# taz.de -- Bericht der Bundesregierung: Wenig ist gut in Afghanistan | |
> Die Bundesregierung hat ihren letzten „Fortschrittsbericht Afghanistan“ | |
> vorgelegt. Die Lage für Menschen am Hindukusch bleibt weiter prekär. | |
Bild: Soldaten der Bundeswehr beim Afghanistan-Abzug im Jahr 2013. | |
BERLIN taz | Wenn es um die Bewertung des deutschen Afghanistan-Einsatzes | |
geht, bleibt der Bundesregierung nur noch der Griff in den | |
Plattitüdenbaukasten: „Wir haben viel richtig gemacht, aber manches hätte | |
noch besser sein können“, heißt es dann. Oder: „Wir haben in Afghanistan | |
für seine Menschen und für die internationale Ordnungspolitik viel | |
erreicht, aber wir sind noch lange nicht am Ziel.“ So schreibt es der | |
Afghanistan-Beauftragte Michael Koch. Die Politlyrik des deutschen | |
Spitzendiplomaten ist Teil des neuen und letzten „Fortschrittsberichts | |
Afghanistan“, den das Kabinett am Mittwoch verabschiedet hat. | |
Afghanistan befinde sich nach Auffassung der Regierung „heute in weit | |
besserer Verfassung“ als 2001, also zu Beginn der von den USA geführten | |
Militärintervention. Gleichwohl fällt die Bilanz, die sie dem Bundestag | |
vorlegen muss, recht trostlos aus. Am 31. Dezember endet der Einsatz der | |
Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe Isaf. Zurück bleibt ein | |
Land, das sich weiterhin in einem desolaten Zustand befindet. | |
Das Einzige, was floriert, sind Korruption und Drogenanbau. Die Wirtschaft | |
ist in einer tiefen Krise, die Kapitalflucht hat „ein bis dato nicht | |
gekanntes Ausmaß angenommen“, die Staatseinnahmen sind „stark | |
eingebrochen“, Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung werden auf bis zu 50 | |
Prozent der Erwerbsbevölkerung geschätzt. „Generell gehört das Land | |
weiterhin zu den ärmsten der Welt“, konstatiert der Fortschrittsbericht. | |
Verheerend sieht die Sicherheitslage aus. Die „regierungsfeindlichen | |
Kräfte“, sprich: die Taliban, stellten „auch Ende 2014 landesweit eine | |
erhebliche Bedrohung“ für die afghanische Bevölkerung dar. In den | |
ländlichen, vorwiegend paschtunisch geprägten Gebieten im Osten und Süden | |
des Landes herrsche eine „überwiegend nicht kontrollierbare | |
Sicherheitslage“. Das gelte ebenfalls in zunehmendem Maße für Gebiete im | |
Norden. | |
Auch die Menschenrechtslage bleibt prekär. „Weiterhin werden die | |
Menschenrechte in Afghanistan nur mangelhaft gewährleistet“, heißt es in | |
dem Fortschrittsbericht. Das gelte in besonderem Maße für Frauen und | |
Mädchen. Dazu trügen auch „Unzulänglichkeiten“ bei Teilen der afghanisch… | |
Sicherheitskräfte bei, die „sich in Form von Übergriffen gegenüber der | |
Bevölkerung und Verletzungen wesentlicher Menschenrechtsgarantien“ | |
niederschlügen. Wenig tröstlich ist da die Feststellung, die betreffenden | |
Sicherheitskräfte seien „nicht durch deutsche Trainer ausgebildet oder | |
beraten“ worden. | |
Bis zu 5.350 Bundeswehrsoldaten waren in den vergangenen 13 Jahren am | |
Hindukusch stationiert, 55 verloren bei dem Einsatz ihr Leben. Auch nach | |
dem Ende der Isaf-Mission bleibt die Bundeswehr in Afghanistan präsent. Das | |
Kabinett hat beschlossen, dass sie sich ab Januar mit bis zu 850 Soldaten | |
an dem Nato-geführten Nachfolgeeinsatz „Resolute Support Mission“ | |
beteiligen wird. Die Zustimmung des Bundestags gilt – wie üblich – als | |
Formsache. | |
20 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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