# taz.de -- Die Türkei und die Hamas: Der letzte Freund der Islamisten | |
> Für die radikalislamische Hamas gibt es seit dem Putsch in Ägypten wenig | |
> Unterstützung, außer aus der Türkei. Waffen kann die aber nicht liefern. | |
Bild: Pro-palästinensische Unterstützer protestieren Mitte Juli vor der israe… | |
ISTANBUL taz | Wer in diesen Tagen in der Türkei den Fernseher einschaltet, | |
sieht entweder grauenhafte Bilder vom israelischen Krieg in Gaza – oder er | |
hört Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan grauenhafte Dinge über Israel | |
sagen. Entsprechend ist die Stimmung in der Türkei. Täglich finden vor dem | |
israelischen Konsulat in Istanbul und vor der Botschaft in Ankara heftige | |
Demonstrationen statt. Vor drei Tagen griff die Polizei in Ankara erst ein, | |
als Demonstranten sich anschickten, das Gelände zu stürmen. | |
Was der türkische Fernsehzuschauer dagegen kaum erfährt, ist, dass die | |
Empörung über Israels Gaza-Krieg nicht überall geteilt wird. Nicht nur im | |
Westen ist die Kritik an der israelischen Regierung ziemlich verhalten, | |
auch in fast allen arabischen Ländern kann die palästinensische Hamas | |
derzeit kaum auf Unterstützung rechnen. | |
Allein das kleine Katar und die Türkei stehen fest an ihrer Seite. Dabei | |
droht die Hamas zu einem Spielball im regionalen Machtkampf im Nahen Osten | |
zu werden. | |
Der Ausgangspunkt dafür war der Putsch gegen die ägyptische | |
Muslimbrüderschaft und ihren Präsidenten Mohammed Mursi im letzten Jahr. | |
Erdogan war und ist ein enger Verbündeter der Muslimbrüder und hat deshalb | |
den Putsch scharf verurteilt. Zu seinem Ärger haben Saudi-Arabien und die | |
Golfstaaten, mit Ausnahme von Katar, den Putsch unterstützt und sind heute | |
auf Seiten der neuen ägyptischen Regierung. Seitdem stehen sich die Türkei | |
und Katar auf der einen, Ägypten, Saudi-Arabien und die Golfstaaten auf der | |
anderen Seite in einem scharfen Konflikt gegenüber. | |
## Maximalforderungen | |
Letztlich geht es darum, wer die Führungsmacht der sunnitischen Muslime | |
darstellt. Im Moment droht die Hamas in diesem Konflikt zerrieben zu | |
werden. Während Ägypten versucht, einen Waffenstillstand in Gaza | |
auszuhandeln, redet die Türkei den Palästinensern ein, hart zu bleiben. | |
Außenminister Ahmet Davutoglu wies zwar den ägyptischen Vorwurf zurück, die | |
Türkei würde einen Waffenstillstand hintertreiben, erklärte aber bald | |
darauf, die türkische Regierung unterstütze die Maximalforderungen der | |
Hamas. | |
Doch weder die Türkei noch Katar grenzen an den Gazastreifen oder das | |
Westjordanland. Sie können daher keine Hilfsgüter – und schon gar nicht | |
Waffen an die Hamas – liefern. | |
Was bleibt, ist eine höchst aggressive Rhetorik der türkischen Regierung | |
und eine ohnmächtige Wut auf den Straßen. Letztlich stärkt Erdogan den | |
Hardlinern bei der Hamas den Rücken und verlängert dadurch das Leiden der | |
palästinensischen Zivilbevölkerung. Bis auch Erdogan die Hamas-Führung | |
drängt, einem Kompromiss zuzustimmen, wird es wohl noch etwas dauern. | |
Frühestens nach den Präsidentschaftswahlen am 10. August rechnen | |
Kommentatoren in der Türkei mit einer pragmatischeren Haltung von Erdogan. | |
22 Jul 2014 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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