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# taz.de -- ESA-Sonde Rosetta im Zielflug: Streit um Bilder des Kometen
> Raumfahrtfans fordern offene Daten und wünschen sich mehr Bilder von der
> Rosetta-Mission. Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hält diese
> zurück.
Bild: So stellt sich die ESA die Landung vor: Philae, die Landeeinheit, hat sic…
BERLIN taz | In wenigen Tagen wird die Raumsonde Rosetta den Kometen
67P/Tschurjumow-Gerasimenko erreichen. Ein Vorzeigeprojekt für die
europäische Raumfahrtagentur ESA. Doch viele Raumfahrtfreunde sind mit der
Öffentlichkeitsarbeit der Behörde unzufrieden. In einem [1][offenen Brief]
fordern sie mehr aktuelle Bilder von der Sonde.
Ursprünglich hatte die ESA geplant, einmal in der Woche ein Bild der
Raumsonde im Internet zu veröffentlichen. Teilnehmer des Internetforums
[2][raumfahrer.net] bezeichnen das als eine „Öffentlichkeitsarbeit aus dem
letzten Jahrtausend“. Ins Rollen gebracht hat die Debatte eine
versehentliche Veröffentlichung von Bildern auf der Webseite der
französischen Raumfahrtagentur CNES. Die Bilder wurden nach kurzer Zeit
wieder gelöscht, sie wurden aber bereits im Netz verbreitet.
Ein wenig möchte die ESA jetzt den Raumfahrtfreunden entgegenkommen: Statt
einmal wöchentlich soll nun pro Tag ein Bild veröffentlicht werden.
Die Raumfahrtfans verweisen auf die Nasa, die einen deutlich offeneren
Umgang mit Bildern pflegt. Als der Curiosity-Rover vor zwei Jahren die
Oberfläche des Mars erkundete, konnte man das per Livestream verfolgen. Die
Nasa veröffentlicht bei allen ihren Missionen meist umgehend hochauflösende
Bilder auf ihren Webseiten.
Die [3][ESA antwortete] auf den offenen Brief und begründet die
Veröffentlichungspolitik vor allem damit, dass die an der Mission
beteiligten Forscher die Sicherheit bräuchten, zunächst exklusiven Zugriff
auf die Daten zu haben.
Andernfalls bestünde die Gefahr, dass andere Forscher wichtige Ergebnisse
vorher veröffentlichen und diejenigen, die viel Arbeit in die Mission
gesteckt haben, am Ende bei den prestigeträchtigen Publikationen leer
ausgehen. Deshalb werden die meisten Daten erst sechs Monate später
veröffentlicht. Die Nutzer von [4][raumfahrer.net] zeigen dafür
Verständnis, wünschen sich aber zumindest niedrig aufgelöste Bilder.
Die Debatte hat zu vielen Reaktionen unter Wissenschaftsbloggern geführt.
So sehen manche die Gründe für die spärliche Öffentlichkeitsarbeit der ESA
in deren mangelhafter Finanzierung. Die [5][Bloggerin Ludmila Carone], die
selbst früher für die ESA gearbeitet hat, weist darauf hin, dass manche
Fachzeitschriften wie [6][Nature] verlangen, dass Daten, die
Forschungsartikeln zugrunde liegen, nicht vorher veröffentlicht werden
dürfen.
In der Debatte spiegeln sich auch grundverschiedene Vorstellungen über
Wissenschaft wider. Unter dem Stichwort „Open Science“ fordern viele,
Wissenschaft insgesamt deutlich offener zu betreiben, Rohdaten immer
schnellstmöglich freizugeben und alle Forschungsergebnisse später als „Open
Access“ kostenlos im Internet zu veröffentlichen. Mit dem klassischen
Publikationsmodell, für das Nature steht, hat das wenig gemeinsam.
31 Jul 2014
## LINKS
[1] http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/15072014212435.shtml
[2] http://raumfahrer.net
[3] http://blogs.esa.int/rosetta/2014/07/16/access-to-rosetta-data/
[4] http://raumfahrer.net+
[5] http://scienceblogs.de/planeten/2014/07/18/europaeische-oeffentlichkeitsarb…
[6] http://www.nature.com/
## AUTOREN
Hanno Böck
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