# taz.de -- Misshandelte Heimkinder in Mexiko: „Mamá Rosa“ darf gehen | |
> Die Leiterin des Heims „La Gran Familia“ in Mexiko ist wieder frei. Mit | |
> den Kindsmisshandlungen hat sie angeblich nichts zu tun. Und sie hat | |
> prominente Fürsprecher. | |
Bild: So hausten die Kinder im Heim der „Gran Familia“ in Zamora. | |
MORELLA dpa | Die Leiterin des wegen unmenschlicher Zustände geschlossenen | |
Kinderheims im Westen Mexikos befindet sich auf freiem Fuß. Die Polizisten | |
seien am Sonntagmorgen (Ortszeit) vom Krankenhaus San José in Zamora | |
abgezogen worden, in dem die etwa 80-jährige Rosa Verduzco derzeit wegen | |
Diabetes und Bluthochdrucks behandelt wird, erfuhr die Nachrichtenagentur | |
dpa aus Ermittlerkreisen. | |
Es liege derzeit kein Haftbefehl gegen sie vor, sagte ein Beamter, der | |
nicht genannt werden wollte. Offiziell äußerte sich die | |
Generalstaatsanwaltschaft bislang nicht. Die Ermittler gehen davon aus, | |
dass der Leiterin aufgrund ihres hohen Alters die Kontrolle über die | |
Einrichtung entglitten war. Sechs Mitarbeiter des Kinderheims wurden | |
unterdessen in das Hochsicherheitsgefängnis Tepic im Bundesstaat Nayarit | |
verlegt. Zwei zunächst festgenommene Lehrerinnen wurden freigelassen. | |
Soldaten und Polizisten hatten am vergangenen Dienstag rund 450 | |
Minderjährige aus der Einrichtung „La Gran Familia“ (Die Große Familie) im | |
Bundesstaat Michoacán befreit. Sie hatten dort jahrelang zwischen Bergen | |
von Müll gelebt, waren zum Betteln gezwungen und Zeugenaussagen zufolge | |
auch sexuell missbraucht worden. | |
Verduzco habe nicht direkt etwas mit dem Missbrauch zu tun gehabt, sagte | |
ein ehemaliger Bewohner des Heims im Interview des Radiosenders Fórmula. | |
„Das waren andere Mitarbeiter. Sie haben sich mit Mädchen in Zimmern | |
eingeschlossen“, sagte Miguel Ángel Juárez, der sechs Jahre in der | |
Einrichtung gelebt hatte. | |
Allerdings habe die Heimleiterin, die sich „Mamá Rosa“ oder „La Jefa“ … | |
Chefin) nennen ließ, den Kindern verdorbene Lebensmittel zu essen gegeben | |
und Prügelstrafen angeordnet. Zudem habe sie den Kontakt mit den Familien | |
unterbunden. Wollten Eltern ihre Kinder heimholen, habe Verduzco hohe | |
Geldsummen verlangt. Unterdessen erhält „Mamá Rosa“ immer mehr | |
Unterstützung von Prominenten. So erklärten sich die Schriftstellerin Elena | |
Poniatowska, der Fußballer Rafael Márquez und der französische | |
Literaturnobelpreisträger Jean-Marie Gustave Le Clézio mit ihr solidarisch. | |
Obwohl bereits 2010 Vorwürfe gegen „La Gran Familia“ laut geworden waren, | |
galt Verduzco in Michoacán als angesehene Frau. Sie empfing hochrangige | |
Politiker in der Einrichtung und wurde für ihr soziales Engagement | |
ausgezeichnet. Der ehemalige mexikanische Präsident Vicente Fox (2000-2006) | |
sprach am Sonntag per Telefon mit ihr und schlug vor, dass Heim als | |
Bildungseinrichtung wiederzueröffnen. Ihm schwebe ein Internat mit hohen | |
Qualitätsansprüchen vor, sagte Fox nach dem Gespräch. | |
21 Jul 2014 | |
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