| # taz.de -- PR-Kampf vor der Seilbahn-Entscheidung: Unternehmer sponsern Bürge… | |
| > Die Bürgerinitiative "Ja zur Seilbahn" offenbart ihre Finanzen. Dabei | |
| > werden bemerkenswerte personelle Überschneidungen deutlich. | |
| Bild: Noch gibt es sie nicht: Die Hamburger Seilbahn in einer Computeranimation. | |
| Die Bürgerinitiative „Ja zur Seilbahn“ hat ihre Finanzen offengelegt. Dabei | |
| bestätigte sich, was Seilbahn-KritikerInnen schon länger vermutet haben: | |
| Die Initiative erhält ihre Mittel – auf Umwegen – von genau den | |
| Unternehmen, welche die Seilbahn betreiben oder anderweitig von ihr | |
| profitieren wollen. | |
| Laut dem nun vorliegenden Rechenschaftsbericht gibt es zwei Geldgeber: die | |
| Interessengemeinschaft St. Pauli und der Tourismusverband Hamburg. Zusammen | |
| stellten sie im vergangenen Jahr knapp 9.500 Euro bereit – exakt diesen | |
| Betrag habe die Initiative auch wieder ausgegeben. | |
| Sieht man sich diese beiden Organisationen genauer an, zeigen sich | |
| personelle Überschneidungen: So ist einer der drei Initiatoren der | |
| Initiative „Ja zur Seilbahn“, Thomas Magold, ehemaliger | |
| Vorstandsvorsitzender des Tourismusverbandes. Auf ihrer Internetseite nennt | |
| die Ini ihn als Verantwortlichen im Impressum – erreichbar „c/o | |
| Tourismusverband Hamburg e. V.“ | |
| Dieser versteht sich als „Bindeglied zwischen der Tourismusbranche und den | |
| politischen und wirtschaftlichen Instanzen der Hansestadt“. Eines seiner | |
| Mitglieder ist die Stage Entertainment GmbH – die designierte | |
| Seilbahn-Betreiberin. Stage Entertainment veranstaltet die Musicals auf der | |
| anderen Elbseite, zu denen das umstrittene Verkehrsgerät führen soll – | |
| „König der Löwen“ und „Das Wunder von Bern“ –, außerdem das Musica… | |
| im Operettenhaus, zudem gehören der Firma die Theater Neue Flora und | |
| Kehrwieder. | |
| ## | |
| Weiteres Geld bekommt die Bürgerinitiative dem Rechenschaftsbericht zufolge | |
| von ihren GründerInnen: Neben Magold sind das Herlind Gundelach, ehemals | |
| Senatorin in Hamburg und heute CDU-Bundestagsabgeordnete, sowie Joachim | |
| Strateschulte, geschäftsführender Vorsitzender der Stiftung Rickmer | |
| Rickmers. Das Trio hat demnach 1.500 Euro zugeschossen – von „dem wenigen | |
| Geld“, das man habe, wie auf einer Pressekonferenz erklärt wurde. | |
| Als „Idealisten“ bezeichnet Magold sich und seine MitstreiterInnen denn | |
| auch gegenüber der taz: „Wir sind Privatleute und Überzeugungstäter.“ | |
| Überschneidungen zwischen GeldgeberInnen, InitiatorInnen und | |
| NutznießerInnen finde er nicht problematisch. Dass auch die Buchhaltung der | |
| Initiative vom Tourismusverband erledigt wird, solle „Professionalität und | |
| Korrektheit sichern“, sagt Magold. | |
| Schatzmeister und stellvertretender Vorsitzender des Verbands ist Wolfgang | |
| Raike. Dessen Agentur Raike-Schwertner ist von der Seilbahn-Initiative mit | |
| ihrer Öffentlichkeitsarbeit beauftragt worden– und das nicht als | |
| Freundschaftsdienst: In der Abrechnung der Initiative taucht | |
| Raike-Schwertner gleich zweimal unter den Ausgaben auf. 2013 realisierte | |
| man demnach Flyer, Logo und Druck und wurde dafür auch bezahlt – für die | |
| Initiative war’s die zweithöchste Ausgabe in dem Jahr. 2014 zahlten die | |
| Seilbahn-Befürworter erneut an die Agentur, diesmal für die Vermittlung | |
| eines Anwalts. Da landet also Geld, das der Tourismusverband der Initiative | |
| überlassen hat, am Ende bei einer Firma, die der Verbandsvorsitzende | |
| betreibt. | |
| Die GegnerInnen des Projekts, die Initiative „Keine Seilbahn“, geben sich | |
| kaum überrascht. Personelle Überschneidungen und das Gewähren von | |
| finanziellen Vorteilen sei „bei solchen Verbandsgeschichten“ eher normal, | |
| sagt Sprecher Klas Rühling. „Das ist nur nicht die Art, wie man in einer | |
| Gesellschaft Demokratie machen sollte.“ | |
| 15 Aug 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
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