| # taz.de -- Kommentar Patientendaten: Was nicht ins Netz gehört | |
| > Mit Gesundheitsdaten kann man viel Geld machen. Doch der Vorschlag, sie | |
| > mit Pin und Tan zu verschlüsseln, führt in die falsche Richtung. | |
| Bild: Was dem Mann fehlt, soll nur er selbst wissen – und sein Arzt. | |
| Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn scheint kein Online-Banking zu | |
| machen. Anders ist es nicht zu erklären, dass er für den Zugriff auf | |
| persönliche Patientendaten auf Webseiten der Krankenkassen eine Absicherung | |
| mit Pin und Transaktionsnummer Tan fordert, wie man das vom Online-Banking | |
| kennt. Denn wer Online-Banking macht, sollte wissen: Auch mit Pin und Tan | |
| ist Vorsicht geboten. Es gibt viele Wege, trotzdem an das Konto zu kommen | |
| und Geld abzuräumen. Trojaner. Phishing-Mails. Aufwändige Verfahren, bei | |
| denen Betrüger eine zweite Sim-Karte bestellen, um an aufs Handy geschickte | |
| Tans heranzukommen. | |
| Ja, Geld ist Geld und Gesundheitsdaten sind Gesundheitsdaten. Doch es ist | |
| keineswegs so, dass Kriminelle für einen Zugriff auf ein Konto mehr Aufwand | |
| betreiben würden als für den Zugriff auf persönliche Gesundheitsdaten. | |
| Aktuelles Beispiel: Michael Schumacher, dessen gestohlene Krankenakte | |
| derzeit diversen Medien angeboten werden soll. | |
| Gegen Geld versteht sich. Doch dass sich Daten zu Geld machen lassen, ist | |
| nicht neu – nicht nur, wenn es um Prominente geht. Da gab es Fälle, in | |
| denen Mitarbeiter in Rechenzentren mit aus Rezepten gewonnenen | |
| Patientendaten gehandelt haben sollen. In Österreich wurden Ärzte, | |
| Krankenhäuser und Apotheken beschuldigt, Daten aus Rezepten an | |
| Marktforschungsunternehmen geliefert zu haben. | |
| Die Recherche der Rheinischen Post, die nun offenbart, wie einfach | |
| Unbefugte online persönliche Behandlungsdaten einsehen können, zeigt | |
| nebenbei auch etwas anderes: das Problem von lebenslangen | |
| Personenkennzahlen. Denn die Versichertennummer bleibt auf der | |
| Gesundheitskarte immer gleich. Da sich auch das Geburtsdatum nicht und ein | |
| Name nur selten ändert, können die Angaben auch Jahre später noch | |
| missbraucht werden. | |
| Wer die Karte nach einem Verlust sperrt, ist also nicht unbedingt auf der | |
| sicheren Seite. Als Konsequenz aus der Sicherheitslücke fordert Spahn nun, | |
| dass ein System, mit dem Nutzer ihre Gesundheitsdaten einsehen können | |
| „absolut sicher“ sein müsse. Zu Recht. Schade nur, das absolut sichere | |
| Systeme Illusion sind. | |
| Man kann sich Sicherheit annähern. Der Versichertennummer ein Ablaufdatum | |
| geben, eine zusätzliche Abfrage einbauen, die Verschlüsselung der | |
| Kassen-Webseiten verbessern, denn die lässt ziemlich oft noch zu wünschen | |
| übrig. Am besten wäre es jedoch, so sensible Daten wie Gesundheitszustand | |
| und ärztliche Behandlungen gar nicht erst ins Netz zu stellen. | |
| 27 Jun 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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