# taz.de -- Kommentar Atommüll: Was beim Ausstieg übrig bleibt | |
> Die Uranfabrik Gronau wird auch, nachdem der letzte Reaktor vom Netz | |
> gegangen sein wird, Atommüll erzeugen. Sie muss stillgelegt werden. | |
Bild: Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau. | |
Dass das Bundesumweltministerium in seiner Planung nun endlich alle | |
nuklearen Abfälle berücksichtigt, ist zu begrüßen. Schließlich ist eine | |
ehrliche Inventur die Voraussetzung für eine seriöse Lösung dieses | |
Langzeitproblems. Doch damit ist es nicht getan. | |
Ein Teil der zusätzlichen Abfälle stammt aus dem havarierten Endlager Asse | |
– und beruht damit auf Fehlern der Vergangenheit, die heute nur noch mühsam | |
gelöst, aber nicht mehr verhindert werden können. Doch eine beachtliche | |
Menge des neuen Mülls soll erst noch in der Zukunft entstehen – und das | |
lässt sich noch ändern, wenn der politische Wille vorhanden ist. | |
Es geht um die Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau. | |
Dort werden Brennstäbe für Atomkraftwerke in aller Welt hergestellt. Und | |
daran soll sich, wenn es nach dem Unternehmen geht, auch nichts ändern, | |
nachdem der letzte deutsche Reaktor im Jahr 2022 endlich vom Netz gegangen | |
sein wird. | |
Das ist reichlich absurd. Deutschland steigt unter anderem aus der | |
Atomkraft aus, weil der dabei entstehende strahlende Müll ein großes Risiko | |
ist. Das zeigt sich nicht nur in der Asse. Auch in den bestehenden | |
Zwischenlagern sind jüngsten Berichten zufolge viele Fässer undicht. | |
Wenn nun auch die Bundesregierung einräumt, dass die Reststoffe der | |
Uranfabrik kein „Wirtschaftsgut“ sind, sondern am Ende wohl als Atommüll | |
entsorgt werden müssen, dann muss auch diese Produktion beendet werden – | |
selbst wenn dabei Schadenersatzforderungen an den Betreiber drohen. | |
Zudem muss sich die Politik der Frage stellen, wo der zusätzliche Atommüll | |
denn bleiben soll. In den Schacht Konrad, das geplante Endlager für | |
schwach- und mittelradioaktiven Abfall, passt er weder vom Volumen noch von | |
der Zusammensetzung her. Und bei der neu begonnenen Suche nach einem | |
Endlager für hochradioaktiven Müll spielen die neuen Erkenntnisse bisher | |
keine Rolle – was wenig sinnvoll erscheint. | |
In der Öffentlichkeit hat das Interesse am Atomthema deutlich nachgelassen, | |
seit der Ausstieg in Deutschland beschlossene Sache ist. Die jüngsten | |
Erkenntnisse zeigen, dass das voreilig ist: Die Hinterlassenschaften dieser | |
nuklearen Technik werden noch jahrzehntelang die volle Aufmerksamkeit | |
erfordern. | |
18 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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