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# taz.de -- Experimente mit Internet-Nutzern: Falsch berechnete Liebe bei OkCup…
> Nach Facebook gibt auch die Partnerbörse „OkCupid“ Nutzer-Experimente zu.
> Unter anderem wurde angezeigt, sie würden besser zueinander passen als
> errechnet.
Bild: Ist diese Liebe echt oder manipuliert?
NEW YORK dpa | Nach der Aufregung über Facebooks Psychoexperiment gießt die
Partnerbörse OkCupid Öl ins Feuer. Sie enthüllte eigene Versuche mit der
Manipulation von Nutzern. Bei einem davon wurde Mitgliedern angezeigt, dass
sie den Algorithmen zufolge besser zu einander passten als eigentlich
errechnet. OKCupid habe damit testen wollen, wie stark solche Empfehlungen
das Verhältnis der Menschen beeinflussen, hieß es am späten Montag [1][in
einem Blogeintrag]. Er trug den provokanten Titel „Wir experimentieren an
Menschen!“. Das machten alle Webseiten ständig, erklärte das Unternehmen
schulterzuckend.
Bei anderen Experimenten von OKCupid wurden demnach Fotos und
Profilinformationen ausgeblendet. Die Nutzer seien anschließend über die
Versuche aufgeklärt worden, hieß es.
Facebook hatte [2][mit einem Experiment] für Aufruhr gesorgt, bei dem
Mitgliedern künstlich mehr positive und negative Beiträge in dem
Nachrichtenstrom angezeigt wurden. Dabei sollte getestet werden, wie die
unterschiedliche Stimmung auf die Nutzer abfärben würde.
Bei OkCupid wurde Mitgliedern mit einer von der Software ermittelten
niedrigen Übereinstimmung von 30 Prozent angezeigt, sie passten angeblich
sehr gut zueinander mit einem Wert von 90 Prozent. Man habe testen wollen,
"ob Leute einander mögen, nur weil sie denken, das müsse so sein", schrieb
OKCupid-Manager Christian Rudder. Das trat auch ein: Nutzer in dem Versuch
tauschten deutlich mehr Nachrichten aus als sonst bei einem
Übereinstimmungswert von 30 Prozent. Bei den Versuchen sei es darum
gegangen, den Service besser zu machen und die Nutzer besser zu verstehen,
betonte Rudder.
In einem anderen Testfall wurden im Januar 2013 zum Start einer neuen App
für sieben Stunden alle Profilbilder ausgeblendet. In dieser Zeit hätten
die Nutzer mehr und tiefgründiger miteinander kommuniziert und schneller
Kontaktinformationen ausgetauscht, schrieb der OKCupid-Manager. Als am
Nachmittag die Bilder wieder freigeschaltet wurden, hätten sich 2.200
Mitglieder unterhalten, ohne die Fotos der anderen Person zu kennen. Viele
dieser Kontakte seien danach umgehend versiegt: „Es war, als hätten wir in
einer Bar um Mitternach grelles Licht angemacht.“ Ein weiterer Versuch habe
ergeben, dass Nutzer viel mehr auf Fotos als auf den Profiltext achten.
## Unklare Nutzungsbedingungen
Jeder, der das Internet nutze, sei jederzeit Ziel hunderter Experimente,
schrieb Rudder. „So funktionieren Websites nunmal.“ Anbieter bräuchten
Versuche dieser Art, um neue Wege zu testen: „Die meisten Ideen sind
schlecht. Selbst die guten Ideen könnten besser sein. Experimente sind die
Art, wie man das alles herausfindet.“
In den Nutzungsbedingungen von OKCupid steht, dass Nutzerdaten für
Forschungszwecke eingesetzt werden können. Auch Facebook nahm inzwischen
eine entsprechende Passage in seine Bestimmungen auf. Kritiker des
Facebook-Experiments hatten zugleich bemängelt, dass vielen Nutzern nicht
klar sei, was sich hinter diesen Worten verstecke und es keine
ausdrückliche Zustimmung der Mitglieder zu dem konkreten Versuch gegeben
habe.
29 Jul 2014
## LINKS
[1] http://blog.okcupid.com/index.php/we-experiment-on-human-beings
[2] /!141350/
## TAGS
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