getroffen. Eine
Verkettung ungünstiger Umstände, so kann man gewiss argumentieren. Oder war
dies vielmehr das Ende einer Ära, wie manch einer postuliert? Das Ende des
Zeitalters des Ballbesitzfußballs?
## Konsequenzen sind unvermeidlich
Eine Zäsur ist es fraglos. Vicente del Bosque erklärte: „Wenn solche Dinge
bei einer WM passieren, haben sie natürlich Konsequenzen.“ Er bat aber um
Zeit, darüber nachzudenken, welche das sein könnten. Gut möglich, dass der
63-Jährige wie wohl auch einige Spieler, Xavi Hernández und Iker Casillas
etwa, zurücktreten wird. Vielleicht will er aber auch zeigen, dass das
spanische Kurzpassspiel reformfähig ist.
Das Potential an guten Spielern in Spanien, dem aktuellen
U21-Europameister, wäre dafür allemal da. Sergio Ramos sah an diesem
historischen Abend auch keinen Anlass, größere Abschiedsreden zu halten. Er
sagte: „Ich glaube nicht, dass das das Ende eines Zyklus ist.“ Dass man die
große Epoche des spanischen Teams habe erleben dürfen, gäbe Zuversicht,
wieder anzugreifen.“ Er betrachtet den Erfolg der Vergangenheit sozusagen
als Saatgut für die Zukunft. Eine tröstliche, aber durchaus auch begründete
Vision. Mit einer baldigen Rückkehr der Spanier ist zu rechnen, glaubt auch
der chilenische Trainer Sampaoli: „Sie werden ihre Situation verbessern und
in Kürze zurückkommen.“
19 Jun 2014
## AUTOREN
Johannes Kopp
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