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# taz.de -- Präsidentenwahl in Mosambik: Zwischen Boom und Bürgerkrieg
> Die Wirtschaft blüht, die Exrebellen sind stark. Die Frelimo-Regierung
> und die Renamo-Opposition sind vor der Präsidentschaftswahl siegessicher.
Bild: Frelimo-Kandidat Felipe Nyusi auf Wahlkampftour in Maputo.
JOHANNESBURG taz | In Mosambik wird Mittwoch ein neuer Präsident gewählt –
und es wird auf jeden Fall ein neuer. Der amtierende Staatschef Armando
Guebuza tritt nach zwei Amtszeiten ab. Das bringt seiner Partei Frelimo
(Mosambikanische Befreiungsfront) Sympathien ein, denn es gibt nur wenige
Beispiele von Präsidenten auf dem afrikanischen Kontinent, die nicht an
ihrer Macht – auch gegen die Verfassung – festhalten.
Vor wenigen Wochen erst hatte Guebuza einen Friedensvertrag mit seinem
politischen Rivalen Afonso Dhlakama verhandelt, der fast zwei Jahre lang
mit Guerilla-Anschlägen seiner Partei Renamo (Nationaler Mosambikanischer
Widerstand) aus dem Hinterhalt in den Bergen des Nordens für politische
Instabilität gesorgt hatte.
Die neue Gewalt hatte Ängste genährt, dass Mosambik in die alten Zeiten des
Bürgerkrieges vor über zwanzig Jahren zurückfällt – ein Krieg, bei dem die
Regierung der sozialistische Befreiungsbewegung Frelimo gegen die vom
Apartheid-Südafrika unterstützte Renamo-Rebellen kämpfte. Nun ist das Land
gespannt, ob der Frieden auch nach einer möglichen Renamo-Wahlniederlage
hält.
Frelimo ist die einzige Regierungspartei, die die Mosambikaner in fast
vierzig Jahren Unabhängigkeit kennen. Die einstige Staatspartei schickt
diesmal mit dem früheren Verteidigungsminister Felipe Nyusi einen eher
unbekannten Politiker ins Rennen.
Zugleich ist Unzufriedenheit mit der Frelimo-Herrschaft gewachsen: Das
Wirtschaftswachstum ist hoch und es hat sich viel Reichtum angehäuft, doch
Umverteilung hat kaum stattgefunden. In der Hauptstadt Maputo im äußersten
Süden des Landes lebt es sich gut, doch im Norden Mosambiks, 2.000
Kilometer weiter nördlich, sind die Menschen bitterarm.
Die im Norden starke Renamo wirft Frelimo Machtkonzentration und Korruption
vor. Ihre erneuten Terroranschläge haben der Partei geschadet. Aber jetzt
hat der charismatische 61-jährige Renamo-Chef Dhlakama doch zahlreiche
Fans, die ihm sogar in den Straßen Maputos zujubeln. Er gibt sich als
Anwalt der Armen, verspricht Jobs und Schluss mit der Korruption.
Beide Seiten haben sich gut aus der jüngsten Konfrontation herausgezogen.
Die Regierung reagierte auf die Anschläge der Renamo nicht mit Krieg,
sondern es spricht für den scheidenden Präsidenten Guebuza, dass er den
Gegner an den Verhandlungstisch holte und sich an den Wahltermin hielt.
In den Verhandlungen konnte wiederum Dhlakama die Wahlgesetze beeinflussen;
so haben oppositionelle Parteien jetzt mehr Präsenz in der Wahlkommission.
Der grauhaarige frühere Rebellenführer hat viermal Präsidentschaftswahlen
verloren, aber propagiert, diesmal würden die Wahlen erstmals glaubwürdig.
## Gewalt droht
Die größte Herausforderung komme nach der Wahl, meint Nelson Alusala,
Mitarbeiter des Internationalen Instituts für Sicherheitsstudien in
Pretoria. „Renamo ist nicht entwaffnet. Sie könnten wieder zu Gewalt
übergehen, wenn sie mit dem Wahlergebnis nicht zufrieden sind.“
Eine dritte Partei ist neu in diesem Rennen um die Wählerstimmen der 26
Millionen Mosambikaner. Die MDM (Demokratische Bewegung Mosambiks) war bei
Gemeindewahlen 2013 überraschend erfolgreich. MDM, unbelastet vom
jahrzehntelangen Bürgerkrieg, könnte größte Oppositionspartei werden.
Aber laut Carlos Nuno Castel-Branco, Direktor des Instituts für Soziale und
Wirtschaftliche Studien in Maputo, haben alle drei Parteien wenig
Alternativen zu bieten. Mosambiks Schulden, rechnet er vor, haben sich in
den vergangenen vier Jahren verdoppelt. Dem entgegen stehen riesige Öl- und
Gasvorkommen im fernen Norden, die erst noch ausgebeutet werden müssen.
15 Oct 2014
## AUTOREN
Martina Schwikowski
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Islamismus
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