# taz.de -- Rüstungshilfe für Kurden: Die Wunschliste | |
> Im Kampf gegen die Extremisten fehlt es den Kurden an Abwehrraketen und | |
> Panzern. Auch Drohnen sollen sie angefordert haben. | |
Bild: Kurden im Nordirak können mit Waffenhilfe rechnen. | |
ISTANBUL taz | Nun ist also [1][auch Deutschland bereit], Waffen an die | |
Kurden im Irak zu liefern. Damit reiht sich Berlin die wachsende Zahl der | |
Staaten ein, die sich zu diesem Schritt bereits entschlossen haben – wie | |
die USA, Großbritannien und Frankreich. Bisher seien vor allem leichte | |
Waffen und Munition nach Erbil geschickt worden, heißt es. | |
Geht es nach den Kurden, ist dies erst der Anfang. Sie drängen auf die | |
Lieferung von panzerbrechenden Abwehrraketen, gepanzerten Fahrzeugen und | |
der neueste Version von Nachtsichtgeräten. Doch damit nicht genug. Auf der | |
Liste, die die kurdische Regionalregierung an das Pentagon schickte, sollen | |
auch Drohnen und ein integriertes Luftabwehrsystem stehen. | |
Als die Extremisten der Miliz Islamischer Staat (IS) Mossul einnahmen, | |
fielen ihnen die gesamte Ausrüstung zweier irakischer Armeebrigaden und | |
einer Brigade der Bundespolizei in die Hände: neben Kalaschnikows auch | |
amerikanische M16-Sturmgewehre, Panzerfäuste, Artillerie und Humvees sowie | |
Schutzwesten und Helme. „Das Beste, was die irakische Armee hat“, sagte | |
dazu der Kommandant einer kurdischen Spezialeinheit der taz. Die | |
Extremisten seien besser und stärker bewaffnet als die Peschmerga, klagen | |
kurdische Vertreter. | |
Ganz so stimmt das sicher nicht. Kalaschnikows haben die Kurden sowieso, | |
M16s und zumindest teilweise auch M4s, die heutige Standardwaffe der | |
US-Armee. Neben einem weiteren russischen Klassiker wie der Panzerfaust | |
RPG-7 finden sich in ihren Beständen amerikanische M224-Mörsergranaten, | |
russische SA-7-Flugabwehrraketen sowie alte russische und neuerdings | |
offenbar auch US-Panzer. Denn als die Peschmerga im Juni die Stadt Kirkuk | |
einnahmen, räumten sie kurzerhand die dortige Militärbasis aus. | |
Militärexperten sind sich aber weitgehend einig, dass die Bewaffnung der | |
Kurden für einen längerfristigen Kampf gegen die Dschihadfanatiker dennoch | |
unzureichend ist. Das liegt zum Teil an dem Dauerstreit mit Bagdad. Der | |
scheidende Ministerpräsident Nuri al-Maliki weigerte sich, den kurdischen | |
Wünschen nach Waffen nachzukommen. Das wiederum führte dazu, dass die | |
Peschmerga über Monate hinweg keinen Sold bekamen. Umgekehrt weigern sich | |
die Kurden, ihre Peschmerga dem Verteidigungsministerium in Bagdad zu | |
unterstellen. | |
Dass die Peschmerga gegenüber der IS nicht stark genug sind, liegt freilich | |
auch an internen Querelen. Die KDP-Partei von Regionalpräsident Masud | |
Barzani und die PUK des ehemaligen irakischen Präsidenten Dschalal Talabani | |
unterhalten bis heute ihre eigenen Peschmerga. Jede Partei kämpft an dem | |
Frontabschnitt, dessen Gebiet sie kontrolliert. Ärger bereiten jetzt | |
ausgerechnet die Waffenlieferungen. In PUK-Kreisen wirft man der KDP vor, | |
sie verteile die Waffen nur an ihre eigenen Kämpfer. | |
20 Aug 2014 | |
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## AUTOREN | |
Inga Rogg | |
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