# taz.de -- Kommentar Seilbahn in Hamburg: Stadtteil siegt über Kommerz | |
> Bei einem Bürgerentscheid lehnten die Hamburger den Bau einer Seilbahn | |
> über die Elbe ab. Es ist eine kluge Entscheidung. | |
Bild: Das wäre die Seilbahn gewesen: Aber die Mehrheit der abstimmungsberechti… | |
Keineswegs ist jedes Votum des Volkes über jeden Zweifel erhaben. Die | |
165.000 Stimmen für den gnadenlosen Richter Schill im Jahr 2001 oder die | |
Ablehnung der Primarschule 2010 zählen sicher nicht zu den Ruhmesblättern | |
der Hamburger Demokratie. Dieses Mal indes darf von einer klugen | |
Entscheidung gesprochen werden: Das Nein zur Seilbahn über die Elbe im | |
Hamburger Bezirk Mitte ist in mehrfacher Hinsicht weise. | |
Es bestätigt die Elemente der direkten Demokratie, über Großprojekte vor | |
Ort monatelang offen zu debattieren und dann abzustimmen. Bei Ikea in | |
Altona war die Mehrheit für das schwedische Möbelhaus, bei der Seilbahn ist | |
sie gegen die österreichischen Gondeln. Der Unterschied ist: Dort erhoffte | |
sich die Bevölkerung einen Mehrwert für ihren Stadtteil, hier befürchtet | |
sie vor allem Nachteile. Das sind gute Gründe für differenziertes | |
Stimmverhalten. | |
Zudem zeigt sich, dass einleuchtende Argumente nicht so einfach von bunten | |
Werbekampagnen wegzuwischen sind. Jeder Krimifan weiß, dass immer nach dem | |
Motiv gesucht werden muss, und bei der Seilbahn war dieses offensichtlich: | |
Der ökonomische Nutzen für die Betreiber stand weit über etwaigem Nutzen | |
für die BewohnerInnen. | |
Dass die – fast mit Zwei-Drittel-Mehrheit so gesehenen – Interessen des | |
Stadtteils über den Kommerz siegen, hat sicher auch mit zwei Fehlern der | |
Befürworter zu tun. Ihr Beschwichtigungsversuch, noch mehr Touristen mit | |
noch mehr Autos und Bussen würden auf St. Pauli doch eh nichts mehr | |
kaputtmachen können, ging zu Recht nach hinten los. Und der versuchte | |
Stimmenkauf durch Spendenversprechen an soziale Projekte beseitigte jeden | |
Restglauben an die Lauterkeit der Gondelfans. | |
Das klare Nein zur Seilbahn ist ein Votum für gewachsene Strukturen und | |
eine nachhaltige Entwicklung. Seilbahnen auf Berge sind im Harz oder in den | |
Alpen sinnvoll, auf Flüssen im norddeutschen Tiefland reichen Fähren. | |
27 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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