| # taz.de -- Psycho-Experiment von Facebook: Datenschützer sehen Verstoß | |
| > Aktivisten aus den USA kritisieren, dass Facebook mit dem Test gegen | |
| > Regeln zum Schutz der Nutzer verstoßen habe. Sie verlangen jetzt | |
| > Transparenz. | |
| Bild: Voll emotional: Facebook-Timeline von Mark Zuckerberg. | |
| MENLO PARK dpa | Amerikanische Datenschutz-Aktivisten gehen gegen Facebook | |
| wegen des umstrittenen Psycho-Experiments vor. Die Gruppe [1][EPIC | |
| (Electronic Privacy Information Center) reichte eine Beschwerde] bei der | |
| Aufsichtsbehörde FTC ein. Sie kritisiert, Facebook habe mit dem Test Anfang | |
| 2012 gegen geschäftliche Regeln und eine Vereinbarung mit der FTC zum | |
| Schutz der Nutzerrechte verstoßen. | |
| Bei dem einwöchigen Experiment im Januar 2012 sollte ermittelt werden, wie | |
| sich Emotionen in Netzwerken ausbreiten. Entsprechend wurden für Nutzer | |
| ohne deren Wissen die Einträge ihrer Facebook-Freunde vorgefiltert: Den | |
| einen wurden mehr positive Nachrichten angezeigt, den anderen mehr | |
| negative. An der Studie waren rund 690 000 Nutzer beteiligt. | |
| EPIC weist unter anderem darauf hin, dass Facebooks Erklärungen zur | |
| Datenverwendung zum Zeitpunkts des Experiments noch nicht auf einen | |
| möglichen Einsatz für Forschungszwecke hinwiesen. Außerdem habe Facebook | |
| gegen eine FTC-Regel verstoßen, die Handlungen verbietet, die Verbrauchern | |
| Schaden zufügen könnten. Facebook hatte bereits nach vorherigen | |
| FTC-Ermittlungen zum Umgang mit der Privatsphäre und Datenschutz Auflagen | |
| wie einer langjährige Aufsicht zugestimmt. Auch britische und irische | |
| Aufseher schauen sich das Experiment bereits genauer an. | |
| Die Datenschutz-Aktivisten verlangen zudem, die FTC solle Facebook | |
| auffordern, die Algorithmen offenzulegen, nach denen der Nachrichtenstrom | |
| der Mitglieder gefiltert werde. Das Online-Netzwerk zeigt dort generell | |
| eine Auswahl der Einträge an, um die Nutzer nicht zu überfordern. Ziel sei, | |
| den Nutzern vor allem für sie relevante Einträge anzuzeigen, erläutert | |
| Facebook. Bei der Auswahl wird unter anderem berücksichtigt, wie oft ein | |
| Nutzer mit den Facebook-Freunden interagiere und wie populär die einzelnen | |
| Einträge seien. Die genauen Formeln sind aber nicht öffentlich bekannt. | |
| ## „Schlecht kommuniziert“ | |
| Facebook hatte erklärt, der Test sei durch die Nutzungsbedingungen gedeckt | |
| gewesen, weil er der Verbesserung des Dienstes gedient habe. Gleichzeitig | |
| hatte Top-Managerin Sheryl Sandberg [2][in einem Interview eingeräumt], | |
| dass die Studie „schlecht kommuniziert“ worden sei. | |
| Zugleich erzählte ein früheres Mitglied von Facebooks | |
| Datenanalyse-Abteilung [3][dem Wall Street Journal], es habe nur wenige | |
| Beschränkungen und Kontrolle gegeben. „Jeder in diesem Team konnte einen | |
| Test durchführen“, sagte Andrew Ledvina, der in der Abteilung von Februar | |
| 2012 bis Juli 2013 gearbeitet habe. „Sie versuchen immer, das Verhalten der | |
| Leute zu ändern.“ So habe er selbst ein kleines Experiment zusammen mit | |
| einem Produktmanager durchgeführt, über das niemand sonst im Unternehmen | |
| informiert gewesen sei. Bei einem der Versuche seien Nutzer aus ihren | |
| Konten ausgesperrt worden, um die Sicherheitssysteme des Dienstes zu | |
