# taz.de -- EU-Gipfel in Brüssel: Gegen Russland, für Wachstum | |
> Im Konflikt mit Russland hat sich die EU auf die Beibehaltung der | |
> Sanktionen verständigt. Für die Wirtschaft kommt ein milliardenschweres | |
> Wachstumspaket. | |
Bild: Es gab keine Spaltung innerhalb der EU und die Agenda konnte in sieben St… | |
BRÜSSEL dpa | Europa hält trotz der Wirtschaftskrise in Russland an den | |
Sanktionen gegen Moskau fest. Das beschloss der EU-Gipfel, der am späten | |
Donnerstagabend in Brüssel endete. „Die Sanktionen sind aus bestimmten | |
Gründen verhängt worden, und sie können nur durch den Wegfall dieser Gründe | |
aufgehoben werden“, resümierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Da die | |
die Agenda in sieben Stunden erledigt wurde, verzichtete der neue | |
Gipfelchef Donald Tusk auf den zweiten Gipfeltag. | |
Der Gipfel zeigte sich besorgt über die dramatische Wirtschaftskrise in | |
Russland und den Rubel-Verfall. „Russland ist unser strategisches Problem“, | |
sagte Tusk, der früher Premier in Polen war. Die Wirtschaftskrise in | |
Russland sei keine Angelegenheit von „zwei Tagen oder zwei Wochen“, warnte | |
er. | |
Der Gipfel stellte der pleitebedrohten Ukraine in allgemeiner Form weitere | |
finanzielle Hilfe in Aussicht. Es sei nicht über konkrete Details | |
gesprochen worden, sagte Merkel. „Wir wollen der Ukraine helfen, allerdings | |
ist die Voraussetzung, dass die Ukraine wirklich wirtschaftliche Reformen | |
durchführt und die Korruption massiv und energisch bekämpft.“ | |
„Die EU wird prüfen, wie viel makrofinanzielle Hilfe sie beisteuern kann“, | |
kündigte die Kanzlerin an. Die führende Instanz solle der Internationale | |
Währungsfonds (IWF) sein. Über Waffenlieferungen an die Ukraine sei nicht | |
gesprochen worden. Juncker hatte den zusätzlichen Finanzbedarf in Kiew auf | |
zwei Milliarden Euro beziffert. | |
## Wachstumsplan für EU-Wirtschaft | |
Frankreichs Präsident François Hollande hält noch vor Jahresende deutliche | |
Fortschritte bei der Lösung des Ukraine-Konflikts für möglich. Am kommenden | |
Sonntag oder Montag könne es ein neues Treffen von Vertretern der | |
Konfliktparteien auf Basis der sogenannten Kontaktgruppe geben, sagte er. | |
„Ich ziehe es vor, die Möglichkeit eines Auswegs aus der Krise zu sehen.“ | |
Der Gipfel brachte den milliardenschweren Wachstumsplan von Kommissionschef | |
Jean-Claude Juncker auf den Weg. Das Paket soll für neue Investitionen von | |
315 Milliarden Euro in die schwächelnde EU-Wirtschaft sorgen. | |
Bis Juni nächsten Jahres müssen nun die konkreten Projekte und deren | |
Finanzierung festgelegt werden. Hollande sagte, er habe mit Merkel bereits | |
über gemeinsame deutsch-französische Vorhaben gesprochen - auf Details ging | |
der Sozialist nicht ein. | |
## TTIP-Abkommen bis Ende 2015 | |
Die Bundesregierung ließ bisher offen, ob sie sich mit eigenem Geld an dem | |
neuen Topf für Investitionen bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) | |
beteiligen wird. Juncker deutete an, dass mehrere Staaten Bereitschaft | |
gezeigt hätten, finanziell mitzuziehen. Er nannte aber keine Namen. | |
Nationale Beiträge sollen bei der Brüsseler Defizitberechnung ausgeklammert | |
werden. | |
Der Gipfel forderte, die Verhandlungen über das geplante | |
Freihandelsabkommen TTIP mit den USA im Laufe des kommenden Jahres | |
abzuschließen. „Die EU und die Vereinigten Staaten sollten alles daran | |
setzen, um die Verhandlungen über ein ehrgeiziges, umfassendes und für | |
beide Seiten vorteilhaftes TTIP-Abkommen bis Ende 2015 zum Abschluss zu | |
bringen“, heißt es in der Abschlusserklärung. Die Verhandlungen sind | |
umstritten, da Kritiker das Aufweichen von europäischen Umwelt- und | |
Verbraucherstandards befürchten. | |
19 Dec 2014 | |
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