# taz.de -- Planung von Bahnreisen: Fahrplan nur noch am Computer | |
> Gedruckte „Städteverbindungen“ der Bahn gibt es ab sofort nicht mehr. Der | |
> Fahrgastverband kritisiert dies, da jeder Kunde andere Bedürfnisse habe. | |
Bild: Wenn man nur wüsste, wohin dieser Zug fährt. | |
BERLIN taz | Die Weihnachtsreise zur lieben Verwandtschaft wird in diesem | |
Jahr komplizierter – vor allem für jene Urlauber, die noch ohne Smartphone | |
und Computer unterwegs sind. Denn gedruckte Fahrpläne gibt es seit dem | |
Fahrplanwechsel Mitte Dezember praktisch nicht mehr. | |
Nach dem Kursbuch und einzelnen Streckenfahrplänen hat die Bahn nun auch | |
die letzten „Städteverbindungen“ eingestellt – jene kleinen Taschenbüch… | |
die für einst 140 deutsche Bahnhöfe jeweils alle Verbindungen in wichtige | |
andere Städte in übersichtlichen Tabellen darstellten. Als Grund nennt ein | |
Bahn-Sprecher die „sinkende Nachfrage“. | |
Noch im Jahr 2010 wurden knapp vier Millionen Exemplare davon verteilt. Ein | |
wichtiger Grund für die nachlassende Nachfrage dürfte neben den immer | |
stärker genutzten Internet-Informationen der Bahn auch die Tatsache sein, | |
dass das Unternehmen für die früher kostenlosen Fahrplanhefte zunächst | |
einen Euro und später zwei Euro verlangte. | |
Zudem wurden die Fahrpläne unübersichtlicher, weil oft mehrere Städte in | |
einem Heft zusammengefasst und andere ganz gestrichen wurden. Statt ehemals | |
140 Ausgaben gab zuletzt nur noch 33 Versionen der Städteverbindungen. | |
Von der letzten Auflage sind nach Angaben der Bahn nur noch rund 50.000 | |
Exemplare verkauft worden. Dafür lohne sich der Aufwand nicht mehr, sagte | |
ein Bahn-Sprecher der taz. Dass die Abschaffung gedruckter Fahrpläne für | |
viele Fahrgäste ein Problem ist, glaubt man im Unternehmen nicht. „Der | |
allergrößte Teil der Kunden zieht digitale Medien vor“, sagte der Sprecher. | |
Die Internetseite oder die Smartphone-App der Bahn böten zudem den Vorteil, | |
dass dort auch kurzfristige Fahrplanänderungen etwa wegen Bauarbeiten | |
berücksichtigt werden könnten, was gedruckt nicht der Fall sei, so der | |
Sprecher. Kunden ohne Internet-Zugang verweist die Bahn aufs Reisezentrum | |
oder an die telefonische Fahrplanauskunft, die es kostenlos per | |
Sprachcomputer oder kostenpflichtig mit persönlicher Beratung gibt. | |
## Kritik vom Fahrgastverband | |
Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ ist mit diesen Erklärungen nicht zufrieden. | |
„Jeder Fahrgast hat andere Bedürfnisse“, sagte Vorstandsmitglied Winfried | |
Karg der taz. „Gerade ältere Menschen sind auf gedruckte Informationen | |
angewiesen.“ Bei dem Verband seien zahlreiche Beschwerden eingegangen. Die | |
Bahn habe aber keine Bereitschaft gezeigt, die Einstellung des Angebots zu | |
überdenken. | |
Für ihre Weihnachtsreise können sich Smartphone-lose Reisende aber | |
natürlich auch bei Computer-affinen Verwandten nach der besten Verbindung | |
erkundigen. Auf diese Weise würde die Bahn immerhin die innerfamiliäre | |
Kommunikation stärken. | |
23 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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