# taz.de -- Welt-Klimakonferenz in Lima: Nebensache Naturkatastrophe | |
> Erneut wütet während einer Klimakonferenz ein Taifun – diesmal bedroht | |
> „Hagupit“ die Philippinen. Die Experten meinen: Es wird noch viel | |
> schlimmer. | |
Bild: Verwüstungen im philippinischen Küstenort Villarial. | |
LIMA taz | Nicht schon wieder: Wie 2013 in Warschau und 2012 in Doha werden | |
auch die Klimaverhandlungen in Lima von einem gewaltigen Unwetter | |
überschattet. Mit bis zu 250 Stundenkilometern fegt der Taifun „Hagupit“ | |
derzeit über die Philippinen hinweg. Hunderttausende von Menschen wurden | |
evakuiert, in 50 von 81 Provinzen gab es Starkregen und teilweise meterhohe | |
Sturmfluten. In der Nacht zum Dienstag sollte „Hagupit“ die Hauptstadt | |
Manila erreichen – immerhin mittlerweile auf 120 Stundenkilometer | |
abgeschwächt. | |
Erst vor einem Jahr hatte der Taifun „Haiyan“ die Philippinen heimgesucht: | |
7.200 Menschen starben damals durch Sturmfluten und Unfälle. Immer noch | |
leben seit dem Sturm Tausende in provisorischen Hütten. | |
In Lima sind die Philippinen bisher nur Randthema. Die Experten überrascht | |
die Katastrophe nämlich wenig. „Das Klima verändert sich mit alarmierender | |
Geschwindigkeit und wird mehr denn je zu einer Frage des Überlebens“, sagt | |
Von Hernandez von Greenpeace Südostasien. „Jetzt ist die Zeit, die großen | |
Verschmutzer zur Rechenschaft zu ziehen.“ | |
Vor einem Jahr hatte der [1][philippinische Delegierte Yeb Sano in Warschau | |
die Konferenz bewegt], weil er das Schicksal seines Landes mit dem Ausgang | |
der Verhandlungen verband. Medienwirksam trat Sano damals in den | |
Hungerstreik – „bis zu einem bedeutungsvollen Ergebnis“. Auch in Doha 2012 | |
hatte er für Aufsehen gesorgt. Weinend warf Sano seinen Kollegen damals | |
Zynismus vor: „Keine Verzögerungen, keine Entschuldigungen mehr“, rief er | |
in den Saal. | |
Dass einzelne Stürme oder Hitzewellen direkt auf den Klimawandel | |
zurückzuführen sind, bestreiten Klimaforscher und Meteorologen. Allerdings | |
deuten sie auf die Zusammenhänge, dass mehr Wärme in Luft und Ozeanen die | |
Entstehung von stärkeren Stürmen begünstigt. Inzwischen sind sich einige | |
Wissenschaftler sogar sicher, dass Ereignisse wie die Waldbrände in | |
Russland 2012 oder die Verwüstung der Küste von New York durch Hurrikan | |
„Sandy“ im gleichen Jahr Folgen des Klimawandels sind. | |
## Wetterbericht aus dem Jahr 2050 | |
Viel mehr als das zeigen dagegen fiktive, aber realistische Wetterberichte | |
aus dem Jahr 2050, die die UN-Organisation für Meteorologie (WMO) | |
produziert hat. Für 14 Länder von Südafrika bis Belgien oder Brasilien | |
stellen jeweils bekannte Moderatoren der nationalen Fernsehsender das | |
Wetter an einem Tag im Jahr 2050 dar. Für Deutschland erscheint | |
ARD-Wetterfrosch Sven Plöger auf dem Bildschirm. Und kündigt für den 7. | |
August 2050 eine „Unwetter-Superzelle“ über dem Main-Taunus-Kreis an, | |
begleitet von Bildern mit schwimmenden Autos und gefluteten Häusern. In | |
Bayern drohen laut Plöger 42 Grad Hitze, im Schwarzwald Gewitterstürme mit | |
Hagelkörnern, „7 bis 9 Zentimeter dick“. | |
Damit kommt Deutschland im Vergleich zu anderen Weltregionen noch | |
glimpflich davon. WMO-Generaldirektor Michel Jarraud sagt, die Voraussagen | |
zeigten, „wie das Leben auf der Erde aussehen kann, wenn die Emissionen | |
nicht gestoppt werden“. Der Klimawandel führe jetzt schon zu häufigeren | |
Extremwettern, „abnormale“ Risiken würden künftig „zur Norm“. | |
Konkret sieht das etwa so aus: An Miami zieht am 23. September 2050 | |
Hurrikan „Kyle“ vorbei, meldet der UN-Bericht über die USA. Aber der Wind | |
reicht aus, weite Teile von Florida unter Wasser zu setzen. Und von den | |
Philippinen klingt die Prognose für den 4. Dezember 2050 furchtbar | |
vertraut: Taifun „Ruby“ nähert sich Mindanao mit Windgeschwindigkeiten von | |
290 Stundenkilometern und bis zu vier Meter hohen Flutwellen. | |
8 Dec 2014 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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