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# taz.de -- Neue Gewalt droht im Südsudan: Trockenzeit ist Kampfeszeit
> Der Bürgerkrieg ist aufgrund schlechten Wetters zum Stillstand gekommen.
> Jetzt endet die Regenzeit und man rüstet sich zur nächsten Runde.
Bild: Muskelspiele und Nationalbewusstsein: bei der Unabhängigkeitsfeier 2011.
JUBA taz | „Es regnet, also gibt es heute und morgen keinen Krieg“, sagt
Kade mit einem fröhlichen Lächeln und hüpft über die Pfützen. Die
Trockenzeit hat begonnen, aber ab und zu regnet es noch und die Tropfen
vertreiben für einige Zeit die Angst. Fast ein Jahr ist es her, dass im
Südsudan der Bürgerkrieg ausbrach. In den letzten vier Monaten wurden die
Kämpfe auf Sparflamme geführt, weil der Regen die meisten Teile des Landes
unzugänglich machte. Selbst Panzer blieben stecken im klebrigen Schlamm, in
den sich die Straßen verwandelt hatten.
Jetzt fürchtet die Bevölkerung, dass die Trockenzeit erneut intensive
Kämpfe mit sich bringt. Präsident Salva Kiir und seine Regierungstruppen
kämpfen nach wie vor gegen Aufständische unter dem ehemaligen
Vizepräsidenten Riek Machar. Der Streit stellt die größten Volksgruppen des
Landes, die Dinka und die Nuer, gegeneinander. Mindestens 10.000 Menschen
sind gestorben; fast 2 Millionen, ein Fünftel der Bevölkerung, wurden nach
UN-Angaben vertrieben.
„Südsudan produziert Öl und wir haben fruchtbares Land, aber die meisten
von uns leben in Armut“, erklärt Kade, eine Lehrerin in Südsudans
Hauptstadt Juba. Ihren richtigen Namen will sie nicht nennen, weil die
Regierung Kritik hart bestraft. „Wir brauchen Führer, die unser Land
aufbauen. Aber was machen sie? Wie Hähne kämpfen sie um die Macht und
machen das wenige, was im Land existiert, kaputt.“
Als Südsudan nach Jahrzehnten Krieg gegen den Norden Sudans im Jahr 2011
unabhängig wurde, waren die Hoffnungen groß. Umso größer ist jetzt die
Enttäuschung über den neuen Krieg. Aber viele nehmen es gelassen.
„Schließlich kennen wir kaum Frieden“, meint Kade.
## Friedensgespräche ohne Ergebnisse
Es gibt Friedensgespräche für Südsudan, in Äthiopien geführt von IGAD, eine
Gruppe von acht ostafrikanischen Ländern. Aber obwohl Kiir und Machar
einige Male mit grimmigen Gesichtern einander die Hand schüttelten, wurden
Abkommen immer wieder innerhalb weniger Stunden gebrochen. IGAD will eine
Übergangsregierung mit Kiir als Präsident und Machar als Premierminister,
um Wahlen zu organisieren. Aber beide Männer hassen einander und eine
Zusammenarbeit scheint unmöglich.
Mit dem trockeneren Wetter hat die Zahl der Menschen in Uniform auf den
Straßen von Juba wieder stark zugenommen. Ständig rasen Jeeps mit Soldaten
und Polizisten über die wenigen asphaltierten Straßen. An Straßenecken
halten sich manchmal ein Dutzend Polizeibeamte auf.
Die Show von Uniformen und Waffen macht die Leute unruhig. Autofahrer
beschweren sich über Belästigungen. David Deng, Direktor der South Sudan
Law Society, entschuldigt sich, dass er eine halbe Stunde zu spät zu einer
Verabredung erscheint: „Die Polizei hielt uns an, aber konnte keine Mängel
finden. Aber der Polizist bestand darauf, dass das Bremslicht nicht
funktioniert. Es war eine lange Diskussion!“
## Ab Dezember drohen regionale Sanktionen
Deng hofft, dass IGAD eine härtere Gangart einschlägt. Den Kriegsparteien
drohen Sanktionen, wenn sie sich nicht bis Anfang Dezember an die
vereinbarte Waffenruhe halten. Die meisten Politiker Südsudans haben Häuser
und Bankkonten in Kenia und Uganda. IGAD droht jetzt mit Reiseverboten und
Einfrieren von Vermögenswerten in den Mitgliedstaaten.
Die Einhaltung einer Vereinbarung ist aber für beide Parteien schwierig,
meint David Deng. „Machar hat nicht die Kontrolle über alle Milizen, und
auch in der Armee gibt es hohe Offiziere, die nicht auf Kiir zu hören
scheinen. Es ist für beide nicht einfach, ihre Anhänger auf Linie zu
bekommen. Aber wenn dass nicht bald geschieht, ist die Gefahr sehr groß,
dass der Krieg sich über Jahre hinzieht.“
28 Nov 2014
## AUTOREN
Ilona Eveleens
## TAGS
Südsudan
Salva Kiir
Riek Machar
Juba
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Afrika
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