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# taz.de -- Neues Rabattsystem im Zugverkehr: Bahn bastelt an der Bahncard
> Der Wettbewerbsdruck im Fernverkehr ist hoch. Vor allem Fernbusse machen
> der Bahn Konkurrenz. Deshalb will sie ihre Rabattangebote überdenken.
Bild: Auf einer Stufe mit Brecht, Bratwurst und Bücherverbrennung: Die Bahncar…
BERLIN taz | Die bundeseigene Deutsche Bahn AG prüft angesichts zunehmender
Konkurrenz durch Fernbuslinien eine Änderung ihres Bahncard-Rabattsystems
im Fernverkehr. Eine Abschaffung der beliebten Bahncard 50 oder Bahncard
25, die jederzeit zu rabattierten Fahrten berechtigt, sei jedoch nicht
geplant, hieß es am Donnerstagnachmittag.
Der Hessische Rundfunk hatte zuvor berichtet, die Bahn plane die
Abschaffung der Bahncard. Das wolle sich das Unternehmen in der
Aufsichtsratssitzung am 10. Dezember genehmigen lassen. Die Bahn wies diese
Darstellung als „dreiste Falschmeldung“ zurück.
Allerdings sagte der Aufsichtsratsvize der DB-Sparte Fernverkehr, Reiner
Bieck, der Zeitung Die Welt, es werde erwogen, nur noch „Rabatte gemäß
Auslastung eines Zuges und individuelle Rabatte nach Kundenumsatz“ zu
garantieren.
Dies sehe eine Tischvorlage vor, die bei der Aufsichtsratssitzung am 25.
November besprochen worden sei. Laut Bieck sieht die Tischvorlage vor, die
Bahncard in ein „Kundenkonto“ mit variablen Rabatten umzuwandeln.
Beschlossen sei aber noch nichts.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bekräftigte am Donnerstag
hingegen: „Die Bahncard gehört zur Mobilitätskultur in Deutschland.“ Sie
sei beliebt und werde Bestand haben. Dem entspricht, dass
Bahn-Personenverkehrs-Vorstand Ulrich Homburg sagte: Allenfalls würden
Überlegungen zu einer sinnvollen Ergänzung der Bahncard angestellt.
Mit der Bahncard 50 könne man auch künftig Fahrscheine zum halben Preis
erwerben, so Homburg. Mit der Bahncard 25 werde es weiterhin 25 Prozent
Rabatt auch auf Sonderangebote (Sparpreise) geben. Die Bahn überlege
außerdem, Kundengruppen, die sich von den bisherigen Bahncards nicht
angezogen fühlten, zusätzliche Rabattmöglichkeiten einzuräumen.
Fünf Millionen Menschen haben derzeit eine Bahncard, Tendenz steigend. Mit
neuen Angeboten will die Bahn nun auch Menschen, die diese vorab zu
zahlenden Rabattkarten nicht attraktiv finden, erreichen. Denkbar wäre
etwa, dass auch solche Fahrgäste Rabattpunkte sammeln – und so an das
Unternehmen Bahn gebunden werden.
## Verschärfter Wettbewerbsdruck
Hintergrund ist der verschärfte Wettbewerbsdruck durch die Konkurrenz der
Fernbusse. Für dieses Jahr erwartet die Bahn dadurch einen Umsatzverlust
von 120 Millionen Euro. Dennoch schreibt der Fernverkehr schwarze Zahlen.
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) bezeichnete die Bahncard als
das „beste Kundenbindungsmittel“. Eine Abschaffung sei unvorstellbar.
VCD-Chef Michael Ziesak: „Wir zählen auf das Wort der Deutschen Bahn. Denn
es kann nicht sein, dass die Bahn ihre treuesten Kunden vor den Kopf
stößt.“
Wenn der DB-Fernverkehr nicht mehr wirtschaftlich sein sollte, liegt das
nach Ansicht des VCD weniger an der Nachfrage. Entscheidend sei: Erstens
müssten Züge eine extrem hohe Schienenmaut bezahlen. Zum Zweiten kümmere
sich der Bund nicht ausreichend um seine Gemeinwohlverantwortung.
4 Dec 2014
## AUTOREN
Richard Rother
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