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# taz.de -- Gewalt in Mosambik: Schwelender Krieg wie in alten Zeiten
> Ehemalige Rebellen kämpfen wieder. Immer mehr Landesteile sind nicht mehr
> sicher. Im Kriegsfall wäre Südafrika wirtschaftlich betroffen.
Bild: Auf der Flucht vor der Gewalt der Renamo-Rebellen: ein mosambikanischer J…
Maputo taz | Vor wenigen Jahren machte sich Mosambik noch Hoffnung, durch
seine gigantischen Öl- und Gasfunde vor der Küste, die ab 2018 erschlossen
werden sollen, zu einem Motor des afrikanischen Wirtschaftsaufschwungs zu
werden. Aber nun zerbröseln diese Aussichten angesichts der ständigen
Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen, die an den Bürgerkrieg
zwischen 1975 und 1992 mit einer Million Toten erinnern.
Die damalige Rebellenbewegung Renamo (Mosambikanischer Nationaler
Widerstand), die sich nach Kriegsende in eine politische Partei verwandelt
hatte, hat erneut zu den Waffen gegriffen. Sie fordert mehr
Mitregierungsrechte in den Provinzen, vor allem im Zentrum und im Norden
des Landes, in denen sie bei den Wahlen 2014 die Mehrheit holte. Präsident
Filipe Nyusi von der regierenden ehemals sozialistischen Frelimo
(Mosambikanische Befreiungsfront) lehnt das ab.
Tausende von Menschen sind um Nhamatanda auf der Flucht, ebenso am Rand von
Mosambiks zweitgrößter Stadt und wichtigem Hafen Beira. Diese Woche gab es
Angriffe auf Dörfer in Präsident Nyusis Geburtsdistrikt Mueda ganz im
Norden des Landes. Zehntausende von Flüchtlingen aus Mosambik sind in
Malawi, Tansania sowie der Provinz Mpumalanga in Südafrika gelandet.
„Die Regierung und die Renamo-Rebellen müssen schnell eine Lösung finden“,
sagt der ökonomische Analyst Simao Chavango in Sofala. „Sonst werden alle
Fortschritte des Landes wieder zunichtegemacht.“
## Angst breitet sich aus
Der Kommentator Almiro Marcelino in Beira warnt vor einer Ausbreitung der
Krise in Nachbarländer, vor allem Südafrika. „Malawi, Simbabwe und Tansania
stehen an vorderster Front, aber Südafrika dürfte am meisten darunter
leiden. Südafrika hat mehr in Mosambik investiert als jedes andere Land auf
der Welt – in Energie, Bergbau, Telekommunikation, Banken und
Einzelhandel.“ Der Mobilfunkgigant Vodacom, die Supermarktkette Shoprite
sowie Bergbaufirmen und Banken aus Südafrika haben massiv auf Mosambik
gesetzt.
Während diese Firmen jetzt um ihr Kapital bangen, spüren Mosambikanern den
neuen Konflikt schon jetzt. „Wir haben Angst, über Land von einer Stadt in
die andere zu reisen“, erklärt Eduardo Machisse aus Nampula. „Die Lage ist
noch nicht schlimm, aber sie wird jeden Tag schlimmer, weil immer wieder
Zivilisten getötet oder verletzt werden.“
Vor Kurzem starb ein Lehrer aus den Philippinen bei einem Renamo-Angriff
auf einen Fernbus, und im gleichen Teil der Provinz Manica entlang der
Grenze zu Simbabwe wurden später 13 Leichen entdeckt. Es gibt aus Manica
sogar Berichte über ein Massengrab mit 120 Toten. In der Nachbarprovinz
Sofala, in der Beira liegt, legten mutmaßliche Renamo-Kämpfer am
vergangenen Freitag einen Hinterhalt auf einer Hauptstraße; drei Menschen
wurden verwundet.
Horacio Calavete, Renamo-Mobilisierungschef in Sofala, hatte zuvor
angekündigt, in der gesamten Provinz Straßensperren zu errichten. Mosambiks
Regierung begegnet der Krise mit Schweigen. „Wir wollen das nicht
kommentieren, denn wenn wir etwas sagen, erzeugt das Angst und Unmut im
Volk“, sagt ein Angestellter des Innenministeriums. „Die Regierung tut
alles, um Frieden und Stabilität im Land zu sichern.“ Die Medien würden die
Krise hochspielen, Regierung und Renamo seien im Gespräch für eine
„nachhaltige Lösung“.
9 Jun 2016
## AUTOREN
Savious Kwinika
## TAGS
Mosambik
Südafrika
Bürgerkrieg
Islamismus
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