# taz.de -- CSU-Parteitag in Nürnberg: Kämpfen gegen die „linke Republik“ | |
> Die Kritik am Deutschgebot für Zuwanderer möchte Horst Seehofer schnell | |
> vergessen machen. Vom Parteitag will er ein Zeichen der Stärke senden – | |
> auch nach Berlin. | |
Bild: Horst Seehofer ganz nah bei EU-Kommissionschef Jean Claude Juncker. | |
NÜRNBERG dpa | Nach der Blamage mit einer Deutschempfehlung für Zuwanderer | |
will CSU-Chef Horst Seehofer seine Partei als Antreiber der großen | |
Koalition darstellen und so den Imageschaden ausbügeln. Zum Auftakt des | |
CSU-Parteitags am Freitag in Nürnberg gab sich Seehofer fest davon | |
überzeugt, dass nach der Pkw-Maut auch der Abbau der sogenannten kalten | |
Progression angegangen wird. „Bombensicher. Es wird kommen“, sagte er. „D… | |
ist immer die gleiche Entwicklung. Am Anfang heißt's: Geht nicht, weiß | |
nicht. Und am Ende kommt's.“ CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer rief | |
angesichts von Rot-Rot-Grün in Thüringen zu einem Kampf gegen eine „linke | |
Republik“ auf. | |
Den Wirbel um die von der CSU geplante Deutschempfehlung für Zuwanderer | |
erklärte Seehofer zum großen Missverständnis – und verteidigte die | |
Korrektur. „Wenn ein Satz anders aufgefasst wird, als er objektiv gemeint | |
war, dann ändert man den Satz, das ist eine relativ einfache Sache.“ Man | |
habe den Satz deshalb so geändert, „dass er nicht missverstanden werden | |
kann“. | |
„Aber es war nie anders gemeint, als es jetzt formuliert ist. Ich kenne | |
niemanden in der CSU, der überlegt oder auch nur in Erwägung gezogen hätte, | |
dass für das Leben in einer Familie jetzt Vorschriften erlassen werden | |
sollen und Kontrollen“, betonte er. „Das wäre auch überhaupt nicht meine | |
CSU.“ | |
Im einem Leitantrags-Entwurf hatte es geheißen, Zuwanderer sollten „dazu | |
angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu | |
sprechen“. Nach einer Welle der Kritik und des Spotts wurde der Satz | |
abgeändert, er lautet nun: „Wer dauerhaft hier leben will, soll motiviert | |
werden, im täglichen Leben deutsch zu sprechen.“ | |
## „Wir machen's“ | |
Immer neue Hinweise von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und | |
aus dessen Haus, dass es wegen der niedrigen Inflation derzeit kaum kalte | |
Progression gebe, lassen Seehofer kalt. „Wir reden mit der Bundeskanzlerin. | |
Das ist die Vorsitzende der CDU.“ Und der neue CDU-Beschluss sei gut. | |
Der CDU-Parteitag hat diese Woche beschlossen, dass auch sie nun den Abbau | |
heimlicher Steuererhöhungen durch die kalte Progression in Angriff nehmen | |
will. Seehofer sagte dazu: „Die CDU arbeitet darauf hin – und wir | |
machen's.“ Kalte Progression entsteht, wenn Lohnerhöhungen durch die | |
Kombination aus ansteigendem Steuertarif und Inflationsrate faktisch | |
zunichtegemacht werden. | |
In der Außenpolitik rief Seehofer angesichts der Ukraine-Krise zu einer | |
klaren und harten Haltung des Westens gegenüber Russland auf. Man habe | |
erkennen müssen, „dass Putin offensichtlich einen Plan hat, den er | |
unerbittlich verfolgt“. Deshalb stehe die CSU zu den Sanktionen – setzte | |
aber andererseits auf den Dialog mit Moskau. | |
## Die CSU sei gut unterwegs | |
Persönlich gab sich Seehofer äußerst selbstbewusst. Er werde auf dem | |
Parteitag deutlich machen, „dass unser Erfolg nicht dem Prinzip Zufall zu | |
verdanken ist, sondern dass dahinter eine sehr überlegte Strategie seit | |
jetzt sieben Jahren steht“. Die CSU sei gut unterwegs – trotz aller | |
„Wellenschläge“, die es während eines Jahres auch gebe. | |
Scheuer warnte vor einem Bündnis von SPD, Linkspartei und Grünen im Bund. | |
„Wir wollen nicht, dass sie Deutschland übernehmen. Wir wollen eine linke | |
Republik verhindern.“ SPD-Chef Sigmar Gabriel geißelte er als | |
„Ramelow-Macher“ und machte ihn für die SPD-Beteiligung an der Regierung | |
von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) verantwortlich. | |
Prominente Gäste auf dem bis Samstag dauernden Parteitag sind | |
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und Kanzlerin Angela Merkel (CDU). | |
Insgesamt sollen die rund 1000 Delegierten über fünf Leitanträge und ein | |
Positionspapier zur Sterbehilfe abstimmen. | |
12 Dec 2014 | |
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