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# taz.de -- Umweltschützer gegen Asse-Entschädigung: Mitreden ist Gold
> Der Bund will die Anwohner des Atommülllagers Asse entschädigen. Geld
> allein bringe nichts, sagen Umweltschützer. Die Bevölkerung müsse
> beteiligt werden
Bild: Geld vom Ministerium soll Anwohner entschädigen: Bundesumweltministerin …
GÖTTINGEN taz | Vorbild ist der Schacht-Konrad-Fonds: Wie bereits die
Anwohner des geplanten Endlagers im Schacht Konrad in Salzgitter, sollen
nun auch die Nachbarn des Atommülllagers Asse finanziell entschädigt
werden. Und zwar für Nachteile, die durch die Einlagerung radioaktiver
Abfälle in das ehemalige Kalibergwerk im niedersächsischen Landkreis
Wolfenbüttel entstanden sind und noch entstehen können. Eine Million Euro
wird der Bund als Besitzer und Betreiber der Grube bereits in diesem Jahr
zahlen, ab 2015 sollen es dann jedes Jahr drei Millionen Euro sein. Dieses
Geld soll so lange fließen, bis der gesamte Atommüll aus der Asse geborgen
ist. Wie, von wem und vor allem an wen diese Mittel konkret vergeben werden
sollen, ist noch unklar.
„Geld verteilen alleine löst keine Probleme“, stellt die Wolfenbütteler
Atom-Ausstiegs-Gruppe (WAAG) fest. Die WAAG ist eine in der Region um die
Asse herum aktive Initiative. Die pauschalen Zahlungen des Bundes seien
weder ein Ausgleich für tatsächlich entstandene Nachteile noch dürften sie
dazu führen, dass Belastungen damit gerechtfertigt und „quasi abgekauft“
würden. Es müsse stattdessen kontinuierlich untersucht werden, welche
Risiken es überhaupt gebe, welche Entwicklung die Asse-Region nehme, wie
negativen Entwicklungen entgegengesteuert werden könne und wie nicht
vermeidbare Nachteile ausgeglichen werden könnten. Und zwar über das Ende
der Räumung hinaus.
Vorrangig zu prüfen sind laut WAAG gesundheitliche Risiken für Anwohner und
Beschäftigte der Asse. Aber auch soziale und wirtschaftliche Auswirkungen
des Asse-Betriebs müssen ausgewertet werden – die Immobilienpreise in der
Region sind bereits im Keller, der Fremdenverkehr liegt brach und es gibt
viele Leerstände. Nicht wenige Anwohner befürchten, dass bald weitere
Lebensbereiche wie die Versorgung mit Kindergärten, Schulen und Arztpraxen
betroffen sein könnten.
Die Atomkraftgegner drängen zudem darauf, dass ein Zukunftsrat eingerichtet
wird, der über die Vergabe der Gelder entscheidet. Dieses Gremium „darf
nicht aus politischen Mandatsträgern zusammengesetzt“ sein, sondern müsse
mit Vertretern verschiedener Bevölkerungsgruppen besetzt werden, verlangt
die WAAG. Auf diese Weise könne am besten gewährleistet werden, dass
Risiken und Nachteile aus dem Betrieb des Atommülllagers „nicht dem
politischen Kalkül zum Opfer fallen“. Außerdem käme so bei der Vergabe der
Mittel nicht der Beigeschmack von großzügigen Wahlgeschenken auf. Der
Zukunftsrat soll nach dem Willen der WAAG öffentlich tagen und regelmäßig
über seine Arbeit informieren.
Die WAAG hat ihre Vorschläge jetzt der Wolfenbütteler Landrätin Christiana
Stienbrügge (SPD) und den Kreistagsfraktionen unterbreitet. In ihrem
Schreiben fordern die Umweltschützer, mit Blick auf den Asse-Fonds keine
Fakten zu schaffen, ohne die Bevölkerung zu informieren und ihr Gelegenheit
zur Stellungnahme zu geben. Das sei wiederum nur im Rahmen einer
öffentlichen Informationsveranstaltung möglich. So könne Transparenz und
Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht werden.
Im Atommülllager selbst hat sich unterdessen an einer Stelle der Zufluss
von salzhaltiger Flüssigkeit erhöht. An dem Beobachtungspunkt in 750 Meter
Tiefe werden jeden Tag rund 500 Liter Flüssigkeit aufgefangen, teilte das
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit. Bis vor Kurzem waren täglich
lediglich 200 Liter in den betroffenen Bereich geflossen.
Die eindringende Lauge sei aber nicht radioaktiv belastet und die
Zuflussstelle liege auch nicht in der Nähe der Kammern mit Atommüll,
erklärte das BfS. Insgesamt laufen jeden Tag rund 12.000 Liter Salzlösung
in das Atommülllager. Woher diese Flüssigkeit stammt, ist nicht genau
bekannt.
29 Oct 2014
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Asse
Atommüllendlager
Entschädigung
Schacht Konrad
Asse
Jäger
Asse
Asse
Atommüll
Gorleben
Entsorgung
Robert Habeck
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