# taz.de -- Abkommen der Nato mit Afghanistan: Ausländische Truppenpräsenz bl… | |
> Das afghanische Parlament votiert klar für die weitere Stationierung | |
> ausländischer Truppen. US-Einheiten dürfen an Kampfeinsätzen teilnehmen. | |
Bild: US-Soldaten trainieren für den Einsatz in Afghanistan | |
KABUL taz | Nachdem das afghanische Unterhaus die Regierungen der | |
Nato-Länder und deren Diplomaten in Kabul mit Verschiebungen der | |
Tagesordnung noch eine Weile auf die Folter gespannt hatte, winkte es heute | |
mit deutlicher Mehrheit zwei Abkommen mit der US-Regierung und der Nato | |
durch, die eine weitere Stationierung von Nato-Truppen in dem Land | |
ermöglichen. | |
Dabei handelt es sich um ein bilaterales Sicherheitsabkommen (BSA) mit | |
Washington und ein „Truppenstatusabkommen“ (Sofa) mit der nordatlantischen | |
Allianz. Damit ist der Weg frei für die Isaf-Nachfolgemission „Resolute | |
Support“ (RSM) mit 12.000 Soldaten, davon 9.800 Amerikaner und, wenn der | |
Bundestag im Dezember den jüngsten Kabinettsbeschluss bestätigt, 850 | |
deutsche Soldaten. | |
Nur fünf von 157 anwesenden Abgeordneten stimmten gegen die Abkommen, vor | |
allem islamistische Hardliner. Afghanistans Parlament hat zurzeit 246 | |
Abgeordnete und häufig Mühe, das für Beschlüsse nötige Quorum zu erreichen. | |
Nazifa Zaki, eine Kabuler Abgeordnete, sagte der taz, heute sei das | |
Interesse größer als gewöhnlich gewesen. Damit fiel im Plenum der | |
Widerstand erheblich geringer aus als befürchtet. Nach Informationen der | |
taz hatten sich zuvor intern noch fünf von 18 Kommissionen (mit den | |
Ausschüssen im Bundestag vergleichbar) gegen die Abkommen ausgesprochen. | |
Expräsident Hamid Karsai, seit September nicht mehr im Amt, hatte die | |
Unterzeichnung der Abkommen lange hinausgezögert, um im letzten Jahr seiner | |
Präsidentschaft ein Druckmittel gegen die USA zu haben, und damit auch die | |
Fortsetzung der wirtschaftlichen Unterstützung seines Landes durch den | |
Westen gefährdet. Er missachtete sogar den Beschluss einer von ihm im | |
November 2013 selbst einberufenen Loja Dschirga, eine Art Volksversammlung, | |
die traditionell als Ausdruck des nationalen Willens gilt. | |
Nun muss auch der afghanische Senat noch zustimmen. Ein Drittel seiner | |
Mitglieder wurden von Karsai ernannt, so dass dort möglicherweise mehr | |
Nein-Stimmen zu erwarten sind. Eine Ablehnung der Abkommen wäre jedoch eine | |
Überraschung. | |
## Auch US-Luftschläge möglich | |
RSM wird als Ausbildungs- und Unterstützungsmission für die afghanischen | |
Streitkräfte definiert, nicht mehr als Kampfmission wie Isaf. Unterstützung | |
bezieht sich dabei auf Lieferungen von Ausrüstungen. Vor allem das BSA mit | |
den USA hat aber auch erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für Afghanistan. | |
Das Land stand in den letzten Monaten mehrmals vor dem Bankrott und konnte | |
mit Ausnahme der Soldaten und Polizisten seine Staatsbediensteten nicht | |
mehr bezahlen. Auch regierungstreue Milizen blieben monatelang ohne Sold | |
und gingen in mehreren Provinzen auf Plünderung, darunter auch im früheren | |
Bundeswehrstandort Kundus. Außerhalb von RSM werden etwa 5.000 | |
Spezialkräfte vor allem aus den USA im Land bleiben, um weiterhin auch | |
„Terrorismusbekämpfung“ zu betreiben. Dazu kommt Personal privater | |
Sicherheitsunternehmen, deren Zahl die der regulären Soldaten seit Langem | |
deutlich übersteigt. | |
Zudem hatte Präsident Barack Obama, wie die New York Times berichtete, in | |
einem Geheimbeschluss die Rolle der US-Soldaten in Afghanistan festgelegt. | |
Sie dürften nun doch direkt in Kämpfe eingreifen, aber nur wenn sie von | |
Taliban- oder Al-Qaida-Kämpfern angegriffen werden. Zudem dürfen sie | |
Luftunterstützung leisten. Das ist auch vom BSA gedeckt; der neue Präsident | |
Aschraf Ghani ließ aber erklären, dass dies nur auf Anforderung der | |
afghanischen Seite möglich sein werde. Selbst dies hatte Karsai | |
unterbunden. | |
23 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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