# taz.de -- Rebellen in Mosambik kündigen Vertrag: Der Frieden ist vorbei | |
> Siebzehn Jahre hatte die Renamo-Gruppe die Regierung Mosambiks bekämpft | |
> und dann 21 Jahre Frieden geschlossen. Jetzt wird wieder gekämpft. | |
Bild: Nach einem Angriff der Rebellen: Mosambiks Militär auf dem Weg in die Be… | |
BERLIN taz | Mosambik gilt als eines der kommenden Boomländer Afrikas. Dank | |
riesiger Kohle- und Gasvorkommen stehen Investoren Schlange in dem armen | |
Land. Nun holt die Vergangenheit Mosambik ein: Die wichtigste | |
Oppositionspartei Renamo (Mosambikanischer Nationaler Widerstand) hat die | |
Rückkehr zum Bürgerkrieg verkündet. | |
Renamo bekämpfte als Guerillaorganisation seit Mosambiks Unabhängigkeit | |
1975 siebzehn Jahre lang die sozialistische Regierung der | |
Befreiungsbewegung Frelimo (Mosamikanische Befreiungsfront). Sie wurde | |
massiv vom damaligen Apartheidregime in Südafrika unterstützt. Als die | |
Apartheidregierung ab 1990 Reformen einleitete und ihre Destabilisierung | |
feindlicher Nachbarländer einstellte, ging auch der Renamo die Puste aus. | |
Sie schloss 1992 in Rom Frieden mit Mosambiks Regierung. | |
Angesichts ihrer brutalen Kriegsführung, die zeitweise Millionen | |
Mosambikaner in die Flucht geschlagen hatte, wurde die Renamo als | |
politische Partei aber nie zu einer ernsthaften Gefahr für die regierende | |
Frelimo. Die blieb unangefochten an der Macht, von Vetternwirtschaft | |
geprägt. Sie hat Mosambik Frieden gebracht und verspricht dem Volk eine | |
leuchtende Zukunft, aber die Gegenwart vieler Menschen bleibt desolat. | |
In einer an seine Anhänger gerichteten Erklärung am 4. Oktober fragte der | |
mittlerweile 60 Jahre alte Renamo-Führer Dhlakama: „Was ist der Unterschied | |
zwischen Kohlereserven und keiner Kohle? Zwischen viel Gas und keinem Gas? | |
Zwischen Potential und Nichthaben? … Die Generation der Befreier kämpfte | |
für Unabhängigkeit, mit Erfolg. Meine Generation kämpfte für Demokratie, | |
mit Erfolg. Jetzt muss eure Generation für etwas kämpfen und Erfolg haben.“ | |
Am Montag erklärte die Renamo, sie kündige das Friedensabkommen von 1992 | |
auf. „Der Frieden ist vorbei“, so Parteisprecher Fernando Mazanga. | |
## Mehrmals Kämpfe seit April | |
Bereits vor drei Jahren hatten Lebensmittelpreiserhöhungen zu blutig | |
niedergeschlagenen Unruhen in der Hauptstadt Maputo geführt. Vor knapp | |
einem Jahr errichtete Renamo-Führer Dhlakama ein neues Buschhauptquartier | |
in den Gorongosa-Bergen in Zentralmosambik. | |
Im März diesen Jahres begannen bewaffnete Überfälle auf Fernverkehr | |
zwischen Maputo und der Hafenstadt Beira, die der Renamo zugeschrieben | |
wurden, und seit April kam es mehrfach zu Kämpfen zwischen bewaffneten | |
Renamo-Anhängern und der Polizei mit Toten auf beiden Seiten. In dem | |
riesigen dünn besiedelten Land können gezielte Angriffe auf die wenigen | |
Fernstraßen, Stromtrassen und Eisenbahnlinien schnell die Exportwirtschaft | |
lahmlegen. | |
Es gab mehrere Verhandlungen zwischen der Regierung und Renamo über | |
Veränderungen am Wahlgesetz vor den Kommunalwahlen am 20. November. Aber | |
ein geplantes Treffen zwischen Staatschef Armando Guebuza und Dhlakama fand | |
nie statt: Der Renamo-Chef verlangte, dass entweder der Präsident zu ihm in | |
die Berge fährt, oder dass die Armee komplett die Gorongosa-Berge räumt, | |
bevor er in die Hauptstadt fahren kann. Beides lehnte die Regierung ab. | |
## „Ich bin an einem sicheren Ort“ | |
Vergangene Woche kesselte die Armee das Renamo-Buschhauptquartier | |
Sathunjira mit Panzern und schwerer Artillerie ein. Unabhängige Medien | |
meldeten, Sathunjira sei am Montag an die Armee gefallen. Wo sich Dhlakama | |
seitdem aufhält, ist nicht bekannt. | |
„Ich lebe und bin an einem sicheren Ort“, schrieb er auf Twitter am Abend. | |
Am Dienstag früh wurde eine Polizeistation in Maringue 35 Kilometer von | |
Sathunjira überfallen; die Beamten ergriffen die Flucht. Ein | |
Renamos-Sprecher brüstete sich: „Der Renamo-Präsident hat die Kontrolle | |
verloren und man kann ihm nichts vorwerfen. Die Guerilla ist versprengt und | |
wird ohne Befehl angreifen.“ | |
22 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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