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# taz.de -- Linke Gruppe „Avanti“ löst sich auf: „Ein symbolischer Forts…
> Erst die Antifaschistische Linke Berlin, jetzt die norddeutschen
> Linksradikalen von Avanti. Dauernd machen irgendwelche linken Gruppen
> dicht. Warum?
Bild: Ende des Weges: Unter anderem „Castor Schottern“ stellte Avanti auf d…
Herr Obens, gerade feierten Sie mit Avanti Ihr 25-Jähriges, dann lösten Sie
sich auf. Zuvor machte schon die Antifaschistische Linke Berlin dicht. Was
ist los?
Henning Obens: Auflösen trifft es nicht. Ich würde sagen: Es ist eine
dialektische Aufhebung.
Das heißt?
Wir beenden einen Schritt, bewahren wichtige Erfahrungen und wir bringen
diese in eine neue Organisierung der Interventionistischen Linken ein. Wie
übrigens auch viele aus der Antifaschistischen Linken Berlin.
Und was soll das?
Das ist die Konsequenz aus den Entwicklungen, die es in den letzten zehn
Jahren gegeben hat. Die Interventionistische Linke ist ein bundesweiter
Zusammenschluss von Organisationen und Einzelpersonen. Sie ist als
Kampagnen- und Organisationsnetzwerk gestartet. Gemeinsam haben wir viele
Erfolge vorzuweisen. Wir haben mit Heiligendamm, „Dresden Nazifrei“ oder
„Castor Schottern“ im Wendland viel auf die Beine gestellt. Nun gehen wir
diesen Weg zu Ende.
Das heißt aus Raider wird jetzt Twix, sonst ändert sich nix?
Doch. Wir wollen eine neue Qualität der linksradikalen Arbeit erreichen.
Der Schritt in die Interventionistische Linke ist deshalb ein realer
Einschnitt und ein symbolischer Fortschritt. Ein Schritt ins Offene, da
ändert sich auch die Kultur.
Inwiefern?
Wir begreifen das als Einladung an Leute, die keine Lust mehr haben auf die
Organisierung in kleineren Gruppen. Dahinter steht: Wir wollen der
radikalen Linken bundesweit zu neuer Stärke verhelfen. Wir wollen eine
handlungsfähigere linksradikale Struktur aufbauen.
Was genau sind die Probleme?
Angesichts der Aufbrüche, die in den vergangenen Jahren weltweit immer
wieder zu beobachten waren, ist die radikale Linke in Deutschland schlecht
aufgestellt. Wir müssen uns bundesweit und international besser vernetzen.
Das leistet die Interventionistische Linke bereits mit ihren Kontakten nach
Schweden, Griechenland, Italien und Spanien. Wenn wir das ausbauen, kann
die Interventionistische Linke perspektivisch ein anderer Akteur sein. Wir
müssen die Frage beantworten: Was können wir anbieten, um einflussreicher
und glaubhafter eine Perspektive auf eine andere Gesellschaft anbieten zu
können?
Dann beantworten Sie mal.
Die Interventionistische Linke hat einen Markenkern geschaffen, der sich
dadurch auszeichnet, die häufig zersplitterte Linke für Projekte und
gemeinsame Kampagnen zusammenzuführen zu können. Der nächste Schritt ist,
das noch weiter zu denken, wahrnehmbarer zu machen. Wir müssen etwa die
Kämpfe um Wohnräume und Energiearmut wieder in den Vordergrund rücken. Das
sind Kämpfe, an denen sich viele Menschen beteiligen können.
Näher an die Menschen – durch Zentralisierung?
Gerade nicht. Wir beobachten auf globaler Ebene eine Relokalisierung, viele
Proteste waren Platzbesetzungen. Natürlich ist für uns auch wichtig, dass
wir in lokalen Kämpfen präsent sind. Die lokalen Gruppen bleiben bestehen,
sie werden durch die Verschmelzung nur größer. Gleichzeitig ermöglicht ein
Organisationsprozess, wie wir ihn seit Jahren mit den Blockupy-Protesten
vorantreiben, auch eine stärkere internationale Vernetzung. Beides ist
zentral und, hoffentlich, künftig einfacher.
1 Oct 2014
## AUTOREN
Martin Kaul
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Radikale Linke
Interventionistische Linke
Schwerpunkt Finanzkrise
Verfassungsschutz
Berlin
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Antifaschismus
Autonome
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