| testen, schrieb das Blatt. | |
| Das Journal Proceedings der amerikanischen Nationalen Akademie der | |
| Wissenschaft („PNAS“), das mit der [4][Veröffentlichung der Studie] den | |
| Wirbel ausgelöst hatte, distanzierte sich unterdessen von dem Test. Man sei | |
| besorgt gewesen, dass dabei möglicherweise Methoden eingesetzt worden | |
| seien, die nicht den Regeln wissenschaftlicher Forschung entsprochen | |
| hätten, schrieb Chefredakteur Inder M. Verma in einer Stellungnahme. So | |
| muss für die Teilnahme an Studien unter anderem eine klare Einwilligung | |
| vorliegen. Da das Experiment aber von Facebook durchgeführt wurde, sei es | |
| nicht unter die Vorschriften für wissenschaftliche Einrichtungen gefallen. | |
| 4 Jul 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://epic.org/2014/07/epic-challenges-facebooks-mani.html | |
| [2] http://www.ndtv.com/article/india/ndtv-exclusive-facebook-cannot-control-em… | |
| [3] http://online.wsj.com/articles/facebook-experiments-had-few-limits-14043443… | |
| [4] http://www.pnas.org/content/111/24/8788.full | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Wissenschaft | |
| Datenschutz | |
| Studie | |
| Verschlüsselung | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Twitter / X | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Datenschutz | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Schwerpunkt Meta | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Ranking der Internetkonzerne: Privatsphäre mangelhaft | |
| Konzerne geben wenig auf Nutzerrechte, zeigt die Studie einer | |
| Non-Profit-Organisation. Selbst die Nummer eins schneidet nicht gut ab. | |
| Facebook testet neue Löschfunktion: Posts mit Ablaufdatum | |
| Facebook testet eine neue Funktion, mit der Nutzer für ihre Posts ein | |
| Löschdatum eingeben können. Ob sie für alle Facebook-Nutzer eingeführt | |
| wird, ist noch unklar. | |
| Twitter experimentiert mit der Timeline: Ungebetene Gäste | |
| Twitter nimmt Nutzern teilweise die Kontrolle über angezeigte | |
| Informationen. Damit könnte das Netzwerk sein Alleinstellungsmerkmal | |
| verlieren. | |
| Facebook warnt nun vor Satire: Vorsicht! Könnte lustig sein | |
| Facebook führt eine neue Markierung ein und spielt mal wieder den | |
| Spaßverderber. Diese soll satirische Posts als solche ausweisen. | |
| Experimente mit Internet-Nutzern: Falsch berechnete Liebe bei OkCupid | |
| Nach Facebook gibt auch die Partnerbörse „OkCupid“ Nutzer-Experimente zu. | |
| Unter anderem wurde angezeigt, sie würden besser zueinander passen als | |
| errechnet. | |
| Privater Datenhandel per App: Persönliche Infos zum Sonderpreis | |
| Mithilfe einer App sollen Nutzer selbst entscheiden können, wem sie ihre | |
| private Daten anbieten. Doch wer nichts verkauft, wird zur Kasse gebeten. | |
| Umstrittenes Timeline-Experiment: Facebook will doch nur verstehen | |
| Facebook sorgt sich um seine User. So erklärt ein Autor die Studie, bei der | |
| Newsfeeds manipuliert wurden. Auch auf sein internes Aufsichtsverfahren | |
| verweist Facebook. | |
| Experiment mit Nutzer-Emotionen: Facebook verbreitet schlechte Laune | |
| Für ein Experiment manipulierte Facebook die Emotionen von 700.000 Nutzern | |
| – offenbar erfolgreich. Der Konzern ist in der Kritik, weil er das ohne | |
| Zustimmung tat. |